Rhein
Uni Basel bestätigt Rückgang der Schwarzmeergrundel: «Ganz loswerden wird man sie aber nicht»

Die Anzahl der invasiven Fische hat sich reduziert. Viele der Tiere leiden an einer noch unbekannten Krankheit

Benjamin Rosch
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Die invasive Schwarzmeergrundel ist im Juli 2017 bis zum Kraftwerk Rheinfelden vorgedrungen.

Die invasive Schwarzmeergrundel ist im Juli 2017 bis zum Kraftwerk Rheinfelden vorgedrungen.

niz Nicole Nars-Zimmer

Sie ist klein, gefrässig und breitet sich blitzartig aus: Die Rede ist von der Schwarzmeergrundel, einem invasiven Fisch. Seit einigen Jahren ist er auch im Rhein heimisch, vermutlich eingeschleppt als blinder Passagier im Tank grosser Schiffe.

2013 wurde noch keine einzige Grundel im Rhein festgestellt, 2016 war schon jeder dritte Fisch im Fluss eine Grundel. Auch in den Aargau drangen die Grundeln vor, rheinaufwärts breiteten sie sich bis zum Kraftwerk bei Säckingen aus.

Anfang Oktober war dann ein Rückgang der Eindringlinge zu verzeichnen. «Wir haben diesen Sommer keine einzige Meldung von grösseren Schwarzmeergrundelfängen erhalten. Es hat deutlich weniger, das ist so», sagte der Basler Fischereiaufseher Hans-Peter Jermann. Nun bestätigt die Uni Basel diese Einschätzung.

Am Mittwochabend präsentierte die eigens eingesetzte Grundel-Taskforce der Universität neue Zahlen. Verzeichneten Angler im Jahr 2016 noch über 3000 Fänge, waren es im vergangenen Jahr nur noch etwas mehr als 2000.

Forscher fangen massiv weniger

Noch neuer sind die Erhebungen der Fänge, die die Forscher mit ihren Reusen erzielen. Jeweils im August fischen sie im Hafenbereich auf Schwarzmeergrundeln und Artverwandte. Gingen 2017 weit über 300 Exemplare ins Netz, waren es diesen Sommer noch etwa 65. An ihrem Vortrag nannte Forscherin Karen Bussmann dies «massiv».

Erstmals liegen zudem Beweise für die mysteriöse Verletzung der kleinen Fische vor. Fischer hatten diese bei vielen Grundeln beobachtet. Rund zehn Prozent der jüngst gefangenen Grundeln wiesen Hautläsionen auf, erzählte Bussmann. Der Grund für die Erkrankung ist unbekannt, zudem ist offen, ob die Krankheit in einem Zusammenhang steht mit dem Rückzug der invasiven Grundel. «Darüber lässt sich nur spekulieren», sagte Forscherin Bussmann bei der Präsentation. Für sie steht aber fest: «Ganz loswerden wird man die Schwarzmeergrundel nicht.»

Das sind insbesondere deswegen schlechte Nachrichten, weil die geografische Ausbreitung der Grundel weiter voranschreitet. Vor wenigen Wochen erst stiessen Wissenschafter auf Grundeln jenseits des Kraftwerks Säckingen. Ein Teil der Forschungsgruppe beschäftigt sich deshalb intensiv mit einer möglichen Grundelsperre.

In Zusammenarbeit mit der Uni in Karlsruhe wird im Labor ein künstlicher Fischaufstieg nachgebaut, wie er an vielen Kraftwerken steht. Das Ziel: Eine Vorrichtung, die erwünschte Fische wie Aale, Lachse oder Forellen durchlässt, unerwünschte Grundeln aber nicht.