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Kanton Aargau
Drei Wochen später als letztes Jahr und eine Woche früher als üblich geht die Blütezeit in den Aargauer Rebbergen zu Ende. Trotz gutem Start wird es der 2012er kaum schaffen, das absolut hervorragende Spitzenjahr 2011 zu erreichen.
Der Winterfrost im Februar, der Zehntausende von Rosenstöcken, viele Oleander und weitere Zierpflanzen zerstörte, hat an tiefen Lagen auch den Reben zugesetzt. «Vor allem in Muldenlagen, wo sich Kälteseen bilden, muss man ab minus 1,5 Grad mit Frostschäden rechnen», sagt als guter Kenner der Aargauer Rebbaukommissär Peter Rey. Am Ostermontag wurden vielerorts bis zu 2,5 Grad unter Null gemessen, auch die Eisheiligen von Mitte Mai machten ihrem Namen wieder einmal alle Ehre. Die Folgen zeigten sich im Frühling: In den Mulden gab es 15 bis 20 Prozent weniger Triebe, aber weil man ohnehin Triebe und Menge reduzieren muss, gibt es genügend Trauben.
Genug Sonne für Blütezeit
Im Frühling war es lange recht kühl, den ganzen April stand die Vegetation fast still. Vergleiche sind in der Natur immer relativ: Die Reben blühten dieses Jahr zwar drei Wochen später als 2011, aber 7 bis 10 Tage früher als im langjährigen Durchschnitt. Früher galt der Johannistag (24. Juni) als normaler Zeitpunkt. Wichtiger als das Datum sind genügend sonnige Tage, damit es nicht zu starken Verrieselungen kommt. Heute ist die Situation für das weitere Wachstum optimal, schon in der ersten Juni-Hälfte hat es 150 Millimeter Niederschläge gegeben. Nach dem Manko im Winter hat es nun genügend Wasser im Boden. «Die Reben können aus dem Vollen schöpfen, bei Sommerwetter gibt es pro Woche bis zu fünf neue Blätter», betont Rey.
Sorgenfrei sind die Rebbauern allerdings selten, die oft hohe Luftfeuchte begünstigt den Pilzbefall massiv. «Da und dort sieht man Ölflecken als Zeichen für den gefürchteten Falschen Mehltau», erklärt Rey. Eine Pilzbekämpfung alle acht bis zehn Tage mit den geeigneten Spritzmitteln sei darum nötig und wichtig. Bei trockenem und warmem Wetter könnte der Echte Mehltau ebenfalls zum Problem werden.
Traubenernte in hundert Tagen
Faszinierend in den Aargauer Rebbergen ist diese Tatsache: Pro zehn Meter zusätzlicher Höhe ist die Vegetation um einen Tag zurück. Tiefe Lagen sind darum frühe Lagen, im Aargau befinden sich die 400 Hektaren Rebberge zwischen 350 und bis zu 500 Meter über Meer. Von der Blüte bis zur Ernte dauert es bei den Trauben rund 100 Tage. «Bei der Qualität läuft 90 Prozent über die Mengenbegrenzung», ist der Leiter der Weinbau-Fachstelle fest überzeugt. In den letzten 25 Jahren habe sich die Qualität der Trauben massiv gebessert.
Trotz gutem Start wird es der 2012er kaum schaffen, «das absolut hervorragende Spitzenjahr 2011» zu erreichen. Bei der Degustation der Staatsweine seien alle begeistert gewesen über die harmonischen Tropfen von dunkler Farbe. «Von der Qualität her hätte man alle 16 Weine der Finalrunde zu Staatsweinen erküren können», versichert Peter Rey.