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Kanton Aargau
Seit 1994 bringen die Nez-Rouge-Freiwilligen im Dezember Autofahrer sicher nach Hause. Mit über 100'000 gefahrenen Kilometer ist Nez Rouge Aargau die schweizweit grösste Sektion. Der Verein blickt auf seine ersten Jahre zurück
Fast wie der Adventskranz oder die Weihnachtsbeleuchtung gehören sie mittlerweile zum Dezember: Die Freiwilligen von «Nez Rouge», die Autofahrer in ihrem eigenen Fahrzeug nach Hause bringen, wenn diese zu viel getrunken haben. In der Aargauer Sektion sind zurzeit 1155 Freiwillige dabei. Doch das war nicht immer so: Als Nez Rouge Aargau vor 25 Jahren begann, harzte das Geschäft noch.
«Mit 61 Freiwilligen haben wir im ganzen Dezember 132 Fahrten durchgeführt», so Heinz Fehlmann, Präsident von Nez Rouge Aargau, an der Pressekonferenz vom Freitag. In einem Raum des Aarauerhofs war die Zentrale damals zu finden, mit zwei Festnetztelefonen wurden die Anrufe der Kunden entgegengenommen. Obwohl es derer nicht viele gab: «Wenn mir jemand gesagt hat, dass er sich als Freiwilliger melden will, fragte ich als erstes, ob er jassen kann», sagt Vorstandsmitglied Kurt Röthlisberger und lacht. Denn ein typischer Abend zu Beginn von Nez Rouge Aargau habe in etwa so ausgesehen: «Jassen, Jassen, Jassen, bis endlich ein Anruf kam», so Röthlisberger.
Oft hätten sich die Kunden denn auch geschämt, wenn sie den Service in Anspruch nahmen. «Sie warteten lieber vor dem Restaurant in der Kälte, als zuzugeben, dass sie Nez Rouge gerufen haben», so Fehlmann. Heute könne man die Fahrgäste direkt am Stammtisch abholen.
Auch bleibt in der Zentrale, die sich mittlerweile in der Berufsschule Lenzburg befindet, keine Zeit mehr zum Jassen. So wurden im Rekordjahr 2017 beispielsweise 5719 Personen nach Hause gebracht. Über 100'000 Kilometer wurden auf den Kundenfahrten zurückgelegt. Somit ist Nez Rouge Aargau die schweizweit grösste Sektion. Fehlmann ist überzeugt, dass dies nur möglich ist, weil das Freiwilligennetz im Kanton gut gepflegt wird. Diese können sich mittlerweile direkt im Internet in die verfügbaren Schichten einteilen. Die Aufträge gehen nicht mehr über das Telefon, sondern via SMS raus. Von den 1155 Freiwilligen, die zurzeit registriert sind, seien rund 600 im Einsatz.
Ausserdem versuche man, die Freiwilligen so weit es geht für ihren Dienst zu entschädigen. Es gibt einen Kilometerbeitrag für die Fahrten mit dem Privatauto – einige davon sind dieses Jahr mit Nez-Rouge-Klebern ausgestattet –, einen Beitrag an die Natelkosten sowie genügend Essen. Dafür konnte der Verein Nez Rouge Aargau dieses Jahr zwei neue Sponsoren anwerben: Jaisli Beck und Coop City Aarau. Ebenfalls neu ist die Zusammenarbeit mit der Garage Germann aus Hunzenschwil, welche Autos für die Aktion zur Verfügung stellt und sich um allfällige Schäden kümmert.