ÖV
Veganerin Nancy Holten fordert die Ruheabteile in den Zügen zurück

Sie kämpft gegen Kuh- und Kirchenglocken sowie gegen Tiere im Zirkus: Und jetzt fordert die Veganerin und Lärmaktivistin Nancy Holten auch noch, dass die SBB die Ruheabteile in den Zügen wieder einführen.

Bastian Heiniger
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Nancy Holten kämpft gegen Lärm bei Kirchenglocken - und nun auch für mehr Ruhe in den Zügen.
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Ein Ruheabteil 2009: Damals schafften die SBB diese ab.
Nancy Holten und Ruheabteile

Nancy Holten kämpft gegen Lärm bei Kirchenglocken - und nun auch für mehr Ruhe in den Zügen.

zvg

Mal kämpft sie gegen Kuhglocken, mal gegen Kirchengeläut. Und nun sind Nancy Holten aus Gipf-Oberfrick die SBB-Passagiere zu laut. Vor allem jene in der zweiten Klasse. Im Namen der «IG Stiller» fordert sie deshalb die Wiedereinführung von Ruheabteilen. 2009 wurden diese abgeschafft.

Welcher Passagier kenne das nicht? «Man sitzt im Zug, möchte Ruhe und dann telefoniert nebenan jemand in voller Lautstärke – das stört», sagt Holten. In der ersten Klasse könnten sich Pendler in den Ruheabteilen entspannen. Doch auch jene der zweiten Klasse hätten ein Anrecht darauf. «Kein Handygeplapper, keine laute Unterhaltung.»

Mit ihrer Forderung möchte Holten eine Diskussion um den Lärm im öV anstossen – und den lärmgeplagten Pendlern sogleich einen Tipp mitgeben: Kopfhörer. Nicht etwa um Musik zu hören, sondern, um die strapazierten Ohren vor den lauten Sitznachbarn zu schützen.

Sie selbst habe schon im Zug grosse Kopfhörer aufgesetzt – und dann die Ruhe genossen. Ein Dorn im Ohr sind der Lärmaktivistin ebenfalls die Fahrgastdurchsagen. Viele der Informationen seien überflüssig, sagt sie. Und oft zu laut. «Ich musste mir auch schon die Ohren zuhalten.»

Soll es in den Zügen künftig keinen Willkommensgruss mehr geben? Kein «Wir bitten Sie auszusteigen und wünschen Ihnen eine gute Weiterfahrt»? Geht es nach Holten, wäre Schluss mit nutzlosen Durchsagen. Zumindest im Ruheabteil.

Die SBB haben kein Gehör

Bei den SBB denkt man nicht an eine Reduktion der Durchsagen. Die Begrüssung käme ja nur bei grossen Bahnhöfen, sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. Und Informationen über die Ausstiegsseite hälfen den Blinden.

Doch was halten die SBB von den geforderten Ruheabteilen in der zweiten Klasse? Auch dies stehe nicht zur Diskussion, sagt Schärli. 2008 habe man solche Abteile eingeführt. Aber der Versuch scheiterte. Schärli sagt: «Die meisten Passagiere wollen kein Ruheabteil.»

Im Gegenteil: Die SBB erhielten viele negative Reaktionen, als man in einzelnen Abteilen plötzlich nicht mehr sprechen, telefonieren oder Musik hören durfte.

Ruhezohnen für Regionalbahnen

Holtens Forderung zielt aber nicht nur auf die SBB, sondern auch auf Nahverkehrszüge. Dort sollen Ruhezonen eingerichtet werden, ohne Beschallung durch Lautsprecher.

Informationen könnten etwa über Kopfhörer weitergegeben werden, sagt Holten. Ähnlich wie in Reisebussen für Stadtführungen.

Bei der Wynental- und Suhrentalbahn stehen Ruhewagen aber nicht auf der Traktandenliste. Auf den kurzen Strecken mache dies kaum Sinn, sagt Erwin Rosenast, der Mediensprecher. Und wer unbedingt Ruhe möchte, könne ja auch im Erstklass-Abteil fahren.

Ähnlich tönt es bei der Bremgarten-Dietikon-Bahn: Das sei nicht möglich und werde nie ein Thema sein, sagt René Fasel, Leiter Bahnproduktion. Allein wegen der kurvenreichen Strecke könnten sie nur mit kurzen Wagen fahren. Deshalb seien sie auf alle Plätze angewiesen.

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