Kampf gegen Fluglärm
«Sie sollen nach Süden starten!»

Nicht nur das Zurzibiet, auch der Ostaargau wehrt sich gegen das neue Flughafenreglement und dessen Folgen. Die Vereinigung für erträglichen Fluglärm macht Einsprache.

Mathias Küng
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Das neue Flughafenreglement löst viele Einsprachen beim Bundesamt für Zivilluftfahrt aus. Keystone

Das neue Flughafenreglement löst viele Einsprachen beim Bundesamt für Zivilluftfahrt aus. Keystone

Die Vereinigung für erträglichen Fluglärm Baden Wettingen macht beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) Einsprache gegen das neue Flughafenreglement. In dieser Vereinigung machen die Gemeinden Würenlos, Ehrendingen und Bellikon sowie zahlreiche Privatpersonen mit. Einsprache machen sie, Gemeinden und viele Privatpersonen, so Co-Präsident Kurt B. Weber, «weil das neue Betriebsreglement fatale Auswirkungen auf die Region hat».

Die vermehrte Nordausrichtung des Flughafens bei den Starts wirke sich stark auf die Gebiete im Ostaargau aus, weil zahlreiche Flugzeuge eine Kurve beschreiben und erst zwischen Wettingen und Würenlos oder gar erst ob Ehrendingen nach Süden abdrehen.

Viele neue Lärmbetroffene

Das neue Betriebsreglement hätte zur Folge, dass die Lärmkurven um fast einen Kilometer westlich nach Wettingen verschoben würden und ein grösserer Landbereich mit der heute geltenden Lärmschutzverordnung aus der Planungszone fallen würde. Der Fluglärm würde in den Randstunden am Abend und am frühen Morgen stark zunehmen. Vehementen Widerstand meldet die Vereinigung auch gegen eine Verlängerung der Piste 28 (Ost-West-Ausrichtung) an, deren Achse direkt nach Würenlos, Wettingen und Baden weist.

Nach neuem Reglement soll die Region zudem zu den kritischen Randstunden mit Fluglärm belastet werden, so am Wochenende von 6 bis 9 Uhr, also dann, wenn die Berufstätigen einmal ausschlafen möchten, so Weber.

Besonders verärgert ist man im Ostaargau, weil man, so der Co-Vizepräsident und der frühere langjährige Präsident des Vereins, Damir Bratoljic, den Eindruck hat, das Bazl erfülle dem Flughafen jeden Wunsch. So würden drei- bis viermal jährlich Messflüge bis morgens um 2 Uhr erlaubt, obwohl man dies laut Bundesgericht nicht dürfte. Das Bazl setze sich darüber hinweg. Es ist Zeit, so die Forderung, dass es sich auch um die Anliegen der vom Lärm Betroffenen kümmere.

Südstarts wären ideal

Weber versteht nicht, warum die Starts nicht nach Süden erfolgen: «Dies wäre ideal, es ginge über den Pfannenstiel, eine wenig bevölkerte Region. Stattdessen soll der dicht bevölkerte Ostaargau unnötig noch mehr belärmt werden. Das darf nicht sein. Diese Flugzeuge sollen nach Süden starten.» Skyguide favorisiere dies aus Sicherheitsgründen ohnehin.

Damir Bratoljic bemängelt auch die geplanten Schnellabrollwege auf den Pisten 28 und 34: «Wenn sie nur tagsüber benützt werden, ist das sinnvoll. Doch es besteht die grosse Gefahr, dass sie zwecks Kapazitätserhöhung auch in Tagesrand- und Nachtstunden genutzt werden. Mit negativen Lärmfolgen für unsere Bevölkerung. Das darf nicht sein.»

Weiter verlangt er vom Flughafen Zürich endlich ein Schallschutzkonzept und ein Lärmgebührenreglement, das gerade in den Tagesrand- und Nachtstunden weniger Lärm bringe. Der Flughafen soll die Streckenführung so optimieren, dass möglichst wenig Leute belärmt werden. Laut Bundesgericht handle es sich beim Flughafen um eine sanierungsbedürftige Anlage, die nur erweitert oder geändert werden dürfe, wenn sie gleichzeitig (lärmtechnisch) saniert werde.