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Experte Mario Cavegn rät zum defensiven Fahren und warnt davor, die Geschwindigkeit auszureizen.
Mario Cavegn: Obwohl das Unfallgeschehen der Motorradfahrenden in den letzten Jahren zurückgegangen ist, bleibt ihr Unfallrisiko in der Tat überproportional hoch. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung hat deshalb bereits 2010 ein Präventionsprogramm Motorrad mit einer breiten Palette von Massnahmen lanciert.
Massenmediale Kampagnen zur Sen-sibilisierung der Motorradfahrenden leisten ihren Beitrag, reichen alleine aber nicht aus. Dementsprechend werden im Rahmen des Präventionsprogramms auch andere Bereiche angegangen, wie beispielsweise die Optimierung der Fahrausbildung oder die Sanierung von Gefahrenstellen. Wir sind zuversichtlich, dass das Gesamtpaket einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Unfallreduktion leisten wird.
Bei der Lancierung des Präventionsprogramms haben wir uns das Ziel gesetzt, die Anzahl der schwer oder tödlich verunfallten Motorradfahrenden bis ins Jahr 2015 um 15 Prozent zu senken. Dieses Zwischenziel konnte erreicht werden. Auch in der aktuellen Phase, die bis 2020 dauert, sind wir natürlich bestrebt, das Unfallgeschehen in signifikantem Ausmass zu reduzieren.
Mario Cavegn ist Teamleiter Forschung Strassenverkehr und Motorradexperte bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu
Während die Helmtragquote bei praktisch 100 Prozent liegt, gilt dies keineswegs für die protektive Bekleidung. Eines der Hauptprobleme sind junge Lenkende von Kleinmotorrädern, die nicht selten in leichten Alltagskleidern fahren. Auch Pendler sind oftmals zu wenig gut geschützt. Dadurch können selbst kleinere Stürze schwerwiegende Verletzungen zur Folge haben. Fahrer von grösseren Maschinen sind indes verhältnismässig gut ausgestattet. Bei ihnen ist eher die Vorliebe für dezente, unauffällige Farben problematisch. Dadurch steigt das Risiko, übersehen zu werden.
Die Beratungsstelle möchte die derzeit laufende Kampagne «Stayin’ alive» verlängern und dabei auch das Wissen zu unfallträchtigen Strecken oder Stellen einfliessen lassen. In welcher Form dies am besten geschieht, gilt es aber noch abzuklären.
Zentral sind zwei Unfallarten: Einerseits Unfälle an Kreuzungen und anderseits Selbstunfälle. Diese beiden Unfallarten machen zusammen rund drei Viertel aller schweren Motorradunfälle aus. Kollisionen mit Motorrädern entstehen vor allem wegen Vortrittsmissachtungen durch Autofahrer, die Selbstunfälle wiederum insbesondere durch überhöhte oder unangepasste Geschwindigkeit.
Das A und O ist es, Sicherheitsreserven bewusst einzubauen und bei der Fahrt die Geschwindigkeit nicht auszureizen. In Vortrittssituationen gilt es nach Möglichkeit Blickkontakt herzustellen und stets bremsbereit zu sein, denn Töffs werden aufgrund ihrer schmalen Silhouette einfach übersehen oder viel zu spät erkannt. Weitere Tipps zum defensiven Fahren gibt unsere Kampagne «Stayin’ alive», die wir übrigens zusammen mit der Fédération Moto Schweiz FMS durchführen.