Nachhaltiger Konsum
Unverpackt einkaufen im Aargau: In diesen drei Läden ist das möglich

Wer verpackungsfrei einkaufen möchte, findet im Aargau an drei Standorten Geschäfte, die sich diesem Konzept vollkommen verschrieben haben.

Mojan Salehipour
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Im «Pfünderli» Widen: Wie funktioniert es? Erst Behälter nehmen, Leergewicht wiegen, befüllen und dann wieder wiegen, Leergewicht abziehen und anschliessend ab zur Kasse.
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«Pfünderli»: Flüssiges wie Öl und Essig wird in grossen Glasbehältern gelagert und kann immer wieder befüllt und abgezapft werden.
Wer Glasbehälter braucht, kann hier Weckgläser in verschiedenen Formen und Grössen erwerben.
«Pfünderli»: Die Rüebli Pasta und Zitronenhüetli kann man im grossen Weckglas mit nach Hause nehmen, so lagern und anschliessend, wenn das Glas leer ist, wieder füllen.
«Ohne.ch» Baden: Hier werden die meisten Lebensmittel in Glasbehältern gelagert und warten darauf von den Kunden abgefüllt zu werden.
Unverpackt einkaufen im Aargau
«Ohne.ch»: Die handgemachten Toggenburger Naturseifen sind dezent mit Naturgarn und Karton verpackt.
«Unverpackt»: Diverse Körner und Flocken werden in praktischen Abfüllbehältern gelagert.
«Unverpackt»: Die Teigwaren können mit Holzlöfeln abgeschöpft werden.
«Unverpackt»: Einige Produkte kommen aus hygienischen Gründen nicht ganz ohne Verpackung aus: Die Bambuszahnbürsten und die Zahnseide werden im Karton oder im Glas angeboten. Die Nachfüllpackung Zahnseide ist aus Papierwachs.

Im «Pfünderli» Widen: Wie funktioniert es? Erst Behälter nehmen, Leergewicht wiegen, befüllen und dann wieder wiegen, Leergewicht abziehen und anschliessend ab zur Kasse.

pfuenderli.ch

Die Weltbevölkerung wächst und damit auch die Abfallberge. Doch die Abfallmenge steigt nicht nur gesamthaft, sondern auch pro Kopf. Laut dem Schweizerischen Bundesamt für Umwelt (BAFU) lag die Menge der Siedlungsabfälle 2017 bei 703 kg pro Person. Dies waren 100 kg mehr als noch 1990.

Besonders der Verbrauch an Kunststoffen und damit auch der Anteil an Kunststoffabfällen am Haushaltskehricht sei in den letzten Jahren gestiegen. Allein in den Weltmeeren sollen 140 Millionen Tonnen Plastik treiben. In der Schweiz konnten der Energieverbrauch und der Ausstoss an Schadstoffen durch hohe Entsorgungsstandards und technische Massnahmen verringert werden. Das Separatsammelsystem für PET-Getränkeflaschen ist ein gutes Beispiel. Über eine Ausweitung des Sammelsystems auf weitere Kunsstoffe wurde bereits nachgedacht. Auf der Hand liegen die Lösungen jedoch nicht.

Auch wenn Entsorgungsmassnahmen verbessert werden können, problematisch bleiben Abfallmengen laut BAFU jedoch wegen des hohen Ressourcenverbauchs weiterhin. Wer sich nun entschliesst den eigenen Abfallberg zu reduzieren, hat es beim Einkauf in einem gewöhnlichen Supermarkt schwer. Der Rucola kommt im mit Folie überzogenen Plastikkorb, die Milch im Tetra-Pack und auch die Teigwaren gibt es nur verpackt.

Wer nach einer Alternative sucht, wird im Aargau an drei Standorten fündig. In Aarau, Baden und Widen haben sich drei Geschäfte der Idee des unverpackten Lebensmittelverkaufs verschrieben. Hier wird die Ware in wiederverwertbaren Behältern angeboten und es wird weitestgehend auf Plastik verzichtet. Die Produkte werden vom Kunden selber abgefüllt – in eigene Behälter, die sie von zu Hause mitbringen. Dafür eignen sich Einmachgläser, Tupperware und ähnliches.

Ein weiterer Vorteil dabei: Kann der Kunde die Produkte selber abfüllen, entscheidet er selbst, wie viel er kauft. Damit dürfte er auch die Lebensmittelverschwendung klein halten.

Wer einmal den Wocheneinkauf machen möchte, ohne anschliessend Verpackungen im Kehricht entsorgen zu müssen, kann das im Aargau in diesen drei Geschäften tun.

Aarau - Unverpackt

unverpackt-aarau.ch

Im August 2017 eröffnete mit «Unverpackt» das erste Ladenlokal dieser Art in Aarau. In dem Geschäft an der Milchgasse 5 kann man Lebensmittel, aber auch andere Alltagsprodukte wie Kosmetik oder Reinigungsmittel kaufen. Frisches Obst, Gemüse und Backwaren sind unverpackt. Trockenwaren wie Pasta und Flocken werden in Glasbehältern gelagert. Teilweise haben diese ein eigenes System, welches das Abfüllen erleichtert oder es liegen Holzlöffel bereit. Die Produkte nehmen die Kunden in eigenen Behältern nach Hause.

Ganz ohne Verpackungen geht es auch hier nicht: «Leider ist es nicht möglich komplett auf sämtliche Verpackungen zu verzichten», so Nicole Widmer, Mitarbeiterin bei «Unverpackt» Aarau. Das gilt sowohl für die Anlieferung als auch für den Verkauf. Einiges kommt nicht ohne Verpackung aus – etwa die Zahnbürste aus Bambus, die in einer Kartonhülle liegt. Auflagen der Hygiene schreiben dies vor.

«Wir versuchen wo möglich Verpackungen zu vermeiden oder bitten unsere Lieferanten in Mehrweggefässen zu liefern», hält Widmer fest. Die Teigwaren vom Töpferhus in Aarau kämen zum Beispiel «in Plastikboxen, die dann immer wieder aufgefüllt werden». Viele Trockenprodukte wie Haferflocken, Reis und Polenta erhalten sie in 25 Kilogramm Papiersäcken.

Auf die Frage, ob es etwas gibt das «Unverpackt» Aarau von den anderen beiden Läden unterscheidet, sagt Mitarbeiterin Nicole Widmer: «Ich denke, dass alle Unverpackt-Läden das Interesse haben, ein lokales Sortiment anzubieten und ihr Möglichstes geben, eine kritische Auswahl der Produkte zu treffen. Diese Art des Denkens vereint uns eher, als dass es in Konkurrenz steht.»

Adresse: Milchgasse 5, CH-5000 Aarau
Webseite: www.unverpackt-aarau.ch

Baden - Ohne.ch

ohne.ch

Auch in Baden kann man seit August 2017 «unverpackt» einkaufen. Auf der Webseite des Ladens «Ohne.ch» heisst es: «Wir verkaufen unverpackt und schadstofffrei! Dabei möchten wir jedoch nicht verzichten, sondern ganz einfach Verantwortung übernehmen.»

Die meisten Waren werden hier zum Selberabfüllen angeboten. Das Sortiment reicht von frischen Lebensmitteln wie Gemüse und Obst bis hin zu einer ganzen Reihe an Trockenwaren. Zum sogenannten «non-food»-Sortiment gehören Kosmetikartikel und Reinigungsmittel, aber auch Hygieneartikel. Diese kommen wegen Hygiene-Vorschriften meist nicht ganz ohne Verpackung aus.

Bei «Ohne.ch» gibt es die Zahnseide im Glas – inklusive Nachfüllpackung. Die Gesichtsmaske kann man sich in den mitgebrachten Behälter selber abfüllen. Wer noch nicht genügend geeignete Behälter besitzt, kann hier diverse Dosen, Flaschen mit verschiedenen Aufsätzen und dergleichen erwerben.

Das Wort «Zero Waste» (Englisch für: Null Abfall) findet Teilhaberin und Gründerin Silja Buck etwas schwierig: «Man kann nicht päpstlicher sein als der Papst. Ich spreche lieber von Minimal Waste (Englisch für: Minimaler Abfall).» Es gehe vor allem darum, auf Einwegverpackungen und die Verwendung von Plastik zu verzichten sowie «mit den Ressourcen, welche unsere Erde zur Verfügung stellt, schonend umzugehen».

Nicht nur die Verpackungen, sondern auch die Transportwege der Produkte sowie die Ressourcen, die in die Produktion der Waren gehen, fliessen mit in die Überlegungen der Betreiber ein, bevor sie sich entscheiden Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen.

Auch hier zeigt sich Silja Buck realistisch: «Man muss immer abwägen, welche Prioritäten man setzt. Kein Produkt ist komplett unbedenklich, ausser es kommt aus dem eigenen Garten.»

Adresse: Stadtturmstrasse 15, CH-5400 Baden
Webseite: www.ohne.ch

Widen - Pfünderli

pfünderli.ch

Das Pfünderli ist mehr als ein Verkaufslokal: Zum Laden gehört ebenfalls ein kleines Bistro mit kalten und warmen Speisen, zudem werden hier einige der angebotenen Backwaren selbst gemacht.

Im Pfünderli wird nicht nur Wert auf verpackungsfreies Einkaufen gelegt; das Sortiment ist sowohl im Laden als auch im Bistro vegan. Das Team schreibt auf seiner Webseite über sich selbst und seine Vision: «Wir sind der Meinung, es geht auch ohne Verpackung und ohne tierische Zutaten».

Die Kunden füllen die Lebensmittel im Geschäft selbst ab und wiegen diese. Angeboten wird Trockenes wie Flüssiges. In den Glasbehältern warten Kichererbsen, Dinkel-Penne und Buchweizenmehl genauso wie kaltgepresstes Olivenöl und Apfelessig darauf, in die mitgebrachten Behälter der Kunden gefüllt zu werden.

Auch hier dürfen die «non-food»-Produkte nicht fehlen: Das palmölfreie Creme-Deo sowie das Badesalz mit Aktivkohle kommen hier ganz ohne Einwegverpackung aus.

Was motiviert das Pfünderli-Team? «Wir möchten unseren Kunden eine Möglichkeit bieten, nachhaltiger und bewusster zu konsumieren, denn solch ein Umdenken ist nötig, wenn wir unseren Planeten noch retten wollen», sagt Mitgründerin Marlene Karpf.

Adresse: Allmend 3, CH-8967 Widen
Webseite: www.pfuenderli.ch