Sprachkenntnisse
Viele Ukraine-Flüchtlinge wollen Deutsch büffeln - zu viele? Der Aargau reagiert

Schon heute subventioniert der Kanton mehrere Deutschkurse in verschiedenen Gemeinden. Nun soll dieses Angebot für Geflüchtete aus der Ukraine ausgebaut werden. Im kommenden Monat starten weitere Kurse – wegen der grossen Zahl an Flüchtlingen könne es aber zu Wartezeiten kommen, heisst es beim Innendepartement.

Fabian Hägler
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Im nächsten Monat sollen die Deutschkurse des Kantons für Ukraine-Flüchtlinge starten.

Im nächsten Monat sollen die Deutschkurse des Kantons für Ukraine-Flüchtlinge starten.

Bild: Matthias Jurt

«Die Schweiz hat ein Interesse, dass die grundsätzlich gut ausgebildeten Menschen aus der Ukraine rasch Deutsch lernen und bei uns im Erwerbsleben mit einer qualifizierten Tätigkeit Fuss fassen.» Das schrieb die Aargauer Regierung am 10. März in ihrer Stellungnahme zum Schutzstatus S für Ukraine-Flüchtlinge.

Der Regierungsrat sprach sich für eine Integrationspauschale aus, mit der unter anderem Deutschkurse finanziert werden sollten. Dies vor dem Hintergrund, dass kaum absehbar sei, wann die Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren könnten.

Vor einer Woche hat der Bundesrat entschieden, den Kantonen eine Pauschale von 3000 Franken pro Flüchtling und Quartal auszurichten. «Nun können wir die bestehenden Kurse schrittweise und nach Bedarf erweitern und ausbauen», sagt Sandra Olar, Sprecherin des Innendepartements, auf Anfrage.

Schon seit der Aktivierung des Status S war klar, dass Ukrainerinnen und Ukrainer am Deutschkursangebot im Rahmen des Kantonalen Integrationsprogramms sowie an Kursen auf dem freien Markt oder an Freiwilligenangeboten teilnehmen dürfen.

Kanton will bestehende Angebote ausbauen – kein Geld für private Kurse

Olar sagt, für die finanzielle Planungssicherheit habe man den Entscheid des Bundesrats vom 14. April betreffend Unterstützungsbeiträge abwarten müssen.

Sie kündigt an: «Die operative Umsetzung wird sich auf bestehende Strukturen, Abläufe und Angebote des Kantonalen Integrationsprogramms abstützen und ab Anfang Mai starten.» Schon heute subventioniert der Kanton diverse Deutschkurse für Neuzugezogene, jugendliche Ausländer oder Mütter mit Kindern in verschiedenen Gemeinden.

Man sei bestrebt, für alle Personen mit Schutzstatus S ein passendes Angebot zu gewährleisten und baue die Kapazitäten in den nächsten Wochen und Monaten aus, sagt Sprecherin Olar. Aufgrund der sehr hohen Zahl von Ukraine-Flüchtlingen sei jedoch mit Wartezeiten zu rechnen. Dennoch sind gemäss den aktuellen Integrationsförderkonzepten keine finanziellen Förderbeiträge für private Angebote vorgesehen.

16- bis 25-jährige Ukraine-Flüchtlinge haben Priorität bei Deutschkursen

Der Kanton kläre fortlaufend den Bedarf für Deutschkurse und andere Integrationsmassnahmen für alle Personen mit Schutzstatus S ab, ergänzt die Sprecherin. «Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren werden für die Teilnahme an Sprachkursen priorisiert», sagt Olar. Schulpflichtige Kinder lernen in der Regel Deutsch in der Volksschule.

Für Personen, die eine Stelle und eine Arbeitsbewilligung haben, besteht kein Kursangebot. Olar begründet: «Hier wird davon ausgegangen, dass Sprachkenntnisse im Arbeitsumfeld erworben werden.»

Für einen Elternteil mit Kindern im Vorschulalter sind Deutschkurse vorgesehen, bei denen Kinderbetreuung und frühe Sprachförderung angeboten werden. Dies sind laut Olar zentrale Kurse mit Kinderbetreuung in Aarau und Baden, sowie lokale Frauenkurse mit Kinderbetreuung und Mutter-Kind-Kurse.

Die Bundesbeiträge sind vorläufig auf ein Jahr befristet. «Unterstützt werden Personen mit Schutzstatus S aktuell bis zum Erreichen des Niveaus A2 oder maximal während eines Jahres», erläutert die Sprecherin des Innendepartements. Der Beitrag (quartalsweise 750 bis max. 3000 Franken) wird pro registrierte Person mit Schutzstatus S ausgerichtet.

Olar sagt: «Die notwendigen Fördermassnahmen werden in jedem Fall einzeln bestimmt und die Kosten können daher pro Einzelfall mehr als 3’000 Franken betragen oder erheblich darunter liegen.»