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Schweizer Holzbauer könnten Hürzeler-Haus ohne Weiteres konstruieren

Nicht nur deutsche Firmen bieten individuelle Holzhäuser an, wie SVP-Regierungsrat Alex Hürzeler eines will. Für seine SVP-Parteikollegen ist das Vorgehen des Regierungsrat «Unsensibel», «seltsam» oder gar «enttäuschend».

Fabian Hägler
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Individuell, aus Holz, von Schweizer Firmen: Das Haus von GLP-Nationalrat Beat Flach. Annika Bütschi

Individuell, aus Holz, von Schweizer Firmen: Das Haus von GLP-Nationalrat Beat Flach. Annika Bütschi

«Es ist absolut möglich, ein individuelles Holzhaus in der Schweiz bauen zu lassen. Ich kann ein Dutzend Architekten nennen, die in der Lage sind, ein Haus im Midwest-Stil zu entwerfen, wie es sich Alex Hürzeler wünscht.» Das sagt GLP-Nationalrat Beat Flach, der sich nach dem Artikel über Hürzelers Haus bei der az gemeldet hat.

Flach hat in Auenstein einen speziellen Holzbau realisiert: Aus einem Einfamilienhaus aus dem Jahr 1946 wurde ein Zweifamilienhaus im Plus-Energie-Standard. Auch bei seinem Haus wurden vorfabrizierte Elemente verwendet, «für die Fassade hat eine Firma etwas konstruiert, das für sie völlig neu war», erklärt Beat Flach. «Bei der Arbeitsvergabe habe ich nur einheimische Firmen berücksichtigt, die Lehrlinge ausbilden.»

Er findet es sehr bedauerlich, dass Hürzeler sein Haus in Deutschland bestellt hat. «Damit gehen dem heimischen Gewerbe Aufträge verloren und die Transportwege sind viel länger», sagt er. Zudem findet Flach, «dass wir Politiker, die einen Teil unseres Lohns aus öffentlichen Mitteln erhalten, die Schweizer Wirtschaft berücksichtigen sollten.»

Glarner: «Unsensibel»

Andreas Glarner, Fraktionschef der SVP im Grossen Rat, findet Alex Hürzelers Entscheid, ein Haus aus Deutschland zu bestellen, ziemlich ungeschickt. «Von einem Regierungsrat, der sein Gehalt vom Aargauer Steuerzahler erhält, hätte ich mehr Sensibilität erwartet», sagt Glarner. Der Entscheid des SVP-Regierungsrats dürfte manchen Fraktionsmitgliedern aus der Holzbranche sauer aufstossen, vermutet Glarner.

Giezendanner: «Seltsam»

SVP-Nationalrat und Transportunternehmer Ulrich Giezendanner sagt: «Für mich mutet es seltsam an, dass Alex Hürzeler sein Haus in Deutschland bestellt hat.» Giezendanner hat grosse Mühe, den Entscheid des Aargauer Landammanns nachzuvollziehen. «Das wirft viele Fragen auf, die ich mit Alex Hürzeler in einem persönlichen Gespräch klären möchte.»

Burgherr: «Unglücklich»

SVP-Aargau-Präsident und Holzbauunternehmer Thomas Burgherr sagt: «Alex Hürzelers Entscheid für einen deutschen Hersteller ist sicher unglücklich.» Er vermutet, Hürzeler habe als viel beschäftigter Regierungsrat wohl zu wenig Zeit gehabt, sich mit einem Architekten um die Konstruktion eines Hauses zu kümmern. «Deshalb hat er sich wohl für den deutschen Anbieter Greenville als Generalunternehmer entschieden.»

Flückiger: «Enttäuschend»

«Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass Regierungsrat Hürzeler unter Druck gestanden ist und deshalb zu wenig Recherchen angestellt hat, bevor er den Auftrag für sein Haus vergeben hat», sagt SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger. Trotzdem findet es die Gewerbe- und KMU-Vertreterin «sehr enttäuschend, dass er einen deutschen Anbieter berücksichtigt. Ich hätte selbstverständlich erwartet, dass er einen Schweizer Holzbauunternehmer beauftragt.»

Flückiger betont, die Schweizer Holzbauer seien weltweit führend. «Es wird auf höchstem Niveau mit grösster Perfektion und höchster Qualität gearbeitet, zudem bilden sie viele Lehrlinge aus», so Flückiger.