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Nach Kritik am Paul-Scherrer-Insitut (PSI) liegt nun das Ergebnis der Untersuchung vor: Ein wissenschaftlicher Artikel, der bereits für die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift vorgesehen war, enthielt mehrere Fehler. Die Mitarbeiter hätten die Täuschung der potenziellen Leser in Kauf genommen, schreibt das PSI in einer Mitteilung – und ergreift Massnahmen.
Am Anfang stand die Kritik eines Postdoktoranden am Paul-Scherrer-Institut (PSI): Vor rund einem Jahr wies er auf Mängel bei einem wissenschaftlichen Text hin – und löste damit eine monatelange Untersuchung aus. Das PSI setzte eine Expertenkommission ein, die den Vorwürfen nachging. Deren Mitglieder hätten umfangreiche Dokumente gesichtet, vier Befragungen durchgeführt und sechs Sitzungen abgehalten, heisst es in einer am Donnerstagnachmittag veröffentlichten Mitteilung.
Nun sind die Ergebnisse der Untersuchung bekannt: Die Experten fanden fünf inhaltliche und methodische Fehler. Unter anderem kritisieren sie eine unzureichende Dokumentation, eine unzulässige Manipulation in der Darstellung von Experimenten, eine nicht nachvollziehbare Versuchsanordnung sowie eine unzureichende Erwähnung von Unsicherheiten. Die Kommission kommt zum Schluss, "dass die Autoren mit ihrem Manuskript die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis, wie sie in den Richtlinien des PSI ausgeführt sind, in gravierender Weise verletzt haben".
Der Artikel hätte in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Communications" erscheinen sollen - und war dort bereits zur Publikation angenommen worden. Doch um diese Hürde zu nehmen, griffen die Wissenschaftler zu unerlaubten Methoden, wie aus dem Bericht hervorgeht: "Die Untersuchungskommission geht davon aus, dass die Autoren den Herausgeber sowie die Gutachter von Nature Communications in die Irre geführt und die Täuschung der potenziellen Leser ebenfalls in Kauf genommen haben."
Für die drei involvierten Mitarbeiter hatte der Vorfall Folgen: Sie wurden zwischenzeitlich für zehn Wochen freigestellt. Der Postdoktorand, der selbst am Artikel mitgearbeitet und die Untersuchung mit seiner Kritik ausgelöst hatte, arbeitet inzwischen nicht mehr am PSI. Dies habe allerdings keinen Zusammenhang mit der geäusserten Kritik, sagte PSI-Sprecherin Dagmar Baroke bereits im Januar gegenüber der AZ, kurz nachdem die "NZZ am Sonntag" den Fall publik gemacht hatte.
Die beiden anderen involvierten Mitarbeiter sind weiterhin am Paul-Scherrer-Institut tätig. Sie hätten um Entschuldigung für ihr fehlerhaftes Verhalten gebeten, teilt das PSI weiter mit. Welche Sanktionen der Vorfall nach sich ziehen wird, ist noch offen. Dies werde in einem separaten Verfahren auf der Grundlage des Bundespersonalgesetzes entschieden.
Die PSI-Direktion hält in der Mitteilung zudem fest, dass ein solches Vorgehen beim Publizieren nicht akzeptabel sei. Deshalb habe man acht Massnahmen ergriffen. Ein Teil davon wirkt sich unmittelbar auf die Arbeit der zwei involvierten Wissenschaftler aus: So müssen sie in Zukunft eine schriftliche Bewilligung durch den zuständigen Laborleiter einholen, bevor sie ihre Werke veröffentlichen können. Ausserdem wurde die Forschungsgruppe aufgelöst, der die beiden Mitarbeiter angehört haben.
Dazu kommt: Die beiden Forscher müssen sich darum kümmern, dass das Manuskript des Artikels zurückgezogen wird. Allerdings können sie dies nicht alleine tun, weil daran auch weitere Forscher beteiligt waren und es dazu auch deren Einverständnis braucht. Die Untersuchungskommission hält zur Forschungsarbeit fest, der Artikel enthalte auch interessante wissenschaftliche Ergebnisse.