Population
Warmer Frühling und langer Sommer: Droht dem Aargau eine Wespenplage?

Je länger der Sommer andauert, desto mehr Wespen wird es im Kanton Aargau geben. «Wenn eine Ortschaft vom Frost im Frühjahr teilweise verschont blieb, haben die dort ansässigen Wespenvölker eher noch Nahrung gefunden als andere», erklärt Wespenkenner Johannes Jenny.

Nicola Imfeld
Drucken

Getty Images/iStockphoto

Wenn man um diese Jahreszeit eine Person beobachtet, die wild mit ihren Händen fuchtelt und mit verängstigtem Blick hastig ihre unmittelbare Umgebung absucht, handelt es sich vermutlich um einen Wespenphobiker, also jemand, der Panik vor Wespen hat. Diese Phobie ist weit verbreitet und kann einen gemütlichen Sommertag zumindest kurzfristig zur Hölle machen. Denn die Wespen tauchen überall auf: in der Badi, beim Spaziergang oder während des Nachtessens auf dem Balkon.

Im Kanton Aargau sollen in diesem Sommer wieder einmal besonders viele von diesen gemeinen Biestern herumschwirren. Kann man diesem Eindruck Glauben schenken, erlebt der Aargau also tatsächlich eine Wespenplage? Johannes Jenny, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau und Wespenkenner, kann die Phobiker teilweise beruhigen: «Die aktuelle Population im Aargau entspricht dem Durchschnitt der letzten Jahre.» Dies habe vorwiegend mit dem kalten Winter zu tun, der die Gründung von Hunderten Wespenvölkern verhindert habe. Der anschliessend warme Frühling wäre dann hingegen eigentlich optimal gewesen. Doch weil es weniger Völker hatte als in den Vorjahren, konnten auch weniger Wespen von den milden Temperaturen profitieren. Diese Erläuterungen stützen auch die Statistiken der beiden Kantonsspitäler in Aarau und Baden. Sie lassen ausrichten, dass es keinen signifikanten Anstieg an Wespenstichen im Vergleich zu den Vorjahren gegeben habe.

Es deutet also nichts auf eine erhöhte Wespenpräsenz im Aargau hin. Trotzdem muss es nicht zwingend Einbildung sein, dass man in diesem Jahr von mehr Wespen heimgesucht wird. Regionale Unterschiede können vorkommen, sagt Jenny. «Wenn eine Ortschaft vom Frost im Frühjahr teilweise verschont blieb, haben die dort ansässigen Wespenvölker eher noch Nahrung gefunden als andere.» Ob und in welcher Region dies der Fall gewesen sei, könne er nicht sagen.

Hornissen pflegen

Wem es jetzt schon zu viele Wespen hat, sollte besser heute als morgen einen Flug in den Norden buchen. Denn je länger der Sommer andauere, desto mehr Wespen werde es geben, sagt Jenny. «Die Völker produzieren jetzt Nachwuchs wie am Laufband, darum hat es im August auf jeden Fall mehr Wespen als im Juli.» Er rät den Phobikern, sich ein «Hornissen-Kästchen» anzuschaffen. «Die Hornissen würden die Wespen auffressen, und man tut auch noch etwas Gutes für das Ökosystem.»