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Der neue deutsche Direktor von Museum Aargau, Jörn Wagenbach, will die Schlösser mit einem Schweizer Top-Schloss-Verbund noch besser positionieren. Mit speziellen Touren will er die Schlösser den Touristen näher bringen.
Der neue Direktor von Museum Aargau, Jörn Wagenbach, empfängt uns im Verwaltungsgebäude am Fusse des Schlosses Wildegg. Von hier geniesst man den Blick aufs Schloss, den berühmten Rosengarten und den sehr stattlichen Schlossgutshof.
Herr Wagenbach, Sie stellen die Saison 2014 unter das Motto «Achtung ansteckend». Was ist zu erwarten?
Jörn Wagenbach: Wir erzählen nächstes Jahr Geschichten aus 2000 Jahren Heilkunst. Das Spektrum an den sechs Standorten reicht von der antiken Medizin bis hin zu den Themen Hygiene, Pest und anderen Epidemien im Mittelalter. Wir gehen der Frage nach, wie sich die Menschen gepflegt haben, wie Kranke geheilt wurden. Und woran glaubten sie? Dass das Kraut oder der Glaube sie geheilt hat?
Jörn Wagenbach schloss 1991 sein Studium mit dem Master of Arts ab. Er arbeitet seit 15 Jahren in der Schweiz und ist neuer Direktor von Museum Aargau. (mku)
Wenn Sie 2000 Jahre abdecken, beginnen Sie wohl im Lazarett des Legionärspfades in Windisch?
Genau. Wir zeigen dort, wie im ersten Spital auf dem Gebiet der heutigen Schweiz die Legionäre verarztet worden sind. Dann zeigen wir die klösterliche Kräuterheilkunde, unter anderem mit einer Klosterapotheke. Schliesslich machen wir den Bogen über Modekrankheiten des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Heilkunst.
Welche Modekrankheiten?
Es gab etwa die Neurasthenie, ein Nervenleiden. Viele litten an der neuen Geschwindigkeit der Welt. Denken Sie an die ersten Eisenbahnen, die in bisher ungekanntem Tempo fuhren. Und es gibt interessante Parallelen zu heute. Julie von Effinger auf Schloss Wildegg führte eine homöopathische Hausapotheke. Früher war dies teilweise die wichtigste Heilmethode. Wir kennen sie heute noch, einfach als alternative Methode.
Und wie wollen Sie die teilweise schwierigen Inhalte vermitteln?
Es wird verschiedene Formen geben. Von früheren Themen kennen wir bereits Figuren in historischen Kostümen, die erzählen. Im Legionärslager werden wir einen Medicus haben, auf Schloss Lenzburg die arabische Medizin thematisieren, die über die Kreuzzüge bei uns bekannt wurde. Beim Schloss Wildegg bieten wir auch Kneippkuren wie im 18. Jahrhundert an. So ziehen wir überall Parallelen zu gestern, heute und vielleicht sogar morgen.
Epidemien plagten die Menschen einst. Wie thematisieren Sie diese?
Epidemien sind der Schwerpunkt auf der Habsburg. Eventuell können wir dort auch einen Pestsarg ausstellen. Bei Epidemien starben einst so viele Menschen, dass es schliesslich Särge gab, aus denen man die Toten ins Grab kippen und die Särge wieder verwenden konnte. Hier wie an den anderen Schwerpunkten bereiten wir ein Rahmenprogramm mit Führungen, Ausstellungen und besonderen Angeboten auch für Familien vor.
Museum Aargau schliesst 2013 wieder mit einem Besucherrekord. Geht das jedes Jahr so weiter?
Wir freuen uns natürlich, wenn möglichst viele Besucherinnen und Besucher unsere Angebote nutzen. Aber neben der reinen Besucherzahl, die uns freut, haben wir einen Qualitätsauftrag. Wir wollen Inhalte vermitteln, die hängen bleiben.
Wie?
Kleine «Legionäre» können bei uns im Lager übernachten und lernen, wie man dort gelebt, die Kampfeskunst trainiert und gegessen hat. Das ist sehr komplex und die Besucherzahl ist limitiert. Das ist für uns genau so wichtig wie ein publikumsstarker Grossanlass. Die Qualität muss immer stimmen, die Angebote müssen anregend wirken und weiterbilden können. Und natürlich darf es Spass machen.
Ihr Auftrag lautet auch, die nationale Ausstrahlung zu verstärken. Eignet sich die habsburgische Vergangenheit dafür?
Die hat noch ein Riesenpotenzial, gerade auch im benachbarten deutschsprachigen Ausland. Wir haben uns ja mit Habsburg-Touren bereits mit anderen verbunden. Auf der Habsburg wollen wir in Kooperation mit dem neuen Pächter auch kulinarische Geschichtsvermittlung machen.
Wie wollen Sie das Interesse zusätzlich auf Museum Aargau lenken?
Wir arbeiten an einem Konzept für «Top-Schlösser». In Frankreich gibt es Loire-Schlosstouren. Unser Ziel ist ein Verbund besonders interessanter Schweizer Schlösser, die man den Leuten etwa über einen Schlosstrail näher bringen kann. Wir erhalten bald eine Potenzialanalyse des Gottlieb-Duttweiler-Instituts. Danach entscheiden wir, wie wir mit dieser Idee auf andere Schlösser zugehen.