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Kanton Aargau
Das Aargauer Staatsarchiv und das Historische Seminar der Uni Zürich digitalisieren sämtliche Handschriften aus dem Kloster und der Hofmeisterei Königsfelden. Die Urkunden lassen einen eintauchen in die Geschichte des Aargaus und Europas.
Königin Elisabeth, die Witwe des ermordeten Königs Albrecht I., stiftete 1309 das Doppelkloster Königsfelden als Gedächtnisort für ihren Ehemann und das Haus Habsburg. Gut 700 Jahre später ist die Erinnerung an die Ereignisse von damals immer noch lebendig – und sie war noch nie so leicht greifbar wie heute.
Das Aargauer Staatsarchiv und das Historische Seminar der Universität Zürich digitalisieren zurzeit rund 1200 Urkunden zum Kloster und zur Hofmeisterei Königsfelden. Die Handschriften aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit werden sowohl für Forschende als auch für Laien gratis online zur Verfügung gestellt.
Jeannette Rauschert, stellvertretende Staatsarchivarin und Leiterin der Sammlungen, sagt: «Mit den Neuen Medien haben sich die Archive stark gewandelt.» Dadurch sei der Zugang viel leichter möglich, man könne ein breites Publikum erreichen. Es sei ein Imagewechsel der Archive im Gang: «Das Bild des verstaubten Archivs verschwindet immer mehr.»
1200 Urkunden
Ziel des Projekts ist es, die rund 1200 Urkunden zu fotografieren und benutzerfreundlich zu digitalisieren. Gut 1,1 Millionen Franken kostet das. Der Swisslos-Fonds des Kantons finanziert ein Fünftel, nämlich die eigentliche Digitalisierung. Die weiteren Forschungsarbeiten bezahlt der Schweizerische Nationalfonds. Fotografin Christine Seiler braucht allein für die Bildaufnahmen 22 Tage.
Das laufende Projekt zeige, was für eine grosse Bedeutung das Kloster Königsfelden hat, sagt Rauschert. Nicht nur für den Aargau, sondern auch für die europäische Geschichte. Tobias Hodel vom Historischen Seminar der Uni Zürich leitet das Editionsprojekt. «Man kann an den Urkunden sehr schön den Aufstieg der habsburgischen Herrschaft in Europa sehen», sagt er.
«Gleichzeitig ist es sehr spannend für den Aargau als Kanton der Regionen.» Praktisch jede Aargauer Gemeinde wird in den Dokumenten genannt. Aber auch die engen Verbindungen des habsburgischen Aargaus ins Elsass und nach Süddeutschland sind gut erkennbar.
Zusätzlich zu den Urkunden aus dem Aargauer Staatsarchiv digitalisieren Hodel und seine Mitarbeiter auch Dokumente unter anderem aus den Archives départementales du Haut-Rhin in Colmar, dem Generallandesarchiv Karlsruhe und aus den Stadtarchiven Baden und Brugg.
Regionalgeschichtlich sei das Projekt etwas Einzigartiges. Auch das Museum Aargau, zu dem die Klosterkirche Königsfelden heute gehört, profitiere vom Projekt, sagt Hodel. Die Dokumente sollen in benutzerfreundlicher und anschaulicher Form zugänglich sein. Wie genau der Webauftritt dereinst aussehen wird, ist noch unklar.
Entscheidend sei der «Open Access», der uneingeschränkte öffentliche Zugang, sagt Rauschert. Und: «Die Dokumente gehören uns allen. In Zukunft kann man sich die Urkunden auch zu Hause ausdrucken und an die Wand hängen.» Die reiche Klosterlandschaft im Aargau sei in den letzten Jahren wieder vermehrt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit
gerückt.
Trotzdem erhoffen sich das Staatsarchiv und das Historische Seminar auch eine erhöhte Forschung. «Forschungsprojekte benötigen eine Trägerschaft, aber auch ein Interesse des Publikums», sagt Rauschert.
Es wird viel zu lesen geben. Viele Urkunden stammen von den königlichen Stifterinnen, manche von den Kaisern aus dem Haus Habsburg, andere von den Päpsten der Zeit. Viele sind auf kostbarem Pergament geschrieben und mit repräsentativen Siegeln versehen. Die Texte werden alle transkribiert – zwar nicht in modernes Deutsch, aber auch die mittel- und frühneuhochdeutschen Texte sind danach gut zu lesen.
Heute seien die Dokumente «nur noch» Kulturgüter und Forschungsobjekte, sagt Rauschert. Aber über Jahrhunderte waren sie rechtlich verbindliche Schriften, um den Herrschaftsbereich und die Stellung Königsfeldens als Gedächtnisort zu sichern. Königin Agnes wollte hier das perfekte Kloster für die Ewigkeit schaffen. Zumindest die Handschriften aus und über Königsfelden kommen diesem Wunsch nach Ewigkeit vielleicht bald sehr nahe.
Erste Dokumente aus Königsfelden sind bereits online in der virtuellen Handschriftenbibliothek der Schweiz.