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Die SP macht klar: Sie will den frei werdenden Regierungsratssitz nach dem Rückritt von Franziska Roth zurück ins linksgrüne Lager holen. Ob die FDP diesmal wieder der SVP das Feld überlässt, ist offen. Der Ex-Parteipräsident gibt auf Twitter einen ersten Hinweis.
Der Rücktritt von Franziska Roth habe sie nicht wirklich überrascht, sagt SP-Nationalrätin Yvonne Feri am Donnerstagmorgen. Das habe sich abgezeichnet. Dass die SP auf diesen Eklat vorbereitet war, zeigte sich schon im "Talk Täglich" vom Mittwochabend.
Parteipräsidentin Gabriela Suter machte dort jedenfalls keinen Hehl daraus, dass die SP Ambitionen hat auf den frei werdenden Sitz in der Aargauer Regierung. Sie sagte auch, es hätten bereits erste Gespräche mit den Grünen über eine mögliche Strategie stattgefunden. Daniel Hölzle bestätigte das im "Talk Täglich", ohne sich genauer in die Karten schauen zu lassen.
Anders als im Ständeratswahlkampf scheint das rot-grüne Lage geeint mit einer Kandidatur ins Regierungsratsrennen gehen zu wollen, das gleichzeitig mit dem Ständerats- und Nationalratswahlen am 20. Oktober stattfindet. Auch die Grünliberalen hätte die SP gerne im Boot. Suter sprach von der "Klimaallianz", die jetzt um den Roth-Sitz kämpfen soll.
Da die SP mit Cédric Wermuth einen Mann ins Ständeratsrennen schickt, werden die Genossen bei der Regierungsratswahl wohl auf eine Frau setzen, wenn sie in der Gender-Frage glaubwürdig sein wollen. Parteipräsidentin Gabriela Suter wollte im "Talk Täglich" eine eigene Kandidatur zwar nicht ausschliessen. Wahrscheinlicher ist aber, dass unter anderen Yvonne Feri ernsthaft als Kandidatin geprüft wird.
Auf Anfrage bestätigt Feri, dass sie das Regierungsratsamt nach wie vor interessiere. "Ich will mich aber noch nicht für oder gegen eine Kandidatur festlegen", sagt sie. Ohnehin müssten zuerst die internen Prozesse abgewartet werden.
Feri trat bereits 2016 an und unterlag damals gegen Franziska Roth im zweiten Wahlgang. Bei der anstehenden Wahl um die Roth-Nachfolge werden Feri grössere Chancen zugerechnet. Vieles hängt bei der SP strategisch auch davon ab, ob Landammann Urs Hofmann Ende 2020 zurücktritt, wie allgemein erwartet wird. Er wolle sich dazu rechtzeitig äussern, um seine Partei nicht in Verlegenheit zu bringen, wie er kürzlich im AZ-Interview sagte. Nächstes Jahr finden die Gesamterneuerungswahlen zum Regierungsrat statt.
Pikant ist die Ausgangslage für die FDP. Sie verzichtete bei den letzten Wahlen - neben dem bisherigen Stephan Attiger - auf eine eigene Kandidatur und liess Franziska Roth von der SVP den Vortritt. Zwar waren viele Freisinnige nicht von Roth überzeugt. Doch man müsse "diese Kröte schlucken", hiess es, weil die SVP wegen ihrem grossen Wähleranteil Anrecht auf einen zweiten Sitz habe.
Nach dem Roth-Debakel geht man eher davon aus, dass die FDP diesmal sich nicht nochmals vornehm zurückhält und selber einen Kandidaten oder eine Kandidaten nominiert. Umso überraschender liest sich der Tweet von FDP-Nationalrat und Ex-Parteipräsident Matthias Jauslin vom Freitagmorgen, in dem er die SVP in die Pflicht nimmt. Es sei nun an der SVP, "Verantwortung zu übernehmen und eine wählbare Kandidatin zu präsentieren".
Sorry, das kam doch nicht völlig überraschend! Frau RR wurde ja von der SVP völlig im Regen stehen gelassen. Nun ist es an dieser Partei, Verantwortung zu übernehmen und eine wählbare Kandidatinnen zu präsentieren. https://t.co/UnvVjRTkQe
— Matthias Samuel Jauslin (@JauslinMatthias) 19. Juni 2019
Offiziell hat die FDP noch nicht Stellung genommen. Parteipräsident Lukas Pfisterer liess im "Talk Täglich" alle Möglichkeiten offen. Auch zur Frage, ob er selber Interesse am Amt hat.