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Kanton Aargau
Über Ostern und an den Wochenenden kam es zuletzt wegen dröhnender Motoren von Sportwagen und Töffs immer wieder zu Lärmklagen bei der Polizei. Dagegen hatte der Aargauer Grünen-Präsident Daniel Hölzle vor Jahresfrist mit einem Lärmblitzer vorgehen wollen. Der Grosse Rat lehnte seinen Antrag ab – jetzt will er allerdings keinen neuen Anlauf nehmen.
Testosterongeladene Auto-Poser hier, rücksichtslose Töfffahrer da. Das seit Tagen anhaltende schöne Wetter lockt nicht nur Spaziergängerinnen und Hündeler in die freie Natur, sondern auch die Liebhaberinnen und Liebhaber von motorisierten und eben teilweise auch sehr lauten Gefährten.
Die Folge: zahlreiche Klagen über grossen Motorenlärm von Töff-Fahrern und Auto-Posern im gesamten Kanton sowie eine vor Wochenfrist gestartete Online-Petition auf dem AZ-Petitionskanal «petitio.ch» für die Region Aarburg. Die Problematik ist in aller Munde.
«Ich habe mir schon auch meine Gedanken gemacht, ob es nun an der Zeit wäre, noch einmal einen Anlauf zu nehmen», sagt Daniel Hölzle. Der Parteipräsident der Aargauer Grünen hatte im März 2019 mittels Postulat beim Kanton die Beschaffung eines sogenannten Lärmblitzers beantragt.
Ich habe mir schon auch meine Gedanken gemacht, ob es nun an der Zeit wäre, noch einmal einen Anlauf zu nehmen.
(Quelle: Daniel Hölzle, Präsident Grüne Aargau)
«Natürlich erwarte ich dadurch eine höhere Sensibilisierung. Offenkundig ist denjenigen, die mit lärmenden Motoren protzen, nicht bewusst, dass sie den meisten mit ihrem Lärm einfach nur auf die Nerven gehen. Für mich ist klar, dass sie gebüsst gehören», hatte Hölzle bei der Lancierung seines Postulats gegenüber der AZ gesagt.
Der Erfolg war dem 38-jährigen Zofinger damit allerdings versagt geblieben: Denn der Grosse Rat lehnte sein Postulat im September 2019 mit 79:46 Stimmen klar ab und folgte damit der Empfehlung des Regierungsrats.
Dass die Strassen derzeit aufgrund der Massnahmen gegen das Coronavirus leerer sind als gewohnt, lässt die übermässig Lärm verursachenden Verkehrsteilnehmer wesentlich stärker auffallen.
Das bestätigte im Nachgang des Oster-Wochenendes vom 10. bis 13. April auch Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, gegenüber der AZ: «Die bewusst lärmige Fahrweise dieser Leute führte täglich zu zahlreichen Lärmklagen aus der Bevölkerung. Dafür sorgten auch etliche Motorradfahrer, die unnötigerweise ihre Motoren aufheulen liessen.»
Trotzdem wird Hölzle mit seiner Forderung zur Anschaffung eines Lärmblitzers keinen neuen Anlauf nehmen. «Die Mehrheiten im Grossen Rat werden sich seit meinem Postulat nicht verändert haben. Kommt hinzu, dass der Regierungsrat auch nicht gerade Interesse signalisiert hat», sagt Hölzle. «Aber klar: Ich stehe weiterhin hinter meiner Forderung.»
Die Mehrheiten im Grossen Rat werden sich seit meinem Postulat nicht verändert haben.
(Quelle: Daniel Hölzle, Präsident Grüne Aargau)
Vorbild für Hözles Postulat vor gut einem Jahr war wie bei einem ähnlichen Vorstoss im Kanton Zürich der Kanton Genf. Dort wird in Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne (EPFL) an einem entsprechenden Gerät getüftelt. Ein Schall-Radar wäre «innerhalb von zwei bis vier Jahren» einsatzbereit hiess es vor Jahresfrist aus der Westschweiz.
Ebenso wie im Aargau war der Ruf nach Lärmblitzern als Massnahme gegen Lärmbelästigung auch im Kanton Zürich gescheitert: Der dortige Kantonsrat hat Anfang des laufenden Jahres entschieden, nicht darauf zu setzen. Auch ein Rayonverbot für laute Sportwagen in Wohnquartieren war vom Parlament im Aargauer Nachbarkanton abgelehnt worden. Der Tenor der Gegner: Die Polizei habe bereits eine Handhabe gegen lärmende Fahrzeuge.
Und so bleibt lärmgeplagten Aargauerinnen sowie Aargauern vorderhand nichts anderes übrig, als die Polizei zu alarmieren – und dann zu hoffen, dass die Lärmverursacher in flagranti erwischt werden. Denn: Unnötiger Lärm im Verkehr verstösst gegen das Strassenverkehrsgesetz – auch ohne Lärmblitzer.