Siedlungsentwicklung
Steigt der Bodenpreis in Teilen des Aargaus ins Astronomische?

Eine Gemeinde sei nie fertig gebaut, sagt der Spezialist des Kantons zu zunehmend überbauten Bauzonen. Doch wie genau geht das?

Mathias Küng
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Fast komplett zugebaut: Wettingen und Baden (hinten). (Archiv)

Fast komplett zugebaut: Wettingen und Baden (hinten). (Archiv)

Walter Schwager

Ist es angesichts des Tempos der Bautätigkeit nicht nur eine Frage der Zeit, bis im Grossraum Baden-Wettingen alles zugebaut ist und der heute schon hohe Bodenpreis ins Astronomische steigt? Daniel Kolb, Leiter der Abteilung Raumentwicklung im Departement Bau, Verkehr und Umwelt, verweist angesichts der starken Bautätigkeit darauf, dass der aargauische Grosse Rat mit der Anpassung des Richtplans 2015 auf diese Situation bereits reagiert hat.

Qualitativ hochwertige Siedlungsentwicklung nach innen heisse die Lösung. Kolb: «Wenn dieser Ansatz umgesetzt wird, hat es gemäss Bevölkerungsprognosen genügend Siedlungsgebiet bis 2040. Eine Gemeinde ist nie fertig gebaut. Auch im Baugebiet gibt es immer wieder Umnutzungen und Entwicklungsmöglichkeiten.»

Hohe Dichten erreichen

Gewiss werde sich in bestehenden Einfamilienhausquartieren wenig verändern. Das sei aber auch nicht das Ziel. «Wichtig ist, dass wir auf unüberbautem Bauland an gut erschlossenen Lagen hohe Dichten mit gleichzeitig hoher Siedlungsqualität erreichen.» Zudem, so Kolb, habe der aargauische Grosse Rat nahe an den Zentren in sehr gut erschlossenen Gebieten zusätzliche Wohnschwerpunkte bezeichnet: «Die können viele Menschen aufnehmen. Über den ganzen Kanton hat es bis 2040 genug Bauzonen. Knapp kann es in den Zentren werden, wo aber auch topografische Grenzen gesetzt sind.»

Vor allem dank den neuen Wohnschwerpunkten werden die Preise eben nicht ins Unermessliche steigen, ist Kolb überzeugt.

Babyboomer zügeln bald

Zur weiteren Verdichtung beitragen werde, dass in den kommenden Jahren viele Besitzerinnen und Besitzer von Einfamilienhäusern diese altersbedingt aufgeben und in altersgerechte Wohnungen ziehen: «Dann wohnen wieder Familien mit zwei oder drei Kindern in diesen Häusern, was die Dichte deutlich erhöht.» Wichtig für die Planung in den Gemeinden sei eine gute Altersdurchmischung in den Quartieren und der Gemeinde insgesamt, ist Kolb überzeugt: «Dann kommt es nicht zu sprunghaften Entwicklungen, wo plötzlich ein zusätzliches Schulhaus nötig wird, das zehn Jahre später fast leer steht.»

«Haushälterisch» gilt überall

Zur Kritik von Johannes Jenny von Pro Natura betont Kolb, haushälterischer Umgang mit dem Boden müsse natürlich wie in Wohnzonen auch in Arbeitszonen und für die Landwirtschaft gelten: «Wenn wir im Siedlungsgebiet notwendigerweise restriktiv sind, darf der Druck nicht einfach in die Landschaft entweichen. Sonst machen wir unsere wunderschönen Landschaften und die Landwirte ihre Lebensgrundlage kaputt.»

Die Folge wäre dann auch, dass die Menschen auf der Suche nach Erholung in weiter weg gelegene Räume ausweichen und der Freizeitverkehr noch mehr zunimmt. Kolb: «Das wäre keine gute Koordination von Siedlung, Freiraum und Verkehr.»