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Der Legionärspfad Windisch bietet beim Eintauchen in die Römerzeit Unterhaltung und Lerneffekt in einem – nicht nur virtuell auf dem iPad. Dieses Erlebnis sollen auch nächste Schülergenerationen haben dürfen.
Der Legionärspfad in Windisch wird als befristetes Pilotprojekt innerhalb des Museum Aargau geführt und mit Beiträgen aus dem Swisslos-Fonds sowie mit Eintritten, Spenden und Sponsorengeldern finanziert. Doch nächstes Jahr endet diese Pilotphase. Damit läuft auch die bisherige Finanzierung aus dem Swisslos-Fonds aus.
Um den Legionärspfad erhalten zu können, schlägt die Regierung jetzt vor, ihn künftig als Standort des Museum Aargau und damit über die ordentliche Staatsrechnung zu führen. Mit dem Legionärspfad sei ein Ort der Geschichtsvermittlung entstanden, der sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich Vermittlungsformat Neuland war, argumentiert die Regierung in ihrer in eine Anhörung geschickten Vorlage. Sie bietet Römerfeeling pur in freier Natur als lohnenswerte Alternative zur Bachelorette-Endlos-Soap vor der Glotze.
Die Idee, die Geschichte des ehemaligen römischen Legionslagers Vindonissa am Schauplatz zu vermitteln, war 2002 entstanden. Heute sei der Legionärspfad «einer der wichtigsten Vermittlungsorte zur römischen Geschichte und Kultur in der Schweiz». Mit seinem Vermittlungsangebot habe er sich als Kulturinstitution, Bildungsort und ausserschulischer Lernort mit Ausstrahlung in der ganzen Schweiz und nach Süddeutschland positioniert.
Letztes Jahr zählte er rund 45'000 Besucherinnen und Besucher. Davon reisten 65 Prozent aus anderen Kantonen und aus dem Ausland an. 28 Prozent der Schulklassen im Legionärslager kamen letztes Jahr aus dem Kanton Zürich, 24 Prozent aus dem Aargau. Der Legionärspfad hat sich mit seinem Angebot insbesondere als kulturhistorische Marke für ein junges Zielpublikum, für Familien und Schulen profiliert. 2017 wurde er mit dem Vindonissa Museum zum Römerlager Vindonissa innerhalb des Museum Aargau zusammengeführt.
Nachdem sich der Legionärspfad erfolgreich etabliert hat, will ihn die Regierung langfristig sichern. Sie plant, dem Grossen Rat einen Verpflichtungskredit für einen wiederkehrenden Bruttoaufwand von jährlich 1,285 Millionen Franken zu beantragen. Netto belaufen sich die benötigten Mittel auf jährlich 680'000 Franken. Die Vorlage ist bis 6. Juli in einer Anhörung.
Thomas Pauli-Gabi, Aargauer Kulturchef und ehemaliger Leiter der Ausgrabungen von Vindonissa, lädt zu archäologischen Spaziergängen durch das Römerlager in Windisch. Dort zeigt er die spannendsten Entdeckungen. Wer an einem dieser Spaziergänge vom 10. und 19. Mai teilnimmt, erlebt mit den Augen des Archäologen die Schätze im Vindonissa Museum und taucht am Schauplatz in das Alltagsleben der Legionäre und Offiziere ein.
Dazu gehört der Besuch einer aktuellen Ausgrabung in der einst monumentalen Basilika mitten im Legionslager. Start ist jeweils um 13.30 Uhr beim Vindonissa Museum. Die Führung endet ca. 16.30 Uhr auf dem Legionärspfad. Anmeldung über museumaargau@ag.ch oder Telefon 062 887 12 09. Eintritt: 18 Franken, Studierende 15, Kinder 10 Franken. (AZ)
Thomas Pauli-Gabi, Leiter der Abteilung Kultur im Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS), ist sehr erfreut über die Vorlage, die die Regierung in die Anhörung schickt. Der Vorschlag für die Integration des Legionärspfads und dessen künftige Finanzierung ist vom BKS ausgearbeitet worden.
Dem Regierungsrat sei bewusst, dass die Vorlage – wenn der Grosse Rat sie gutheisst – jährliche Mehrkosten für das kantonale Budget in Höhe von 680'000 Franken bedeuten wird. Pauli-Gabi: «Diese Aufstockung ist allerdings bereits seit letztem Jahr im geltenden Aufgaben- und Finanzplan (AFP) eingestellt. Ich erachte diese Erhöhung des Budgets für die Kultur als gerechtfertigt, gerade wenn wir die hohen Besucherzahlen für dieses Vermittlungsprojekt sehen. 2017 gab es mit 45'000 Personen auf dem Legionärspfad einen neuen Rekord.»
Es sei in den bisher neun Jahren des Bestehens gelungen, den Pfad als einzigartiges Angebot schweizweit zu positionieren. Und das mit einem vergleichsweise hohen Anteil selbst erwirtschafteter Einnahmen, vor allem dank fast 4000 Übernachtungen und den Eintrittsgeldern.
Sehr erfreut ist auch Titus Meier, Präsident der Stiftung Legionärspfad. Der Vorschlag der Regierung sei eine folgerichtige Weiterentwicklung des bestehenden Angebots, sagt er. Der Erfolg des Pilotprojekts mit einem mit fast 50 Prozent einzigartig hohen Eigenfinanzierungsgrad zeige, dass es gelungen sei, «auf diese Weise für viele junge Menschen Geschichte vor Ort zu zeigen und erlebbar zu machen». Der Legionärspfad sei zudem von allen römischen Erlebnisorten der östlichste der Schweiz, und er sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln erst noch hervorragend erschlossen.
Nebst den vielen Aargauer und Zürcher Schulklassen, die den Pfad bereits nutzen, bestehe in der Ostschweiz noch ein grosses, zu erschliessendes Potenzial, sagt Meier. Aber ist es nicht für viele Schülerinnen ein «Muss», und haben sie womöglich gar nicht so viel Freude an so einer Geschichtslektion? Meier schüttelt energisch den Kopf: «Wenn man sieht, mit welchem Feuereifer die Kinder jeweils bei der Sache sind, und in eine ganz andere Welt eintauchen, ihre strahlenden Gesichter sieht, dann weiss man, dass es für sie kein ‹Muss› ist. Übrigens lernen sie dabei sehr viel, ohne es zu merken.»
In der heutigen Zeit, wo immer mehr digital abläuft, findet es Meier wichtig, dass Kinder auch einmal physisch nacherleben können, wie man auf einem Strohlager übernachtet, und dabei den Duft des Lehmhauses und des Lagerfeuers in der Nase haben: «Das ist doch ein schönes Abenteuer.» Als Lehrer weist er darauf hin, dass in der Pädagogischen Hochschule gleich neben dem Legionärspfad Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden: «Sie können auf diese Weise vor Ort Geschichtsdidaktik praktisch erlernen, und kommen später vielleicht mit ihren Schulklassen ins Legionärslager.»