Frauenrechte
So frauenfreundlich sind die Aargauer Politiker in Bern – oder eben nicht

Das Frauenstreik-Komitee plant eine Zertifizierung von Kandidatinnen und Kandidaten. Eine Rangliste zeigt, wie frauenfreundlich Aargauer Nationalratsmitglieder sind.

Eva Berger
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Allesamt frauenfreundlich: Beat Flach (GLP, 94 Prozent), Cédric Wermuth (SP, 94 Prozent) und Yvonne Feri (SP, 90 Prozent).

Allesamt frauenfreundlich: Beat Flach (GLP, 94 Prozent), Cédric Wermuth (SP, 94 Prozent) und Yvonne Feri (SP, 90 Prozent).

Severin Bigler/Claudio Thoma/Montage_AZ

Das Aargauer Frauenstreik-Komitee startet eine Umfrage unter allen Kandidierenden für die nationalen Wahlen vom 20. Oktober. Sie sollen sich zu sämtlichen Punkten des Frauenstreik-Manifests äussern und können eine «Frauenstreik Zertifizierung» erhalten.

Diese soll etwas darüber aussagen, wie «frauenfreundlich» die jeweilige Kandidatin oder der jeweilige Kandidat ist. Die «SonntagsZeitung» hat schon eine eigene Rangliste der Nationalratsmitglieder erstellt, die zeigt, welche Parlamentarierinnen und Parteien sich am stärksten für die Gleichstellung einsetzen und welche im Rat eher gegen Frauenanliegen stimmen.

Die «SonntagsZeitung» hat dafür 20 Abstimmungen im Nationalrat während dieser Legislatur berücksichtigt. Die Frauenorganisation Alliance F hat diese als die wichtigsten Gleichstellungsabstimmungen ausgewählt. Dabei zeigt sich: Der frauenfreundlichste Aargauer Nationalrat ist Beat Flach von der GLP, am frauenunfreundlichsten gestimmt hat SVP-Nationalrat Luzi Stamm.

Flach hat in 94 Prozent der Fälle im Sinn der Frauen gestimmt, womit er bei der Frauenfreundlichkeit an insgesamt fünfter Stelle liegt. Seine Partei ist denn auch die frauenfreundlichste, sechs Grünliberale sind auf den vordersten Plätzen. Dass diese nicht an die linken Parteien gehen, die sich die Gleichstellung auf die Fahne geschrieben haben, lange bevor es die GLP überhaupt gab, liegt laut den Autoren am sozialpolitischen Dilemma der Linken.

Diese Rangliste zeigt, wie frauenfreundlich Aargauer Nationalratsmitglieder sind:

Platz 1: GLP-Nationalrat Beat Flach ist frauenfreundlich. Flach hat in 94 Prozent der Fälle im Sinn der Frauen gestimmt.
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Platz 2: Genauso wie der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Auch er stimmte in 94 Prozent der Fälle im Sinne der Frauen.
Platz 3: Parteikollegin SP-Nationalrätin Yvonne Feri kommt auf 90 Prozent.
Platz 4: Bernhard Guhl (BDP) stimmte in 78% der Fälle frauenfreundlich.
Platz 5: Ruth Humbel (CVP) kommt auf 59%.
Platz 6: Corina Eichenberger von der FDP stimmte in 26% der Fälle im Sinne der Frauen.
Platz 7: Ihr Parteikollege Matthias Jauslin, kommt auf 25%.
Platz 8: Thierry Burkart, ebenfalls FDP, kommt auf 20%.
Platz 9: Sylvia Flückiger von der SVP mit 15% Zustimmung zu Frauenanliegen.
Platz 10: Ulrich Giezendanner (SVP) mit 11%.
Platz 11: Parteikollege Andreas Glarner ebenfalls mit 11%.
Platz 12: So auch SVP-Mann Hansjörg Knecht. Auch er stimmte in 11% der Fälle für Frauenanliegen.
Platz 13: Ebenso Maximilian Reimann (SVP). Auch er kommt auf 11%.
Platz 14: Parteikollege Thomas Burgherr stimmte in nur 6% der Fälle zu.
Auch SVP-Kollege Luzi Stamm setzt die Prioritäten anderswo: Ebenfalls 6%.

Platz 1: GLP-Nationalrat Beat Flach ist frauenfreundlich. Flach hat in 94 Prozent der Fälle im Sinn der Frauen gestimmt.

zvg

In der laufenden Legislatur gab es Geschäfte, die unter dem Titel Frauenförderung und Gleichstellung liefen, nach Ansicht der Linken aber nur gut situierten Familien etwas bringen. So haben Grüne und SP beispielsweise mehrheitlich einen Steuerabzug für Kinderbetreuungskosten abgelehnt.

Laut Grünen-Präsidentin Regula Rytz bringe ein solcher nur den reichsten Familien etwas, löse aber das grundsätzliche Problem mit zu hohen Kinderbetreuungskosten nicht, weswegen das Anliegen von vielen Linken abgelehnt wurde. Hinter den Grünliberalen sind aber die Sozialdemokraten die frauenfreundlichsten Parlamentarier, die Grünen folgen an dritter Stelle.

Unter den Aargauerinnen und Aargauern ist laut «SonntagsZeitung»-Rangliste Cédric Wermuth (SP) der frauenfreundlichste Nationalrat einer linken Partei mit 94 Prozent an frauenfreundlichen Stimmen. Das ist gleich viel wie Flach erreichte. Die schlechtere Platzierung Wermuths ergibt sich dadurch, dass dieser eine Abstimmung weniger bestritten hat als der GLP- Nationalrat.

Wermuths Parteikollegin, Nationalrätin Yvonne Feri, kommt auf 90 Prozent. Am unteren Ende der Rangliste belegt Luzi Stamm den viertletzten Platz mit 6 Prozent Zustimmung zu Frauenanliegen. SVP-Aargau-Präsident Thomas Burgherr kommt ebenfalls auf 6 Prozent. (eva)