Landammann im Interview
Urs Hofmann über Roths Rücktritt: «Wir haben es so nicht erwartet – bedrückte Stimmung beim Kader»

Wie die Regierung von Franziska Roths Rücktritt erfuhr, welche Rolle die Analyse ihres Departements spielte und wie die Mitarbeitenden von Roth reagiert haben, sagt Landammann Urs Hofmann im Interview.

Mathias Küng
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Urs Hofmann: "Wir hatten mehrere Gespräche. Auch der Berater von Frau Roth hatte Kontakt mit mir."

Urs Hofmann: "Wir hatten mehrere Gespräche. Auch der Berater von Frau Roth hatte Kontakt mit mir."

Wann haben Sie erfahren, dass Franziska Roth zurücktritt?

Landammann Urs Hofmann: Das wurde uns am Mittwochmorgen im Laufe einer auswärtigen Klausursitzung mitgeteilt.

Mitgeteilt? War Frau Roth denn nicht selbst dabei?

Sie war krankheitshalber abwesend. Ihr Berater hat uns das Rücktrittsschreiben überbracht.

Wie reagierten Sie darauf?

Wir waren natürlich alle sehr betroffen. Auch weil wir es so nicht erwartet haben. Und weil ich es wahrhaft niemandem gönne, in einer solch schwierigen Situation einen solchen Entscheid treffen zu müssen.

Hat Sie der Entscheid überrascht?

Die Frage, wie es weitergeht und welche Entscheide Franziska Roth treffen würde, stand in den letzten Wochen natürlich im Raum. Auch vor dem Hintergrund der Kritik an Frau Roth aus ihrer eigenen beziehungsweise ihrer ehemals eigenen Partei. Aber dass sie sich so entscheidet, war für uns alle im Regierungsrat eine Überraschung.

Was ging Ihnen spontan durch den Kopf, als Sie es erfuhren?

Ich dachte, dass es Franziska Roth wohl wirklich nicht gut geht. Ich persönlich und der Regierungsrat hatten ein gutes Verhältnis mit ihr. Was jetzt passierte, bedrückt mich. Wie gesagt: Ich gönne es niemandem, unter solchen Umständen zurücktreten zu müssen. Ich wünsche Frau Roth alles Gute und gute Besserung.

Die Möglichkeit eines Rücktritts stand vorher schon im Raum. Hat sich die Regierung schon überlegt, was geschieht, wenn ...?

Frau Roth ist seit Mitte letzter Woche krank. Da haben wir uns natürlich schon Gedanken gemacht, wie wir uns bei einer allfälligen längeren Absenz organisieren. Baudirektor Stephan Attiger ist ihr Stellvertreter. Er übernimmt jetzt das Departement. Er sprach gestern schon im Grossen Rat in Vertretung von Frau Roth bei der Behandlung der Themen ihres Departements in der Kantonsrechnung 2018.

Frau Roth schreibt, sie könne nicht so arbeiten, wie sie es sich vorgestellt hat. Die Regierung sagt, sie sei krank. Was gilt jetzt?

Frau Roth ist zurzeit krank. Die Gründe für ihren Rücktritt finden Sie in ihrem Schreiben, das sie veröffentlicht hat.

Alle warteten auf die Analyse zu Organisation, Führung und Unternehmenskultur im Departement Roth. War diese der eigentliche Grund für den Rücktritt?

Dem Regierungsrat lag diese Analyse noch nicht vor. Es lag ein erster Bericht vor, zu dem Franziska Roth Stellung nehmen konnte. Sie hat jetzt entschieden, zurückzutreten. Was für den Rücktritt ausschlaggebend war, müssen Sie Frau Roth fragen.

Kennt die Regierung den Bericht?

Nein.

Hat Frau Roth denn eine Stellungnahme abgegeben?

Nein.

Was geschieht mit dem Bericht?

Wir lassen die Analyse nicht fertigstellen. Sie wird auch nicht publiziert.

Also hat die Regierung Frau Roth den Rücktritt nicht nahegelegt?

Nein.

Hatten Sie inzwischen direkten Kontakt mit Frau Roth?

Nein. Aufgrund der Rückmeldung ihres Beraters erachteten wir es nicht als angebracht, sofort persönlich auf Franziska Roth zuzugehen.

Hat sie zuvor mit Ihnen als Landammann das Gespräch gesucht?

Wir hatten mehrere Gespräche. Auch der Berater von Frau Roth hatte Kontakt mit mir.

Haben Sie ihr etwas empfohlen?

Über persönliche Gespräche gebe ich keine Auskunft.

Stephan Attiger übernimmt jetzt das Departement von Frau Roth. Geht so eine Doppelbelastung?

Ja, Stephan Attiger stellt sicher, dass das Departement weiterhin ordnungsgemäss funktioniert. Welche Geschäfte zusätzlich aufgegleist oder zurückgestellt werden, ist noch zu analysieren. Das muss die Regierung entscheiden.

Auch Sie übernehmen Dossiers aus dem Departement von Frau Roth, zum Beispiel die Suche nach einer Asyl-Grossunterkunft. Treiben Sie diese voran oder verwalten Sie sie, bis eine Nachfolge bereit ist?

Wir bearbeiten die anstehenden Fragen aktiv weiter.

Wenn Sie also zu einem konkreten Entschluss kommen, tragen Sie den in die Regierung?

Selbstverständlich. Wenn Entscheidungsbedarf besteht, stellen wir dem Regierungsrat Antrag. Zu gegebener Zeit wird zu entscheiden sein, ob die Bereiche, die jetzt in mein Departement gekommen sind, da bleiben oder zurück ins Departement Gesundheit und Soziales (DGS) gehen.

Sie hatten eine erste Mitarbeiterinformation im DGS. Wie reagierten die Mitarbeitenden?

Gestern fand eine Information des obersten Kaders statt. Es herrschte natürlich eine bedrückte Stimmung. Umgekehrt ist man aber auch froh, dass jetzt Klarheit herrscht, wie es weitergeht. Eine Information in einem breiteren Rahmen für alle DGS-Mitarbeitenden folgt heute Donnerstag.

Sie haben die Ersatzwahl auf den 20. Oktober festgelegt, wenn die Eidgenössischen Räte gewählt werden. Ging das nicht anders?

Die Alternative wäre gewesen, die Wahl erst im nächsten Jahr durchzuführen. Nach Ansicht der Regierung wäre es nicht richtig gewesen, den Termin so weit hinaus zu schieben. Die Wählerinnen und Wähler werden mit dieser Situation umzugehen wissen.