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Kanton Aargau
Nach dem Drama um den von einem Lastwagen überrollten Windischer Kindergärtler soll der Alltag im Klassenzimmer schnell wieder einkehren. Denkbar sei, gemeinsam ein Abschiedsritual durchzuführen, sagt der Aargauer Schulpsychologe Hans-Peter Schmidlin.
Es war ein rabenschwarzer Tag für die Windischer Kindergärtler und ein Drama für die Eltern. Ein fünfjähriger Bub wird am Montagmorgen um Viertel nach acht auf dem Weg in den Kindergarten von einem Lastwagen erfasst und überrollt. Der 32-jährige Fahrer hielt sofort an. Passanten kümmerten sich um das schwer verletzte Kindergartenkind, das auf der Strasse lag.
Die Eltern wurden umgehend zur Unfallstelle gerufen. In kritischem Zustand wurde das Kind mit der Rega ins Universitätsspital Zürich geflogen. Noch am Vormittag erlag es seinen schweren Verletzungen. Der Chauffeur wird zurzeit psychologisch betreut. Die Ermittlungen zum Unfallhergang laufen.
Die Gspänli des verunfallten Kindes wurden am Morgen von den Kindergärtnerinnen betreut. Zuerst im Kindergarten Dohlenzelg dann in der Turnhalle. «Damit die Kinder nicht in der Nähe des Unfallortes waren», erklärt Rosi Magon, Gemeinderätin von Windisch. «Den Kindern geht es gut.» Sie bekamen am Mittag ein Informationsschreiben mit nach Hause.
Darin waren auch Kontaktnummern von der Schule und vom Care Team aufgeführt, das nach dem Unglück beigezogen wurde. «Als wir den Brief schrieben, hofften wir noch, das Leben des Buben könne gerettet werden», sagt Magon. Am Montagnachmittag war kein Kindergarten, wie immer an diesem Tag.
Am Dienstag gehe der Unterricht planmässig weiter. «Wir haben uns entschieden den Kindergarten nicht zu unterbrechen», sagt Magon. Die Kinder würden am Dienstag über den Tod des Buben informiert. Die Kindergärtnerinnen werden auf die Fragen der Kinder eingehen, aber auch versuchen, einen möglichst normalen Unterricht durchzuführen.
«Es ist wichtig, relativ schnell wieder den Kindergartenalltag aufzunehmen», sagt auch Hans-Peter Schmidlin, der Leiter des Schulpsychologischen Dienstes Aargau. Die Kinder müssen kindergerecht informiert werden, je nach Religion könne die Kindergärtnerin unterschiedliche Begriffe verwenden, wie beispielsweise «der Bub ist nun bei den Engeln».
Denkbar sei auch gemeinsam ein Abschiedsritual im Kindergarten durchzuführen. Danach solle der Tod nur noch thematisiert werden, wenn die Kinder von sich aus Interesse zeigen. Wie die Kinder reagieren, sei unterschiedlich. Das komme auf den Entwicklungsstand an. «Viele Fünfjährige können aber die Endgültigkeit des Todes noch nicht verstehen», sagt Schmidlin. Haben Kinder nach einem solchen Unglück Albträume oder schlafen schlecht, sei das normal. Handeln müsse man aber, wenn es wochenlang andauere.