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Vor einem grossen, begeisterten Publikum hat der Circus Nock am Samstag in Frick seine 157. Saison eröffnet.
Wenn auf der Fricker Ebnet Lampengirlanden über einem weiss-roten Chapiteau schaukeln, kann der Frühling nicht mehr ferne sein. Wenn drinnen Orchesterleiter Tadeusz Kròl den Taktstock hebt und die Beleuchter hoch oben auf ihren Türmen die Scheinwerfer auf die Mitte der Manege fokussieren, dann hat die Spannung, was der «Nock» dieses Jahr bietet, ihren Siedepunkt erreicht. Englisch ist das Motto - «The World of Circus Nock» - aus sechs Nationen stammen die Artisten. Zu ihnen gesellt sich das polnische Orchester sowie die aus der Ukraine stammende Sängerin und Violinistin Polina Tsybizova.
«Menschen, Tiere, Sensationen» - so wurden früher Zirkusprogramme gemeinhin angepriesen. Heute wäre der Slogan zu banal, um Gross und Klein ins Chapiteau zu locken, obwohl die drei Worte nach wie vor zwar schlicht, aber höchst präzise auf den Punkt bringen, was es drinnen zu erleben gibt. Ohne Menschen geht in der Manege und drum herum, rein gar nichts.
So fangen wir denn bei den Tieren an: Elefanten und Tiger sind – aus Sicht der Tiere höchst erfreulicherweise - längst aus den «Nock»-Programmen verschwunden. Geblieben sind wunderschöne Pferde, mit denen Franziska Nock leidenschaftlich und sehr erfolgreich arbeitet. Auch dieses Jahr sind die Nummern mit den schwarzen Friesen und den weissen Andalusiern – gemeinsam mit jeweils Kleinpferden – Augenweiden. Reizvoll anzuschauen sind ebenfalls die Exoten – stoische Kamele, affektiert blickende Lamas und nur bedingt störrische Esel – geführt vom Schweizer Paolo Finardi.
Schon sind wir bei den Sensationen. Davon gibt es in «The World of Circus Nock» zahlreiche, grosse und etwas kleinere. Mit dem 23-jährigen Francesco ist auch die 8. Generation Nock vertreten. An der Premiere verständlicherweise zwar etwas nervös, stellt er als Seiltänzer unter anderem mit kühnen Sprüngen durch Reifen und über Feuer sehr ansprechend unter Beweis, dass diese älteste zirzensische Disziplin auch heute noch fasziniert. Gerade das macht ja einen grossen Teil der Faszination Zirkus aus: Dass längst zu Klassikern gewordene Darbietungen über Jahrzehnte hinweg stets aufs Neue hell zu begeistern vermögen, indem sie von den Artisten raffiniert verfeinert und aufregend ausgebaut werden.
So wie die 22-jährige Französin Adele Fame, welche in die hohen Kunst der Luftakrobatik an zwei Vertikalseilen, den Strapaten, mit scheinbarer Leichtigkeit und grossem Können neue spannende Elemente einbringt. Noch zwei Jahre jünger ist Geraldine Philadelphia aus Deutschland. Ob wohl ihre Eltern in den 50-er Jahren vom damals grassierenden Hula-Hoop-Fieber gepackt waren, ist unbekannt. Eindeutig ist, dass Geraldine ihre Leidenschaft für Reifen in grösseren Mengen mit Charme und enormem Geschick in eine hinreissende artistischen Nummer verwandelt.
Gerade mal 16- und 19-jährig sind die italienischen Brüder Andrea und Davide Caveagna. Equilibristisch lassen sie Hand auf Hand die Muskeln spielen. Die unglaubliche Kraft, verbunden mit smarter Eleganz, lässt einem vor lauter Staunen geradewegs der Mund offenstehen. Der 17-jährige Chilene Mikhail Milla hingegen bringt mit den Bällen, Keulen und Ringen, die er hinauf in den Chapiteau-Himmel wirft und wieder auffängt, die Augen des Pubikums gewaltig in Bewegung. Jonglage – auch sie eine uralte artistische Disziplin, die immer wieder aufs Neue zu fesseln vermag. Umso mehr, wenn ein so junger Künstler sie bereits so perfekt beherrscht.
Mehr als andere Zirkusnummern sind Clowns Geschmacksache. Die diversen Auftritte von Chilene Matute Alvarez ziehen sich jeweils arg in die Länge, wobei jeweils das Publikum stark mit einbezogen wird. Mimik und Tonalität von Clown Matute sind ebenso ziemlich begrenzt, wie sein Einfallsreichtum, aber nichts desto trotz erntet er herzhaftes Lachen.
Schiere Atemlosigkeit, schweissnasse Hände und pure Faszination löst die Troupe Zola aus der Mongolei aus, denn schwindelerregend ist ihre Schleuderakrobatik, verbunden mit dreifachem, geschraubtem und einem wunderschön geflogenen vierfachen Salto. Das ist Weltklasse und diese Nummer unbestritten die grosse Sensation schlechthin in diesem Programm.
Nächstes Gastspiel: Vom 15. Bis 19. März gastiert der Circus Nock im Aarauer Schachen. www.nock.ch