Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Im Aargau gibt es nicht genügend Logopädie-Lehrpersonen. Das führt dazu, dass an einzelnen Schulen Sprachheilunterricht nur noch reduziert oder gar nicht mehr angeboten werden kann. Am 15. März 2019 befanden sich 1683 Kinder und Jugendliche auf Wartelisten für eine Logopädietherapie.
In einer Interpellation erkundigt sich die SP-Fraktion, welche Massnahmen die Regierung gegen den akuten Mangel an Logopädinnen und Logopäden vorschlägt. In der Antwort erklärt der Regierungsrat, die Lage auf dem Stellenmarkt für Lehrpersonen sei grundsätzlich sehr angespannt. Zum Schuljahresbeginn 2019 hätten insgesamt 7,4 Prozent der Stellen im Sprachheilwesen nicht besetzt werden können. Eindeutige Gründe für den Fachpersonenmangel im Sprachheilbereich konnten keine eruiert werden; es gebe aber «eine Palette von Einflüssen, deren Zusammenspiel den aktuellen Mangel wohl begünstigt», schreibt der Regierungsrat.
So hat die Logopädie eine Sonderstellung innerhalb der Schulen. Denn im Gegensatz zu anderen schulischen Bereichen kann der Sprachheilunterricht nicht vorübergehend an andere Personen delegiert werden, um eine Mangelsituation zu überbrücken: Fehlt die Logopädin, gibt es keinen Sprachheilunterricht. Zudem sind Logopäden häufig auch nur ungenügend ins Schulteam und in den Schulalltag eingebunden und können so auch wenig Einfluss auf Stundenplangestaltung oder Pensengrösse nehmen.
Auch der Lohn spielt eine Rolle; wer in den Nachbarkantonen arbeitet, verdient deutlich mehr. Schliesslich verlassen zurzeit auch aus Altersgründen viele Lehrpersonen aus dem Sprachheilbereich die Schule.
An der Pädagogischen Hochschule stehen alle zwei Jahre jeweils 30 Logopädie-Studienplätze zur Verfügung. Diese reichen aus, um die Nachfrage nach dem Studium zu befriedigen. Es müssen keine Studierenden abgewiesen werden. Das beschränkte Angebot reicht hingegen nicht aus, um den Bedarf an Logopäden zu decken.
Der Regierungsrat nennt verschiedene Sofortmassnahmen zur Entlastung der verbleibenden Logopädie-Lehrpersonen. So sollen sie in interdisziplinäre Teams eingebunden werden, Therapie- und Fördermassnahmen werden priorisiert und die Schulleitung entlastet die Fachperson von heiklen Auseinandersetzungen mit Eltern, wenn etwa eine Therapie aufgeschoben werden muss, weil die personellen Ressourcen fehlen.
Die SP-Fraktion möchte aber auch wissen, wie die Erfassung und Förderung von sprachauffälligen Kindern in Gemeinden ohne Logopädie funktionieren soll. Diese Kinder können eine logopädische Abklärung und eine kurze Therapiephase von höchstens drei Monaten am Zentrum Aargauer Sprachheilschule beantragen. Weiter Möglichkeiten sieht der Regierungsrat in der regionalen Zusammenarbeit der Schulen in einem Sprachheilverband und er baut auf die «Neue Ressourcierung der Volksschule», die eine solche Zusammenarbeit erleichtern wird. Und es bleibt auch die Zusammenarbeit mit privaten Anbietern von Logopädie.
Schliesslich skizziert die Regierung ihre Vorstellungen, wie der Beruf attraktiver werden soll: Logopädinnen und Logopäden sollen künftig stärker in den schulischen Alltag eingebunden werden, sie sollen zudem gute räumliche Bedingungen vor Ort erhalten. Allerdings sei dies Sache der Gemeinden. Der Kanton halte sich deshalb mit Empfehlungen zurück, heisst es in der Antwort. Und endlich sollen auch für Logopädinnen und Logopäden die Löhne ab dem Schuljahr 2021/22 wieder «marktfähig» werden.
Jörg Meier