Naturschutzorganisation
Pro Natura Aargau blickt in ein Finanzloch

Pro Natura Aargau rührte im letzten Jahr mit der grossen Kelle an. Die vielen grossen Projekte widerspiegeln sich in der Kasse. Man sei derzeit klamm, bestätigt Geschäftsführer Johannes Jenny. Doch er ist optimistisch, dass auf die guten Projekte viele Spenden folgen.

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Wanderer bestaunen die Helliker Löcher – das Gelände hat Pro Natura Aargau gekauft.

Wanderer bestaunen die Helliker Löcher – das Gelände hat Pro Natura Aargau gekauft.

Claudia Meier

Seit letzter Woche ist es noch einfacher in die Helliker Löcher zu blicken – möglich macht es ein Aussichtsturm, der Pro Natura Aargau neben dem Naturschauspiel aufgebaut hat. Nicht nur in Hellikon, auch in der Kasse blickt Pro Natura Aargau in ein Loch, wie das Regionaljournal am Montag berichtete. «Das muss ich ganz offen gestehen», sagte Geschäftsführer Johannes Jenny in der Sendung. «Es ist nicht mehr viel Geld da. Wir haben keine Polster mehr.»

 Die Erdlöcher auf dem Neulig in Hellikon aus der Vogelperspektive
4 Bilder
Pro Natura kauft die Helliker Löcher
 Helliker Löcher sind mit einem Netz abgedeckt
 Erdlöcher in Hellikon, fotografiert im Februar 2010

Die Erdlöcher auf dem Neulig in Hellikon aus der Vogelperspektive

Zur Verfügung gestellt

Die Finanzen von Pro Natura Aargau leiden unter den vielen grossen Projekten. Die Organisation hat unter anderem die Helliker Löcher gekauft, Land im Auenpark Rietheim erstanden und den Bauernhof Jurweide gemeinsam mit der Gemeinde Biberstein gekauft. «Wir haben im letzten Jahr tolle Projekte realisiert», sagt Jenny, «dazu braucht es Geld.» Dieses erhält Pro Natura Schweiz von Mitgliedern, Spendern, Stiftungen und vom Swisslos Fonds.

Anders als private Investoren könne die Umweltorganisation nicht einfach bei der Bank einen Kredit für ein Projekt aufnehmen, sagt der Geschäftsführer. Denn: «Sobald wir etwas kaufen, ist es nichts mehr wert«, sagt FDP-Grossrat Jenny, lacht und ergänzt, «natürlich nur aus materieller Sicht».

Mitgliederzahlen steigen

Waren die Ausgaben im letzten Jahr höher als auch schon, sind die Einnahmen im grünen Bereich. Die Mitgliederzahlen würden nach oben zeigen, sagt Jenny, dessen Vorstoss im letzten Sommer zu keinem Spendeneinbruch geführt hätte. Der Geschäftsführer äusserte damals den Vorschlag, streunende Katzen abzuschiessen und Hauskatzen einzusperren, um sie daran zu hindern, Reptilien und Vögel zu jagen. Einige Katzenfreunde seien ausgetreten, sagt Jenny, dafür Reptilienliebhaber beigetreten.

Die klammen Finanzen würden kommende Projekte nicht gefährden, zeigt sich Jenny optimistisch. Eins der nächsten ist der Umbau des Trottenhauses in Weggenstetten, in dessen Dachstock die seltenen grossen Hufeisennasen-Fledermäuse (siehe Box) leben. Touristen sollen die Möglichkeit erhalten, im 200-jährigen Haus zu übernachten - unter dem selben Dach wie die Fledermäuse.

Grosse Hufeisennase: Vom Aussterben bedroht

Die Grosse Hufeisennase ist auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. In den 1990er-Jahren galt sie im Aargau gar als ausgestorben. Heute ziehen die Fledermäuse an drei Orten in der Schweiz ihre Jungen gross: In Wochenstuben in den Kantonen Graubünden und Wallis sowie in Wegenstetten. Sie jagen in den umliegenden Wiesen, Ufergehölzen und Hochstammgärten nach Insekten. Ihre Jagdflüge unternehmen sie durch das ganze Wegenstettertal, nach Wittnau und bis in den Kanton Solothurn. Den Winter verbringen die Säuger in unterirdischen Räumen wie Felsspalten, Höhlen und Stollen. (nbo)

Gute Projekte würden auch wieder mehr Spenden nach sich ziehen, ist Jenny überzeugt. Zudem: «Pro Natura Aargau war schon seit jeher mutig und ist gut damit gefahren.»

Jenny hofft zudem auf eine weitere Einnahmequelle, aber eher eine symbolische. Pro Natura Aargau will ihren Hinkelstein, der momentan auf dem Wildsau-Kreisel steht, verkaufen. Dieser stammt ursprünglich aus dem Steinbruch Fahr, der Pro Natura Aargau gehört. Wer wie Obelix auf Hinkelsteine steht, kann sich bei Pro Natura Aargau melden. (fvo)