Corona-Alltag im Aargau
Spitex-Pflegerin über die Coronakrise: «Materialbeschaffung ist die grösste Herausforderung»

Monika Schwere arbeitet bei der Spitex Limmat-Aare-Reuss. Der Druck der letzten Wochen ist einem Stück Sicherheit gewichen.

Claudia Laube
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Spitex-Pflegefachfrau Monika Schwere.

Spitex-Pflegefachfrau Monika Schwere.

zvg

«Es ist eindeutig anspruchsvoller geworden», sagt Monika Schwere, die seit zehn Jahren bei der Spitex als Pflegefachfrau und Wundexpertin arbeitet. Rund 800 Klienten werden im Bezirk Baden durch Schweres Arbeitgeberin betreut. Für die meisten sei es vor allem zu Beginn der Coronakrise schwierig gewesen, mit dem nun Mundschutz tragenden Spitexpersonal klarzukommen, sagt die 60-Jährige: «Die einen haben Angst vor dem Virus und begrüssen die Schutzmassnahmen. Andere hingegen finden diese völlig übertrieben». Sie sei auch gebeten worden, den Mundschutz wieder auszuziehen: «Wenn ich aber erklärt habe, dass wir uns und unsere Klienten schützen wollen und eine Erkrankung je nach Person ganz unterschiedlich verläuft, wuchs das Verständnis.»

Bisher sei ihr auch noch kein Corona-Fall bekannt – weder unter den Spitexmitarbeitenden noch unter den Klienten. Es habe zwar Verdachtsfälle gegeben, aber keine positiv getesteten Personen. «Ich selbst habe keine Angst vor einer Ansteckung, bin aber sehr achtsam», so Schwere. Es gäbe Mitarbeitende, welche die ganze Krise mehr verunsichert: «Deshalb haben wir Anfang März ein Pandemie-Team als interne Anlaufstelle gebildet.» Man treffe sich alle zwei Tage, um sich auszutauschen, und bespreche dabei auch die neuesten Erkenntnisse des Bundesamts für Gesundheit: «So sind alle immer auf dem neusten Stand und erhalten die Anleitung und Unterstützung, die sie benötigen.»

Überrissene Preise ­– grosszügige Sponsoren

Für Schwere selbst hat sich vor allem eines als grösste Herausforderung herausgestellt: Die Materialbeschaffung. «Das kostet mich viel Zeit», sagt sie. Als die Grosslieferanten, bei denen sie normalerweise bestellt, keine Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Überschürzen mehr liefern konnten, musste sie bei anderen nachfragen. Derweil bekam sie auch viele Angebote von Firmen, die ganz neu das benötigte Material herstellen: «Die Preise waren teilweise völlig überrissen, drei- bis zehnmal so hoch wie normal. Es hat mich Überwindung gekostet, trotzdem nicht zuzugreifen, obwohl ich sehr unsicher war, ob unser Bestand überhaupt ausreichen wird.» Doch dann hätten sich Türen geöffnet: «Kosmetikerinnen und Naildesignerinnen, die gerade nicht ihrer Arbeit nachgehen können, haben uns ihr vorhandenes Material geschenkt.» Auch die Stadt Baden und die Gemeinde Ennetbaden hätten Material aus ihrem Notvorrat zur Verfügung gestellt: «Und all das ganz ohne Nachfrage unsererseits», sagt sie, «das hat mich sehr gefreut.» Abzuwarten und nicht einfach zu bestellen, habe sich eindeutig bewährt: «Dieses Wissen hat viel Druck von mir genommen.»