Abstmmung
Volks-Ja zur Umfahrung Brugg – in Standortgemeinde ist Zustimmung sehr tief

Die Aargauer sagen überraschend deutlich Ja zur Südwestumfahrung Brugg. Überraschend ist, dass in der Standortgemeinde Brugg die Zustimmung zum Millionenprojekt am zweittiefsten ausfällt.

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Umfahrung Brugg
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Regierungsrat Stephan Attiger im Brugger Ratshaussaal
Heinz Wipfli mit Regierungsrat Attiger
Vizeammann Heinz Wipfli freut sich für Windisch
Regierungsrat Stephan Attiger unter den Siegern in Brugg
Freude herrscht im spontan eingerichteten Biergarten
Am Brunnen vor dem Tore
Die Verlierer löffeln die Suppe aus
Knapp 20 Personen haben sich im Souperbe versammelt
Nein-Komitee wartet auf die letzten Ergebnisse

Umfahrung Brugg

Zur Verfügung gestellt

Statt Gewitter und Regen gab es am Sonntag überraschend viel Sonne. Das passte zum Resultat der Volksabstimmung über die Südwestumfahrung Brugg mit 88'830 Ja zu nur 41'362 Nein. Selbst die Befürworter des breit abgestützten Komitees aus den Parteispitzen von SVP, FDP und CVP waren in den ersten Kommentaren gleichermassen überrascht und erfreut. Mit dem hohen Ja-Anteil von genau 68,23 Prozent haben wir nicht gerechnet, hiess es unisono.

Dieser ist zwar um rund 5 Prozent tiefer, als vor drei Monaten zum Knoten Neuhof in Lenzburg. Aber das Brugger Projekt ist auch komplexer und war deshalb stärker umstritten. Neben den grundsätzlichen Strassengegnern aus SP, Juso, Grünen, Jungen Grünen und den Verbänden VCS, WWF und Pro Natura wollten die Parteien EVP, BDP und Grünliberale eine Optimierung des Projekts.

Erster Sieg für Stephan Attiger

Der neue Baudirektor Stephan Attiger ist selber «überrascht über die hohe Zustimmung, eine Mehrheit in dieser Höhe gibt es nur bei wenigen Abstimmungen», betonte er. In doppeltem Sinne sei das ein gutes Signal, nämlich grundsätzlich für Ortsumfahrungen und ebenso für das vorliegende Projekt. Es löse zwar für sich allein nicht alle Verkehrsprobleme, sei aber im Zusammenspiel mit anderen Massnahmen sinnvoll.

«Mit den Ortsumfahrungen will der Kanton die steigende Mobilität auffangen, den Verkehr verflüssigen und gleichzeitig die Zentren aufwerten.» Das bringe eine bessere Entwicklung der Siedlungen. Zum Baubeginn in Brugg wagte Attiger keine Prognose, der Detailplanung folge die öffentliche Auflage. «Ob es Beschwerden gibt, wie in Mellingen, liegt nicht in unseren Händen», sagt der Baudirektor.

Tiefe Zustimmung in Brugg

Erstaunlich gross sind die Unterschiede in den Bezirken, die Ja-Anteile reichen von über 61 bis zu rund 75 Prozent. Die Solidarität der Regionen mit geplanten oder bewilligten Umfahrungen war derart gross, dass sie den Standort-Bezirk teils deutlich übertroffen haben.
Rätselhaft bleibt der tiefe Ja-Anteil im Bezirk Brugg, den die Standortgemeinde Brugg mit knapp 53 Prozent Ja noch deutlich unterboten hat. Nur die Hauptstadt Aarau liegt mit knapp 51 Prozent Ja-Anteil noch darunter. Anderseits gibt es primär in den Randbezirken jede Menge Gemeinden, welche der Verkehrslösung in Brugg mit 75 bis 80 Prozent Ja oder einem noch höheren Anteil zugestimmt haben.

«In Brugg war die Gegnerschaft sehr aktiv», meint Ammann Daniel Moser zur schlechten Zustimmung seiner Stadt. Aber neben dem Wermutstropfen ist er natürlich «hoch erfreut über dieses positive Resultat». Damit könne man jetzt wirklich loslegen mit diesem Teil, nachdem man alle Optionen geprüft habe.

Verkehrspolitische Weitsicht

«Nach 40 Jahren Planung erhalten das Zentrum und Quartierstrassen in Brugg und Windisch endlich die lange ersehnte Verkehrsberuhigung», schreibt das überparteiliche Komitee zum klaren Ja. Damit habe das Aargauer Stimmvolk ein weiteres Mal «die erfolgreiche Verkehrspolitik der Regierung und des Grossen Rates bestätigt». Der wegfallende Ausweichverkehr erhöhe die Lebensqualität in den Brugger und Windischer Wohnquartieren.

Und zudem erhalte die Industrie ein bessere Anbindung ans Autobahnnetz.
«Freudig überrascht» ist auch Thierry Burkart, Präsident der FDP Aargau und des TCS Aargau, der das Resultat «nicht in dieser Deutlichkeit erwartet hat». Damit könne «der nötige Ausbau der Infrastruktur auf Strasse und Schiene fortgesetzt werden», betont Burkart.

Vom Gegner-Komitee erfährt Jürg Caflisch, SP-Grossrat und Präsident des VCS Aargau, das Resultat auf einer Wanderung im Appenzellerland und ist «enttäuscht». Keine Freude hat auch das Komitee selber, findet es aber ermutigend, dass sich der Nein-Anteil in Brugg von 40 auf 47 Prozent erhöht habe.