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Regierungsrat Urs Hofmann schildert im «Talk Täglich» den Verlauf der «perfiden, einzigartigen» Corona-Erkrankung. Zudem erklärt er, warum er möglichen Lockerungen in Bar-Betrieben skeptisch gegenübersteht und was er zur Frauen-Diskussion in seiner SP meint.
«Es geht mir leider noch nicht ganz so gut, wie es sollte», sagte der noch sichtbar geschwächte Urs Hofmann im «Talk Täglich» von Tele M1 gleich zu Beginn der Sendung gestern Abend. Corona sei eine «eigenartige, eine perfide Krankheit», nicht zu vergleichen mit der Grippe. Nach ein paar Tagen sei das Fieber weg gewesen, aber nach einer Woche wieder voll zurückgekommen. «Dann wurde es jeden Tag schlimmer», sagte der Regierungsrat.
Er habe Anti-Malaria-Mittel bekommen, doch das half nicht. Und so wurde Hofmann ins Spital eingewiesen. «Mir ging es in meinem ganzen Leben noch nie so schlecht.» Auf die Frage von Moderator Adrian Remund, ob er Angst vor einer künstlichen Beatmung gehabt habe, meinte Hofmann: «Ich sah ja auch die Bilder aus Italien, da ging mir schon durch den Kopf, es könnte auch mich treffen.»
Fünf Wochen ist es her, seit Urs Hofmann an Corona erkrankte. Seit eine Woche arbeitet er wieder. Wenn auch nur Teilzeit. Er gehe früh ins Bett und schlafe länger. Nun ist der Volkswirtschafts- und Polizeidirektor aber froh, dass er seine Amtszeit bis Ende Jahr noch normal beenden kann und nicht krankheitshalber vorzeitig aufhören muss. Urs Hofmann: «Das wäre kein schöner Abgang gewesen.»
Wegen der Corona-Erfahrung am eigenen Leib ist Hofmann noch überzeugter, dass eine «Durchseuchung» nicht das richtige Rezept wäre. Er ruft die Bevölkerung auf, auch nach den ersten Lockerungen im öffentlichen Leben sich strikte an die Hygienemassnahmen zu halten. «Wir müssen alles tun, um eine zweite Welle zu vermeiden.» Auch Hofmann hofft aber, dass «der Spuk bald vorbei ist».
Sehen Sie hier die Sendung TalkTäglich mit Urs Hofmann in voller Länge:
Angesprochen auf den offenen Brief des Regierungsrates an den Bundesrat, gleichzeitig mit den Coiffeuren, Gartencenter etc. auch andere Detailläden wieder zu öffnen, und ob er diese Forderung mitgetragen habe, antwortete Hofmann diplomatisch: «Sie wissen, dass ich Kollegialentscheide nicht öffentlich diskutiere.» Das Dilemma Wirtschaft versus Gesundheit ist dem Volkswirtschaftsdirektor bewusst. Das Abwägen sei Aufgabe aller Behörden, allen voran des Bundesrates, der in den Augen Hofmanns insgesamt einen guten Job macht.
Im Hinblick auf mögliche Lockerungen in der Gastronomie ist Hofmann eher skeptisch: «Objektiv ist das nicht so einfach. Sie können eine Bar ja nicht gut betreiben mit der Zwei-Meter-Abstand-Regel.»
Wichtig sei, dass der Staat, den betroffenen Betrieben «jetzt sofort hilft, ohne lange zu philosophieren». Die gesunden Firmen würden sich dank der Überbrückungshilfe nach der Krise erholen. Es gebe aber sicher Betriebe, bei denen man wegen mangelnder Ressourcen ein Fragezeichen machen müsse.
Moderator Remund thematisierte auch die gescheiterte SP-Frauenkandidatur für Hofmanns Nachfolge. Seine Partei habe nicht zuwenig Frauen, die für ein Regierungsamt in Frage kämen, betonte Hofmann. Vier valable Kandidatinnen hätten mit ihm gesprochen. Er habe alle motiviert anzutreten. Drei davon hätten aber aus persönlichen Überlegungen abgesagt.
Für den nominierten Dieter Egli hat Hofmann nur Lob: «Der Aargau hätte mit ihm einen guten Regierungsrat.» Im übrigen, so Hofmann, sei vor zwölf Jahren auch er als Mann gewählt worden und nicht als Frau. (roc)