Neuansiedlung
750 Millionen für einen neuen Standort im Aargau und bis zu 3000 Arbeitsplätze – das Riesenprojekt der Bachem im Fricktal erklärt

Auf dem Sisslerfeld in Eiken entsteht bald der dritte Standort des Biochemie-Konzerns Bachem. Das Baselbieter Unternehmen will in den nächsten Jahren markant wachsen. Der Entscheid für den Standort im Aargau fiel unter anderem wegen des Platzangebots und der guten Bahnanbindung.

Jocelyn Daloz
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Bachem produziert Wirkstoffe für die Pharmaindustrie.

Bachem produziert Wirkstoffe für die Pharmaindustrie.

zvg

Die Zahlen haben es in sich: 750 Millionen Franken Investitionen für eine neue Produktionsstätte. Bis zu 3000 Arbeitsplätze, die in den kommenden Jahren entstehen könnten. Die Meldung des Life-Science-Unternehmens Bachem bewegt die Nordwestschweiz: Der Baselbieter Konzern, der auf die Entwicklung von Wirkstoffen für Medikamente spezialisiert ist, expandiert in den Aargau.

Der neue Standort ist in Eiken auf dem Sisslerfeld geplant. Damit löst Bachem im Kanton Aargau und im Fricktal Freude aus, während auf der anderen Seite der Kantonsgrenze die Stimmung düsterer ist: Bis vor kurzem vermutete man den neuen Standort noch in Pratteln BL, beim Industriegebiet Salina Raurica.

Life-Science-Cluster im Fricktal wird gestärkt

Eiken wird nach Bubendorf BL und Vionnaz VS der dritte Schweizer Standort der Firma sein. Bis 2030 sollen dort 750 Millionen Franken investiert werden. Dabei ist in der gleichen Zeitspanne die Schaffung von mehr als 500 neuen Arbeitsplätzen geplant – mit Wachstumsmöglichkeiten bis zu 3000 Stellen.

Das Sisslerfeld soll in den nächsten Jahren stark überbaut werden: Entstehen soll ein Schwerpunkt für die im Fricktal stark präsenten Branchen Pharma und Life Sciences. Der Kanton unterstützt diese Entwicklung mit dem Kauf einer Parzelle von 62'000 Quadratmetern.

Das bisher unbebaute Areal im Sisslerfeld wird Bachem schrittweise von der Firma DSM erwerben. Die Parzelle für den Ausbauschritt bis Ende des Jahrzehnts hat das Unternehmen bereits gekauft. Über den Kaufpreis vereinbarten die beiden Parteien Stillschweigen.

Die Aussicht auf einen Life-Science-Cluster war nicht zuletzt auch für DSM die Motivation, das Areal an Bachem zu verkaufen, wie dessen Präsident Eros Carletti bekräftigt: «Mit Bachem haben wir einen neuen Nachbarn gefunden, der wie wir langfristig plant und an der Entwicklung des Sisslerfelds zu einem attraktiven Biosciences-Cluster interessiert ist.» Das holländische Chemie-Unternehmen betreibt am Standort in Sisseln die weltweit grösste Vitaminproduktionsanlage mit über 1000 Mitarbeitenden.

DSM produziert auf dem Sisslerfeld Vitamine und pharmazeutische Wirkstoffe.

DSM produziert auf dem Sisslerfeld Vitamine und pharmazeutische Wirkstoffe.

zvg / Aargauer Zeitung

Unternehmen auf Wachstumskurs

Mit dem neuen Standort in Eiken führt Bachem seinen Expansionskurs fort. Die Firma baut an ihrem Hauptstandort im Baselbieter Bubendorf für 550 Millionen eine weitere Produktionsanlage und wird die Belegschaft dort in den kommenden drei Jahren um 800 Mitarbeitende erhöhen. CEO Thomas Meier hält in der Mitteilung fest, dass sich die Belegschaft des Unternehmens in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt habe.

Der neue Standort sei wichtig für das Unternehmen, weil die Landreserven in Bubendorf nach Abschluss eines grossen Produktionsgebäudes Mitte Jahrzehnt ausgeschöpft seien, erklärt Pressesprecher Daniel Grotzky. Die Suche nach dem neuen Standort und die neuen Investitionen gingen mit einer Kapitalerhöhung einher.

Bahnanschluss und guter Arbeitsmarkt

Das Bekenntnis zum Standort Schweiz und spezifisch zur Nordwestschweiz habe das Unternehmen schnell getroffen, sagt Grotzky weiter: «Viele Gründe sprechen für die Region: Technologietransfers lassen sich einfacher von Bubendorf nach Eiken realisieren. Mit dem Life-Science-Cluster bietet die Region auch einen guten Arbeitsmarkt».

Die Liegenschaft auf dem Sisslerfeld habe das Unternehmen wegen ihrer Grösse ausgewählt. «Das Wachstumspotenzial ist in der Pharmabranche, die wir beliefern, sehr gross. Entsprechend gehen wir davon aus, dass wir in den kommenden Jahrzehnten ebenfalls wachsen werden.» Das Fricktal habe sich gemäss dem Baselbieter Standortförderer Thomas Kübler gegenüber Pratteln auch deshalb behaupten können, weil es über einen besseren Bahnanschluss verfüge.

Bachem produziert unter anderem komplexe Moleküle – Zwischenprodukte beim Abbau der Eiweisse, die als Peptide bezeichnet werden. Hier nimmt Bachem eine weltweit führende Position ein. Zu den Abnehmern zählen neben Kliniken und Forschungseinrichtungen und Universitäten auch andere Biotechnologieunternehmen.

Bachem ist börsenkotiert, der Aktienkurs ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen: Plus 758% in fünf Jahren. Der Kurs hat sich unterdessen wieder auf einem tieferen Niveau stabilisiert, bleibt aber trotzdem weit über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.