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Kanton Aargau
In Oberentfelden ist das Wasser verschmutzt. Es muss abgekocht werden – oder eingekauft. In der Migros war das Wasser am Mittwoch ausverkauft.
Achtung! Die Warnzettel der Gemeinde sind unübersehbar. Sie hängen an Schaufenstern, an der WSB-Haltestelle oder am Restaurant-Tresen. Seit Dienstagabend darf in Oberentfelden kein Leitungswasser mehr getrunken werden. Auch gestern konnte die Gemeinde nicht entwarnen oder sagen, wie lange die Vorsichtsmassnahmen noch gelten.
Der Bevölkerung bleibt nichts anderes übrig, als das Wasser abzukochen oder stilles Wasser in Flaschen zu kaufen. In der Migros in Unterentfelden ist Wasser ohne Kohlensäure bereits Mangelware, die Regale waren gestern Nachmittag praktisch leer. Die Nachfrage liege weit über dem Durchschnitt: «Seit Dienstagnachmittag wird die fünffache Menge an Mineralwasser ohne Kohlensäure verkauft», sagt Sprecherin Karin Grossen. Auch im Coop, Denner und Spar gibt es praktisch kein stilles Wasser mehr.
Zu den Kunden, die den Einkaufswagen bis oben mit Wasser füllen, gehört die Bäckerei Röösli in Oberentfelden. Sie hätten am Dienstag ungefähr 50 Liter Wasser gekauft, um Brot backen zu können, sagt eine Mitarbeiterin. Das sei natürlich ein Mehraufwand. Deshalb hoffe das ganze Team, dass der Brunnenmeister bald Entwarnung gibt.
Noch härter als die Bäckerei hat das verschmutzte Wasser den Teigwaren-Hersteller Pastinella getroffen. Die Produktion wurde am Dienstag ganz eingestellt, wie Radio Argovia berichtete.
Weiterhin offen haben die Restaurants und Beizen. René Henkel wirtet seit über 40 Jahren in der «Insel». Eine Leitungswassersperre hat er noch nie erlebt. Er hat die Eismaschine abgestellt und seine Gäste mussten gestern auf grünen Salat verzichten. «Es wäre sehr aufwendig, den zu waschen», sagt Henkel. «Aber die Gäste wissen, dass es eine Ausnahmesituation ist.» Trotzdem kamen gestern weniger als an anderen Tagen: «Vielleicht wollen die Leute im Moment auf Nummer sicher gehen.»
Kein Risiko eingehen, gilt auch in der Kita «Äntenäscht». Es werde nur abgekochtes Wasser oder Mineralwasser verwendet. «Die Schoppen für die Säuglinge bereiten wir ausschliesslich mit Mineralwasser zu», sagt Kita-Leiterin Marianne Müller. Das Geschirr wird in einem extraheissen Programm gespült und anschliessend sterilisiert. Auch der Tisch wird nicht mit Leitungswasser geputzt: «Weil kleine Kinder auch mal die Tischplatte in den Mund nehmen, müssen wir besonders vorsichtig sein.»
Was für Kinder gilt, gilt auch für ältere Menschen. Das Alterszentrum Im Zopf hat etwa 1000 Liter stilles Mineralwasser eingekauft. «Wir brauchen wohl noch mehr, je nachdem wie lange die Leitungswassersperre noch andauert», sagt Heimleiter Pascal Broye. In den Tellern landet nur abgepackter, bereits gewaschener Salat. Auf Tee und Kaffee müssen Bewohner und Mitarbeitende verzichten: «Unsere Geräte sind direkt an die Leitung angeschlossen», sagt Broye. «Das ist zu gefährlich. Einzelportionen können jedoch mit abgekochtem Wasser zubereitet werden.»
Auch in der Pflege gibt es neue Regeln: Das Gesicht etwa wird nur noch mit Wasser aus der Flasche gewaschen. «Wir sind sehr vorsichtig und möchten kein Risiko eingehen, auch wenn der Aufwand gross ist», sagt Broye.
Doch selbst wenn der Brunnenmeister bald Entwarnung geben sollte, ist der Ausnahmezustand im Alterszentrum noch nicht vorbei: «Wir werden dann alle Leitungen durchspülen und alles desinfizieren müssen», sagt Broye.