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Am Mittwoch wütete der Sturm Burglind in der ganzen Schweiz. Die starken Windböen fällten im Aargau zahlreiche Bäume und sorgten für Verkehrsbehinderungen sowie einen Verletzten. Nun könnte schon das nächste Ungemach folgen.
Nach dem Wintersturm Burglind kommt möglicherweise das Hochwasser: Ab Donnerstagmittag bis Samstagmittag könnte der Rhein in den Kantonen Aargau, Zürich und Baselland an exponierten Stellen über die Ufer treten. Laut Naturgefahrenportal des Bundes gilt für diesen Abschnitt die Gefahrenstufe 3. Der Aufenthalt in der Nähe des Rheins ist gefährlich, Fussgänger sollten sich möglichst nicht in der Nähe des Flusses aufhalten.
Am Mittwochmorgen fegte «Burglind» mit teilweise über 100 km/h über den Aargau. Die Bilanz: 80 Feuerwehren im Einsatz, 130 Schadensplätze; 20 gesperrte Strassen; ein Verletzter, eingeschränkter Bahnverkehr. In Teilen des Fricktals sowie in den Zurzibieter Gemeinden Baldingen und Endingen kam es zu Stromausfällen im Netz der AEW Energie AG, die bis zu einer Stunde andauerten.
Bei der kantonalen Notrufzentrale in Aarau meldeten sich ab 8 Uhr zahlreiche Anrufer, wie Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, sagt. Die Zentrale war wegen «Burglind» vorsorglich voll besetzt worden.
«Die eingegangenen Schadensmeldungen betrafen vor allem umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer oder Gerüste, die aus der Verankerung gerissen wurden», sagt Graser. So beispielsweise in Suhr, wo ein Baustellengerüst umstürzte und die Strasse teilweise blockierte. Auf anderen Strassen versperrten entwurzelte Bäume den Weg. Auf der A1 zwischen Mägenwil und Aarau-Ost behinderten drei umgestürzte Bäume gegen Mittag den Verkehr. In Fahrtrichtung Bern bildete sich ein Rückstau von mehreren Kilometern Länge. Der Strassenunterhalt und die Polizei konnten die Hindernisse rasch beseitigen.
Glück im Unglück hatte ein Autofahrer, der zwischen Bremgarten und Wohlen unterwegs war: Sein Auto wurde kurz nach 12 Uhr von einem umstürzenden Baum getroffen. «Die Person wurde leicht verletzt und konnte sich selber aus dem Auto befreien», sagt Graser. Sie sei ansprechbar gewesen und ins Spital gebracht worden.
Umgestürzte Bäume beschädigten auch mehrere Gebäude, der Kantonspolizei Aargau liegen allerdings keine Angaben über die Höhe der Schäden vor. So zerlegten die Windböen vor dem «Coop Bau und Hobby» in Reinach ein Gartenhäusschen und verteilten die Trümmer über die Wiese. In Aarburg fiel eine Gartenlaube dem Sturm zum Opfer.
Und in Brugg setzte «Burglind» der Infrastruktur des Eisfeldes beim Campus Brugg-Windisch zu: Das Holzhäuschen wurde auf der einen Seite vom heftigen Wind eingedrückt. Der finanzielle Schaden kann noch nicht beziffert werden. Das Eisfeld sowie das betroffene Gastronomie-Holzhaus blieben gestern geschlossen. Die Betreiber hoffen, dass sie bis heute Mittag das Feld wieder öffnen können. Bereits letzte Woche musste der Betrieb eingestellt werden: In der Nacht auf den 26. Dezember war ein Teil des Eisfeldes von Unbekannten zerstört worden.
«Mit ‹Lothar› vor 18 Jahren ist ‹Burglind› nicht zu vergleichen», sagt Graser. «Damals herrschten ganz andere Verhältnisse.» 27. Dezember 1999 fegte der Jahrhundert-Orkan Lothar über die Schweiz. Im Aargau fällte der Orkan 1,3 Millionen Kubikmeter Holz. Von Frankreich her kommend raste «Lothar» mit nie zuvor gemessenen Windgeschwindigkeiten durchs Mittelland – auf dem Jungfraujoch mit 249 km/h und auf dem Uetliberg mit 241 km/h. Die Südschweiz und die Südostschweiz wurden verschont.
Dabei kamen 14 Menschen ums Leben, drei davon im Kanton Aargau. Zudem starben 15 Personen bei Holzarbeiten allein im Jahr 2000. Auch die materiellen Schäden waren immens: 600 Millionen Franken Schäden an Gebäuden sowie 750 Millionen Franken Schäden und Folgekosten am Wald.