Die Bremgartner Pianistin Beata Wetli spielt auf einer CD klingende Aargauer Wanderungen ein. Sie bringt selten gespielte Trouvaillen von Werner Wehrli über Ernst Widmer bis Ernest Bloch und Peter Mieg zusammen.
Das Wandern wird in der Musik gerne als Symbol des Lebens und als lautmalerisches Naturerlebnis thematisiert. Das Rauschen der Bäume, der sprudelnde Bach, der dunkle Bergsee, das gleissende Sonnenlicht, das alles regt zu impressionistischen Klängen an. So auch den Aargauer Musiklehrer und Komponisten Werner Wehrli. Sein halbstündiger Klavierzyklus «Von einer Wanderung» ist ein erfrischendes Kompendium solcher Natureindrücke, die er 1921 auf einer Wanderfahrt ins Säntisgebiet tagebuchartig notierte.
Beata Wetli spielt diese 22 fantasievollen Miniaturen, die auf der CD «Aargauer Wanderungen» erstmals integral eingespielt sind, mit viel Sinn für Wehrlis Humor, seine reizvollen Klangwirkungen und launigen Rhythmen. Ob im holprigen Gang «Auf der Wiese» (Nr. 4), beim virtuosen Sprudeln «An der Quelle (Nr. 7) oder dem mystisch unter Wasser dahingleitenden «Rätselhaften Fisch (Nr. 17), Wetli trifft den jeweiligen «Ton» immer sehr genau. Die bildhaften Stücke sind übrigens auch für den Klavierunterricht sehr empfehlenswert.
Zum einen ist da der dokumentarische Wert dieser CD, der fast alle ausgewählten Klavierstücke von Aargauer Komponisten als Ersteinspielung präsentiert. Dabei stellt man fest, dass die Aargauer Musiktalente oft weit weg «wandern» mussten, um ein ihren Fähigkeiten entsprechendes Umfeld zu finden: Ernst Widmer nach Brasilien, Emil Frey nach Berlin und Moskau, Ernest Bloch in die USA. Im ausführlichen CD-Booklet mit Texten von Walter Labhart sind deren weit verzweigte Werdegänge im Ausland kenntnisreich festgehalten.
Über diesen dokumentarischen Wert hinaus besticht die Auswahl der Stücke aber durch eine gelungene Dramaturgie, welche diese CD zu einem echten Hörvergnügen macht. Dabei wechselt Wetli brillant von Friedrich Theodor Fröhlichs frühromantischer Elegie zu den avantgardistisch virtuosen Stücken aus Ernst Widmers «Ludus Brasiliensis» und von hier nach Russland zu Emil Freys klangwuchtigem «Kosakentanz».
Die wohl substanzreichsten Stücke sind die «Poems of the Sea» von Ernest Bloch. Die drei «Gedichte» fordern pianistisch und ausdrucksmässig eine breite Palette. Vor allem rhythmisch sind sie originell und entsprechend heikel zu spielen. Eindrücklich sind aber auch Peter Miegs «Lettres à Goldoni». Sie offenbaren eine meisterhafte Balance zwischen musikantischer Spielfreude, rhythmischer Stringenz und klang-raffinierter Virtuosität.
Aargauer Wanderungen Wiediscon Records 9451. Bestellung bei beata.wetli@bluewin.ch.
Konzerte Beata Wetli zu Gast bei den Bläsersolisten Aargau: Wehrlis «Wander»-Zyklus und Stücke aus Widmers «Ludus Brasiliensis». Aarau, Kultur- & Kongresshaus: So, 5. Mai, 11 Uhr. Zofingen, Aula Primarschule: So, 12. Mai, 17 Uhr.