Corona-Kontrollen
Polizeikommandant Leupold: «Wo Alkohol im Spiel ist, werden Covid-Vorschriften kaum noch beachtet»

Maskenpflicht in der Stadt, Verstösse gegen Quarantäne-Regeln, sorglose Jugendliche: Michael Leupold, Kommandant der Kantonspolizei Aargau, sagt, wo sich die Leute gut an die Vorschriften halten und wo die Polizei vermehrt einschreiten muss.

Rolf Cavalli
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«Wir gehen mit Augenmass vor.» Michael Leupold, Kommandant der Kantonspolizei Aargau.

«Wir gehen mit Augenmass vor.» Michael Leupold, Kommandant der Kantonspolizei Aargau.

Im Lockdown koordinierte die Kantonspolizei Einsätze zu Corona. Wie läuft das jetzt?

Die Kantonspolizei koordiniert die Einsätze nach wie vor mit den übrigen involvierten kantonalen Stellen – Amt für Wirtschaft und Arbeit und Amt für Verbraucherschutz – und den Regionalpolizeien. Die Kontrollen erfolgen im gesamten Gewerbebereich bei der Überprüfung der Schutzkonzepte, wobei festgehalten werden kann, dass die Schutzkonzepte grossmehrheitlich sehr gut umgesetzt werden.

Gibt es neue Schwerpunkte?

Die Polizei ist im Weiteren damit beschäftigt, die täglich eingehenden Aufträge des Kantonsärztlichen Dienstes abzuarbeiten. Hierbei geht es darum, Personen aufzusuchen, welche sich in Quarantäne begeben müssen und telefonisch nicht erreicht werden konnten sowie um Verzeigungen von Personen, welche aus Risikoländern in die Schweiz zurückgereist sind und die Formalitäten nicht eingehalten haben.

Regierungsrat Jean-Pierre Gallati sagt im AZ-Interview vom Freitag, beim Bahnhofplatz Aarau hielten sich viele Junge nicht an die Regeln. Wie sehen Sie die Disziplin der Leute aus Polizeiperspektive?

Grundsätzlich halten sich die Leute gut an die geltenden Vorschriften. Seitens Polizei stellen wir aber auch fest, dass insbesondere in den Abend- und Nachstunden Gruppierungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an beliebten Treffpunkten, unter anderem auch an Bahnhöfen, sorgloser mit den Covid-Vorschriften umgehen. Insbesondere dort, wo noch Alkohol im Spiel ist, werden Covid-Vorschriften kaum noch beachtet.

Gallati bedauert, dass der Bund keine Ordnungsbussen zulässt beim Verstoss gegen Corona-Regeln. Welche Mittel hat die Polizei sonst?

Die Polizei kann Verzeigungen nach dem Epidemiengesetz vornehmen und Personen an die Staatsanwaltschaft verzeigen. Wir werden aber wie bis anhin mit Augenmass vorgehen und die Leute durch sichtbare Präsenz und Ansprachen zum vorgeschriebenen Verhalten ermahnen.

Neu müssen die Polizistinnen und Polizisten Maske tragen. Wie beeinflusst das ihre Arbeit?

Die Frontpolizisten haben sich mittlerweile bereits ans Maskentragen gewöhnt. Für Brillenträger ist es etwas schwieriger, da sich die Brille je nach Umgebung und Temperatur beschlägt. Wie für alle Maskentragenden ist es zudem auch für Polizisten schwieriger, mit einem Gegenüber zu kommunizieren. Die Mimik fehlt grösstenteils und die Verständlichkeit ist eingeschränkt. Auf die Effizienz der Polizeiarbeit hat das ansonsten keinen Einfluss.

Wegen des Lockdowns gingen im Frühling Einbrüche und Unfälle zurück, dafür nahmen Raserdelikte zu. Wie ist das zur Zeit und rechnen Sie mit einem ähnlichen Effekt in den nächsten Wochen?

Während des Lockdown war zudem der Grenzverkehr stark eingeschränkt. Beides hatte auf einzelne Deliktbereiche Einfluss. Derzeit bewegt sich das Tagesgeschäft noch im normalen Rahmen, das heisst in der üblichen, relativ hohen Herbstfrequenz. Bei den Einbruchzahlen bewegen wir uns in etwa auf den Vorjahreszahlen, ebenso bei den Verkehrsdelikten.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

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