Aargauer Wein
Trotz Frost: Das Wunder des Rebjahres 2017 ist perfekt

Trotz Frost freuen sich die Rebbauern über eine gute Ernte von hervorragender Qualität.

Hans Lüthi
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Döttinger Rebberge und der Klingnauer Stausee im Hintergrund.

Döttinger Rebberge und der Klingnauer Stausee im Hintergrund.

Ursula Burgherr

Ende gut, fast alles gut, lautet das Fazit der Aargauer Weinbauern, die das 150-Jahr-Jubiläum des Verbandes im Weinbaumuseum Tegerfelden feierten. Was das Jahr 2017 bot, hat selbst die Fachwelt für unmöglich gehalten, die Rebstöcke brachen Rekorde, zuerst im negativen, dann im positiven Sinn. «Das ist ein denkwürdiges Jahr», sagte Peter Rey in seinem 28. Jahr als Aargauer Rebbaukommissär. Der Austrieb begann extrem früh, dann brachten die Nächte vom 19. und 20. April die schlimmsten Fröste. «Wir befürchteten bis 60 Prozent Ausfall im Kantonsmittel, bis 100 Prozent in den Regionen unteres Aaretal und Fricktal», blickt Rey zurück.

16'000 Hektoliter Wein

Vor dem Hintergrund des brutalen Starts löst das Fazit Freude aus: Über 2,2 Millionen Kilogramm Trauben sind im Aargau geerntet worden. Die daraus gepressten 16'000 Hektoliter Wein entsprechen 78 Prozent einer Durchschnittsernte, «nur» 22 Prozent gingen verloren. Allerdings gibt es vor allem im Fricktal und Aaretal grössere Ausfälle, in anderen Regionen sind die Weinfässer voll. Das Wunder von 2017 begründet Peter Rey so: Nach dem Frostjahr 2016 liessen viele Rebbauern Frosttriebe stehen, das Wetter war optimal, viel Sonne, Hitze und genügend Regen. Der Durchschnitt von 78 Oechsle bei den Riesling-Sylvanern ist ideal, die 95 Oechsle bei den Blauburgundern sind hervorragend.

Die Bilanz 2017 enthält gegen 70 Rebensorten und damit eine zu grosse Vielfalt. Dank gutem Klima haben sich Merlot und Malbec etabliert, die oft mit oder ohne Blauburgunder wunderbare Cuvée-Weine ergeben. Den klaren Spitzenreitern Pinot Noir mit 9000 Hektoliter und Riesling-Sylvaner mit 3200 hl folgen Sauvignon Blanc mit 500 hl, Pinot Gris mit 360 hl und Chardonnay mit 252 hl. Zwischen 30 000 und 20 000 Kilogramm brachte die Ernte dieser Sorten: Kerner, Merlot, Dornfelder, Malbec, Regent und Cabernet Dorsa.

Mit 150 Jahren kann der Branchenverband Aargau ein hohes Jubiläum feiern. Dass die Geschichte höchst wechselvoll verlief, zeigte ein Kurzreferat von Werbechef Markus Fuchs. 1881 erreichten die Weinberge 2680 Hektaren und damit deutlich mehr als das Wallis. Anfang des letzten Jahrhunderts zerstörte die Reblaus fast alles und stürzte den Verband in manche Krise. Die Fläche wurde immer kleiner, bis zum Tiefpunkt von 226 Hektaren. Heute sind es 400 geschützte Hektaren.

Die Rebbauern sind zu Recht stolz auf eine sehr hohe Qualität. Die Kräfte bündeln, lautet das gemeinsame Ziel der 600 Winzerinnen und Winzer im Verband.
Für die Aargauer Regierung gratulierte Finanzdirektor Markus Dieth zum Jubiläum. Auch die vielen Gold-Diplome zeugten von der hohen Qualität unserer Weine, lobte er die edlen Tropfen. Den richtigen Schnitt, wie ihn die Winzer beherrschen, wünschte sich der Finanzdirektor auch für das Budget. Mit grossem Dank der Regierung geht Rebbaukommissär Peter Rey Ende Monat vorzeitig in Pension. Der Verband wird seine Leistungen für den Aargauer Wein an der nächsten Versammlung würdigen.

Wein-Messe in Brugg-Windisch?

Präsident Roland Michel führte souverän und zügig durch die üblichen Geschäfte. Das von Michael Wetzel präsentierte Budget 2018 kam trotz Verlust von 7500 Franken einstimmig durch. Die Neuerungen in der Werbung präsentierte Markus Fuchs, der die wachsende Bedeutung des Internets hervorhob.

Der Aargau will sich an der Neugründung des Weinbauzentrums Wädenswil beteiligen. Votanten forderten eine enge Tuchfühlung mit dem Zentrum in Changins VD. Wegen einer Wein-Messe im Campus Brugg-Windisch ist der Vorstand noch unsicher, ob man sie schon 2018 oder erst später durchführen will.

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