Ständerat
So schafften es Burkart und Knecht ins Stöckli

Verschiedene Punkte führten dazu, dass Thierry Burkart und Hansjörg Knecht im zweiten Wahlgang die Nase vorne hatten.

Mathias Küng
Drucken
Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) vertreten den Aargau die nächsten vier Jahre im Ständerat.

Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) vertreten den Aargau die nächsten vier Jahre im Ständerat.

WALTER BIERI

Am Sonntag zeichnete sich schon früh ab, an wen die beiden Ständeratssitze gehen würden: an Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP). Und dies, obwohl nebst ihnen mit Marianne Binder (CVP) auch eine starke bürgerliche Kandidatin und mit Ruth Müri (Grüne) eine gemeinsame Vertreterin von Rotgrün antraten.

Burkart ist erst seit vier Jahren Nationalrat. Der Anwalt wurde bekannt als Grossrat, früherer Präsident der FDP Aargau, Grossratspräsident, Kämpfer für sechs Spuren auf der A1 im Aargau sowie für einen raschen Bahnausbau zwischen Aarau und Zürich, und als Präsident des mitgliederstarken TCS Aargau. Dieses Amt gibt er nächstes Jahr ab.

Er hatte wohl die beste Ausgangslage, zeigte doch eine Nachbefragung des Zentrums für Demokratie Aarau, dass er im ersten Wahlgang auch viele SVP-Stimmen gewann. Zudem wurde er im Nationalratsrennen Panaschierkönig.

Er legte gegenüber dem ersten Wahlgang um 17'000 Stimmen zu und holte in zehn der elf Bezirke am meisten Stimmen, auch in seinem Bezirk Baden. In der Stadt Baden allerdings hatte Ruth Müri die Nase vorn.

Demgegenüber verdankt der betont sachpolitisch und unpolemisch agierende SVP-Politiker Knecht seine Wahl natürlich der schieren Grösse der Wählerschaft der SVP sowie vielen FDP-Stimmen. Er legte gegenüber dem ersten Wahlgang kaum zu, was zeigt, dass die Stimmen nicht mehr angetretener Mittekandidaten nicht an ihn gingen.

Mit dem Mann aus Leibstadt, der in seiner Wohngemeinde klar obenauf schwang und auch das Rennen im Bezirk Zurzach für sich entschied, vertritt wieder einmal ein Politiker aus einer Randregion den Aargau im Ständerat. Knecht war zwei Legislaturen Nationalrat. Bekannt ist er als Müllereiunternehmer und langjähriger Präsident des Hauseigentümerverbandes Aargau.

Keine Frauenwahl: Marianne Binder und Ruth Müri unterliegen

Den dritten Platz holte die Präsidentin der CVP Aargau, Marianne Binder. Sie hatte schon am 20. Oktober – für die meisten Beobachter eher überraschend – den jahrelangen Abwärtstrend der CVP stoppen und einen zweiten Nationalratssitz zurückerobern können. Jetzt wollte die einstige Kommunikationschefin der CVP Schweiz diesen Schwung mitnehmen und für ihre Partei sogar den einstigen traditionellen Ständeratssitz zurückholen.

Das klappte trotz einer Stimmenverdoppelung gegenüber dem ersten Wahlgang und Stimmen sowohl von rechts und als auch von links nicht. Dafür ist die Wählerbasis ihrer Partei inzwischen zu klein.

Am überraschendsten ist, dass die grüne Gross- und Badener Stadträtin Ruth Müri von der grünen Welle und der Frauenwahl vom 20. Oktober nicht mehr profitieren konnte und auf Rang vier landete. Sie war als Kandidatin von Grünen und SP angetreten.

Die SP hatte im ersten Wahlgang mit Nationalrat Cédric Wermuth den Sitz zu verteidigen versucht. Er zog sich zu Gunsten von Müri zurück. Gestern war sie mit unwesentlich mehr Stimmen als Wermuth im ersten Wahlgang chancenlos.

Burkart und Knecht ersetzen die beiden nicht mehr angetretenen Ständeräte Philipp Müller (FDP) und Pascale Bruderer (SP). Die FDP verteidigt damit ihren Sitz, die SVP holt ihren 2011 an Bruderer verlorenen Sitz zurück.

Die Aargauer Ständeräte seit 1979

Thierry Burkart (FDP): Ständerat seit 2019 Thierry Burkart, FDP Nationalrat, im Wahlzentrum des Kanton Aargau am Sonntag, 20. Oktober 2019, in Aarau. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)
12 Bilder
Hansjörg Knecht (SVP): Ständerat seit 2019
Philipp Müller (FDP): Ständerat von 2015-2019
Pascale Bruderer (SP): Ständerätin von 2011 bis 2019
Christine Egerszegi (FDP): Ständerätin von 2007 bis 2015
Thomas Pfisterer (FDP): Ständerat von 1999 bis 2007
Maximilian Reimann (SVP): Ständerat von 1995 bis 2011
Links im Bild: Willy Loretan (FDP): Ständerat von 1991 bis 1999
Hans Jörg Huber (CVP): Ständerat von 1987 bis 1995
Bruno Hunziker (FDP): Ständerat von 1987 bis 1991 Im Bild: 2. Oktober 1984: Der unterlegene Bruno Hunziker (r.) gratuliert Parteikollegin Elisabeth Kopp (FDP) zur Wahl in den Bundesrat.
Julius Binder (CVP): Ständerat von 1979 bis 1987 im Bild mit Ehefrau.
Hans Letsch (FDP): Ständerat von 1979 bis 1987

Thierry Burkart (FDP): Ständerat seit 2019 Thierry Burkart, FDP Nationalrat, im Wahlzentrum des Kanton Aargau am Sonntag, 20. Oktober 2019, in Aarau. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)

PATRICK B. KRAEMER