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Kanton Aargau
Für die Kantonspolizei gibt es neue Vorgaben bei Festnahmen und sie erhält eine Abteilung, die sich mit Rechtmässigkeit der Polizeiarbeit befasst. Die Staatsanwaltschaft muss Aufträge für Untersuchungshandlungen klarer formulieren, zudem sollen ihre Mitglieder künftig ein Praktikum bei der Polizei absolvieren.
Vor rund einem Jahr hatte Simon Burger, Leiter der Regionalen Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm, in einem Bericht an den damaligen Regierungsrats Urs Hofmann, harte Kritik am Vorgehen der Kantonspolizei geübt. Burger schrieb unter anderem, bei Einsätzen gegen mutmassliche Kriminaltouristen gebe es rechtswidrige Festnahmen, die Verdächtigen würden zu lange inhaftiert und nicht über ihre Rechte informiert.
Zudem kritisierte Burger, der mit der Belegschaft der Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm im Clinch liegt, die Polizei gehe eigenmächtig vor und halte sich nicht an die Vorgaben der Strafprozessordnung. In einem Fall soll ein Aargauer Kantonspolizist zum Beispiel einen Verdächtigen gegen die Anordnung der Staatsanwaltschaft mit dem Auto über die Grenze nach Deutschland verfolgt haben.
Das Innendepartement beauftragte den früheren Strafrechtsprofessor Andreas Donatsch, die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und der Staatsanwaltschaft zu analysieren. Einen ersten Teil seines Berichts lieferte Donatsch schon im Dezember ab, danach wurde ein Einsatzbefehl der Polizei zum Umgang mit Kriminaltouristen angepasst.
Heute präsentierte Regierungsrat Dieter Egli, der neue Aargauer Justiz- und Polizeidirektor, den zweiten Teil des Berichts und die Massnahmen, welche der Regierungsrat ergriffen hat. Der Bericht von Professor Donatsch sieht Handlungsbedarf auf beiden Seiten, insbesondere bei der Falldokumentation durch die Polizei und der präziseren Auftragserteilung durch die Staatsanwaltschaft.
Die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft streben laut Egli das gleiche Ziel an: Die Gewährleistung von Sicherheit und die Durchsetzung des Strafrechts. Sie halten sich laut Donatsch bei der Arbeit auch «grundsätzlich an das geltende Recht», wie der Kanton mitteilt. Es gebe aber strukturelle Unterschiede (starke Hierarchie und Teamorientierung bei der Kantonspolizei, flache Hierarchien bei der Staatsanwaltschaft) und Mängel in der Zusammenarbeit der beiden Organisationen.
Andreas Donatsch, der in seiner Justizkarriere auch Richter, Staatsanwalt und Polizeioffizier war, gibt konkrete Empfehlungen für Verbesserungen, die laut Regierungsrat mit mehreren Massnahmen umgesetzt werden.