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Kanton Aargau
Ein Vater erzählt, wie sich sein Sohn verschuldete, dass sogar der Strom zu teuer wurde. Die Wut auf die Firma, welche dem Sohn ganz leicht einen Kredit für ein 30000 Franken teures Auto verschafft hat, ist immer noch hörbar.
«Die Schulden sind schleichend gekommen. Erst waren es die Kleider, die gleich teuer sein mussten, wie jene der Kollegen. Später kamen Töffli dazu, die ihr Geld nicht wert waren. Reichte das Geld nicht aus, halfen die Freunde grosszügig aus. Um den einen Kollegen zu zahlen, pumpte er einfach den nächsten an.
Der Lehrlingslohn war zwar nicht schlecht, reichte für diesen Lebensstil aber bei weitem nicht. Gotte, Götti, Eltern, Grosseltern – überall lieh er sich Geld. Er hat vermutlich schon damals realisiert, dass er in Schwierigkeiten ist. Irgendwann merkten wir, dass er sich auch beim Haushaltgeld bediente. Solche Momente sind auch als Vater schwierig, das trifft einen schon.
Auf die Lehre folgte der erste volle Lohn. Die finanziellen Probleme wurden deswegen nicht weniger. Es kam der Moment, an dem ihm wegen nicht bezahlter Rechnungen immer wieder der Strom abgestellt wurde. Aus Angst vor der nächsten Rechnung legte er die Post ungeöffnet zur Seite.
Dennoch hat er sich ein sportliches Auto geleistet. Das Geld dafür hatte er nicht. Die Banken gaben ihm den Leasing-Kredit, obwohl ihnen klar sein musste, dass er diesen nicht so schnell wird zurückzahlen können. Das hat sein Leben Gott sei Dank nicht kaputtgemacht, aber doch über Jahre hinweg gestört.
Ich vermute, dass die meisten Freunde nichts von seinen Problemen wussten. Nach aussen versuchte er, den Schein zu wahren. Grosszügig bezahlte er die Getränke seiner Kollegen mit. Er meinte es gut. Man schämt sich, wenn man zugeben müsste, dass das Geld eigentlich nicht reicht.
Die Familie hat von den Schulden gewusst. Aber als Vater hat man kaum Einfluss. Erst als er sich bei der Schuldenberatung gemeldet hat, ging es aufwärts. Sie sagen ihm die gleichen Dinge, die ich schon seit 20 Jahren sage. Aber es macht mehr Eindruck, wenn das ein Profi, eine neutrale Person, tut.
Sie stellten mit ihm ein Budget auf. Seither leistet er sich weniger, geht auch nicht mehr so häufig in den Ausgang. Er hat sich einen Nebenjob gesucht, der ihm ein Zusatzeinkommen verschafft.
Dennoch wird es lange dauern, bis er den Kredit und die Steuern der letzten Jahre abbezahlt hat. Nun sieht es so aus, als ob er es in den nächsten drei Jahren schaffen könnte. Das ist lange, aber wenigstens überblickbar. Dann ist er über 30 Jahre alt und steht finanziell bei null. Aber immerhin, das ist schon ein Erfolg. Er weiss, dass dies seine letzte Chance auf ein schuldenfreies Leben ist.»