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Kanton Aargau
Das Personal der Kinderklinik des Kantonsspitals Aarau übte den speziellen Lufttransport von Frühgeburten. Solche Transporte sind diffizile Aktionen, bei denen höchste Sorgfalt anzuwenden ist. Übung ist deshalb umso wichtiger.
Der Unterschied ist wirklich krass. Da kommt ein rot-weisser Rega-Helikopter geflogen, um ein Bündel Menschlein abzuholen. Voll beladen ist das Hightech-Fluggerät rund 3200 Kilo schwer, das Frühchen aber wiegt nur 2 bis 2,5 Kilogramm.
«In der Regel dient die Ambulanz als Transportmittel, der Helikopter kommt nur zum Einsatz, wenn er absolut Sinn macht.»
Das versichert der Arzt Philipp Meyer Schiffer bei einem Rundgang durch die Neonatologie-Station in der Kinderklinik des Kantonsspitals Aarau.
Obwohl der Rega-Heli voll ausgerüstet 8,5 Millionen Franken kostet, gilt dieser Grundsatz: «Der sicherste Transport ist im Bauch der Mutter.»
Aber wenn sie oder ihr Kind ohne rasche medizinische Hilfe in Lebensgefahr sind, kann die Luftrettung nötig sein. «Wir rechnen mit maximal zehn Flügen im Jahr», erklärt der Arzt.
Ausbildung für das Personal
Die ersten Frühchen kommen schon nach fünfmonatiger Schwangerschaft zur Welt, vier Monate früher als bei einer normalen Geburt.
Bei wachsender Bevölkerung und mehr Kindern braucht es zusätzliche Transporte, von den Regionalspitälern nach Aarau oder für Herzoperationen von hier ins Kinderspital nach Zürich. Für den Transport im Helikopter hat das KSA jetzt zwei Isoletten angeschafft.
Weil die Mini-Babys sehr empfindlich auf Erschütterungen reagieren, liegt ihr Bettchen auf einem Schwebetisch. Modernste Technik sorgt für 36 bis 37 Grad im Brutkasten und die meist nötige künstliche Beatmung sowie die ganze Überwachung.
Der Verlad des 120 Kilo schweren Transporttisches ist schwierig. Acht Intensivpflegerinnen und Kaderärzte übten sich gestern auf dem Aussen-Landeplatz des Helikopters darin.
Besonders gefährdet sind die Schläuche, die es beim Hereinschieben abreissen könnte.
Sicherheit als oberstes Gebot
Hektik und Stress haben hier nichts zu suchen, Ruhe und Sicherheit gehen vor.
Das macht Rega-Pilot Simon Luginbühl schon bei der Begrüssung klar.
«Niemand nähert sich dem Helikopter, solange die Rotorblätter drehen», warnt er das Spitalpersonal eindringlich.
In der stündigen Information durch die Rega-Crew mit Hans Blatter und den Jetärzten Murielle Monney sowie André Keisker lernen die Spitalangestellten die wichtigsten Heli-Abläufe live kennen.
Das geht von der Bedienung des Sitzes bis zur Kommunikation mit Mikrofon und Kopfhörer, die ja auch während des lärmigen Flugs einwandfrei funktionieren muss.
«Bei Turbulenzen ist ein straffes Angurten wichtig», erklärt der Pilot – aber es werde praktisch nie jemandem wirklich schlecht.
Viel grössere Probleme bereiten andere Bedingungen, die Einsätze sind nicht immer bei eitel Sonnenschein, wie gestern Nachmittag.
Dunkle Nacht, stürmische Winde und Regen können die Rettung eines Patienten und den Transport zum Schwerpunktspital massiv erschweren. Umso wichtiger sei es, die Abläufe in Ruhe zu üben, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.
Regelmässig solche Übungen
Rettungen mit der Seilwinde oder mit den Transport-Isoletten für Babys kann zwar nur die Rega machen. Aber man wolle sich damit nicht vom gelben TCS-Helikopter abgrenzen, versicherte Sprecherin Karin Hörhager.
«Wir haben bei der Rega drei Vollzeitstellen nur für solche Partner-Ausbildungen», sagte Hörhager.
Bei rund 10 000 Rettungseinsätzen pro Jahr hat die Rega grosse Alltagserfahrung. An Arbeit mangelt es den Luftrettern nicht, nur im Aargau gebe es seit der TCS-Konkurrenz 30 Prozent weniger Einsätze.