Der Bezirk Zofingen und im Speziellen Aarburg reklamieren, sie hätten ihr Soll bei der Aufnahme von Asylbewerbern mehr als erfüllt. Doch stimmt das wirklich? Ein Vergleich zeigt: Am meisten Asylbewerber pro Einwohner hat der Bezirk Aarau.
Die Gemeinde Aarburg wehrt sich gegen die Einrichtung einer neuen Asylunterkunft in zwei Wohnblöcken an der Lindengutstrasse mit bis zu 90 Plätzen. Gestern ging ein weiteres Protestschreiben bei Sozialdirektorin Susanne Hochuli ein, unterzeichnet von den Ortsparteipräsidenten von CVP, FDP, SVP und SP: Mit 34 Asylplätzen habe Aarburg sein Soll von 18 mehr als erfüllt.
Das ist nicht falsch, aber mit Statistiken lässt sich bekanntlich so ziemlich alles untermauern. In der Statistik für die Ersatzabgabe, mit der sich die
Gemeinden heute noch zu einem verhältnismässig günstigen Preis (10 Franken pro Kopf und Tag) von der Aufnahmepflicht freikaufen können, figuriert Aarburg tatsächlich nur mit 18 aufzunehmenden Asylbewerbern und muss dementsprechend auch keine Ersatzabgabe leisten.
In den Gemeinden des ganzen Bezirks Zofingen stehen demnach total 306 Plätze zur Verfügung (die Zahlen beziehen sich auf den Stand Ende 2013), wobei sie nur 161 Plätze anbieten müssten. Sie haben ihr Soll also wie Aarburg bei weitem erfüllt. Bei dieser Rechnung gilt das allerdings für alle Bezirke ausser Laufenburg mit einem Minus von 10 Plätzen.
Unterschiedliche Rechnungen
Zur Beurteilung der regionalen Opfersymmetrie kann man auch andere Rechnungen anstellen. Setzt man den für die Berechnung der Ersatzabgaben anrechenbaren Bestand an Plätzen für Asylsuchende in Relation zur Einwohnerzahl der Bezirke, ergibt sich ein etwas anderes Bild als in der Diskussion um die geplante Unterkunft in Aarburg.
Der Bezirk Zofingen steht mit 4,7 Asylplätzen pro 1000 Einwohner in der Tat überdurchschnittlich gut da, aber so aussergewöhnlich auch wieder nicht: Rheinfelden und Zurzach kommen auf den gleichen Wert, der Bezirk Kulm nimmt nach dieser Rechnung sogar deutlich mehr Asylbewerber auf, ganz zu schweigen von Aarau mit dem absoluten Spitzenwert von 7,8 Asylplätzen auf 1000 Einwohner.
Bau noch nicht abgenommen
Die Aarburger beeindruckt das freilich kaum. Tatsache bleibt, dass sie bereits mehr Asylsuchende beherbergen als verlangt, während mehr als die Hälfte der Aargauer Gemeinden die Aufnahmepflicht nicht vollumfänglich erfüllt und ein Drittel keinen einzigen Asylbewerber bei sich aufgenommen hat. «Wir sind nicht gegen Asylsuchende, aber wir fordern mehr Solidarität innerhalb des Kantons», bekräftigte Aarburgs Ammann Hans-Ulrich Schär gestern gegenüber der az.