Einbrüche
SVP-Flückiger fordert mehr Grenzwächter im Kampf gegen Einbrecherbanden

Fast täglich meldet die Kantonspolizei Fälle von ausländischen Einbruchsbanden, die im Aargau ihr Unwesen treiben. SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger verlangt in einer Motion nun vom Bundesrat, die Grenzkontrollen zu verstärken.

Mario Fuchs und Rolf Cavalli
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Sylvia Flückiger fordert, dass die Kontrollen an der Schweizer Grenze verstärkt werden

Sylvia Flückiger fordert, dass die Kontrollen an der Schweizer Grenze verstärkt werden

Keystone und az

Morgens, 4.30 Uhr. Eine Patrouille der Schweizer Grenzwache kontrolliert auf der A3 zwischen Augst und Rheinfelden ein Auto mit litauischen Kennzeichen. Ein Volltreffer: Im Fahrzeug kommt Einbruchswerkzeug, Bargeld und gestohlener Schmuck zum Vorschein. Darunter eine Plakette der Kaiseraugster Fasnacht, welche die zwei Litauer als Diebe entlarvt. Sie werden in Untersuchungshaft genommen.

Meldungen wie diese vom letzten Freitag gehören mittlerweile zur Routine der Kantonspolizei Aargau. «Wir sind immer wieder mit mobilen Tätergruppen aus Osteuropa konfrontiert», sagt Roland Pfister, Mediensprecher der Kantonspolizei. «Wir probieren mit allen Mitteln, den Kampf aufzunehmen», so Pfister. Wie im Fall der zwei Littauer sei die Zusammenarbeit mit der Grenzwache «hervorragend». Pfister verweist auf positive Zahlen. Die Einbruchskriminalität ist im Aargau 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent gesunken.

Sylvia Flückiger, SVP-Nationalrätin

Sylvia Flückiger, SVP-Nationalrätin

Zur Verfügung gestellt

Doch das reicht der Aargauer SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger nicht. «Die Zahl der Einbrüche ist seit Jahren hoch, wir haben längst europäisches Niveau erreicht.» Auch die Aufklärungsquote von 13 Prozent im Aargau und 14 Prozent national sei «unbefriedigend tief». Es scheine fast, als habe man sich an die hohe Anzahl Delikte gewöhnt, obwohl die Schadenssummen enorm und auch bei den Versicherungen spürbar seien. Dazu kämen mögliche Krankheitsfolgen bei Einbruchsopfern.

In einer Motion verlangt die Nationalrätin vom Bundesrat deshalb, die Grenzkontrolle stärker auf den Schutz vor kriminellen Banden auszurichten. Auf Anfrage präzisiert Flückiger: «Der Bund muss mehr Personen für den Grenzschutz einstellen.» Heute tue er dies nur punktuell.

Mit App auf Einbrecherjagd

Mehr und verstärkte Grenzkontrollen würde die Attraktivität der Schweiz für Einbruchstouristen senken, glaubt Flückiger. «Weil damit die Wahrscheinlichkeit steigt, erwischt und verurteilt zu werden.»

So einfach die politische Forderung nach einem effizienteren Kampf gegen Einbruchstourismus klingt, so komplex zeigt sich die Situation in der täglichen Polizeiarbeit. «Natürlich ist es unser Ziel, die Aufklärungsquote zu steigern», betont Kapo-Sprecher Pfister. Doch das sei «etwas vom Schwierigsten, dass es gibt». Die Polizei hoffe stets auf gute Spuren und Spurenauswertungen. Deshalb mache sie bei der Einbrecherjagd ja auch vermehrt Aufrufe an die Öffentlichkeit, neu teils auch über Facebook und App.

Sie begrüsse die Absichtserklärungen der Polizei, sagt Flückiger und signalisiert Verständnis für deren «nicht leichte Aufgabe». Dass im Aargau nur knapp jeder achte Einbruch aufgeklärt wird, zeige auf, «wie schwierig es ist, die Banden zu identifizieren und zu fassen».

Das Problem ortet die SVP-Politikerin aus Schöftland im Schengen-Abkommen, das vor allem auf Grenzkontrolle bei Schmuggelware und Steuerflucht setze. Die Konzentration auf die Sicherung der Schengen-Aussengrenze habe sich als Illusion erwiesen. Es sei effizienter, Mittel in den Grenzschutz zu stecken, als in aufwendige Verfolgung von Banden nach der Tat.

Nordgrenze nicht vernachlässigen

Das Schweizer Grenzwachtkorps ist in diesen Wochen besonders gefordert. Zum alltäglichen Einbruchstourismus kommt der zunehmende Druck an der Südgrenze, wo die steigende Zahl von Flüchtlingen zu Schaffen macht. Dutzende Grenzwächter aus dem Norden werden nun zur Verstärkung ins Tessin geschickt. Auch Aargauer sind rekrutiert.

Flückiger unterstützt die Hilfe für den Tessin, aber: «Hoffentlich ist das keine Einladung an die Kriminaltouristen . . .» Umso mehr findet sie: «Es braucht einfach mehr Personal!»

Beim Grenzwachtregion I, zu der auch der Aargau angehört, betont man: Die Nordgrenze werde nicht vernachlässigt wegen der Verstärkung im Süden.