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Frauenaargau-Präsidentin Sandra Kohler und der gesamte Vorstand haben sich entschieden, geschlossen nicht zur Wiederwahl anzutreten. Damit droht dem Verein kurz vor dem 30-jährigen Bestehen das Aus.
Gross war die Freude, als bei der Frauentagung am 25. Mai 2019 verkündet wurde, der Verein frauenaargau würde unter der Leitung der Badener Stadträtin Sandra Kohler fortbestehen. Monatelang hatten die damaligen Co-Präsidentinnen Connie Fauver und Sandra-Anne Göbelbecker vergebens nach Interessentinnen gesucht. Zusammen mit Kohler übernahmen im vergangenen Jahr gleich mehrere neue Frauen den Vorstand und retteten den Verein vorübergehend vor dem drohenden Ende. Danach herrschte Aufbruchsstimmung, die Anliegen von frauenaargau erlebten einen Aufschwung. Bei den Wahlen zogen sechs Aargauerinnen neu als Nationalrätinnen nach Bern.
Doch heute steht frauenaargau erneut vor der Auflösung. Präsidentin Kohler und der gesamte Vorstand haben sich entschieden, geschlossen nicht zur Wiederwahl anzutreten, wie der Verein mitteilt: «Wird bis zum 12. März kein Ersatz fürs Präsidium gefunden, stellt der Vorstand den Antrag, den Verein frauenaargau aufzulösen.» Doch was ist passiert, dass dem Verein nun erneut das Ende droht? «Es ist nichts vorgefallen, es gab keinen Streit», versichert Sandra Kohler auf Nachfrage. «Wir haben es leider nicht geschafft, in dieser Zeit einen stabilen Vorstand aufzubauen.» Nur wenige Monate nach dem gemeinsamen Start sei das erste Vorstandsmitglied aufgrund der zeitlichen Belastung ausgestiegen. «Dabei wäre vorgesehen gewesen, dass eine Co-Präsidentin auf Januar einsteigt. Sie sagte aber ab, weil sie an ihrem Arbeitsplatz ein neues Jobangebot bekam.» Schliesslich folgte auch noch der Rücktritt der Revisorin.
Seit der Übernahme der Vereinsleitung sei es dem Vorstand nicht gelungen, die Erwartungen und Aufgaben mit den vorhandenen zeitlichen und finanziellen Ressourcen in Einklang zu bringen. «Wir haben gehofft, dass wir mehr Vereinsmitglieder dazu motivieren können, Aufgaben zu übernehmen und mitzuhelfen», sagt Kohler. Das habe nur sehr beschränkt geklappt. Zum Beispiel, als der Vorstand nach einem Mitglied gesucht hat, das sich um Crowdfunding kümmern sollte, weil der Verein dringend mehr finanzielle Mittel braucht, um die nötigen Aktionen umzusetzen. Es wurde auch diskutiert, ob sich der Verein weniger vornehmen sollte: «Das würde aber nicht unseren Ansprüchen entsprechen. Wir wollten weiterhin eine Tagung und Treffen organisieren und im Hinblick auf 2021 waren viele Aktionen angedacht.» Die beruflichen und familiären Umstände der Vorstandsmitglieder liessen es nicht zu, dass sie alle Aufgaben alleine stemmten.
Die Entscheidung, nicht mehr anzutreten, sei für die Vorstandsmitglieder sehr schwer gewesen: «Es herrschte Trauerstimmung, als wir realisierten, dass es so nicht weitergeht.» Sie habe die Aufgabe letzten Sommer mit viel Freude übernommen, sagt Kohler: «Ich hatte aber klar gesagt, dass ich Hilfe brauchen würde, um diesen Arbeitsberg zu bewältigen.»
Sie hat noch immer einen Funken Hoffnung, dass sich eine Frau finden lässt, die das Präsidium übernimmt. «In diesem Fall würden sich ein paar Vorstandsmitglieder den Rücktritt neu überlegen.» Für Kohler selber kommt momentan auch kein Co-Präsidium in Frage. Der Verein würde nächstes Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiern.