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Pia Viel, die neue Präsidentin des Aargauischen Katholischen Frauenbundes (AKF), will sich nicht als Feministin bezeichnen.
Pia Viel: Ich möchte mich für die Gleichstellung von Frau und Mann in der Kirche, der Politik und der Gesellschaft einsetzen. Manchmal kommt es mir vor, als wären wir noch keinen Schritt weiter als bei der Einführung des Frauenstimmrechts.
Ich bezeichne mich nicht als Feministin. Ich würde kein pinkfarbenes «Pussyhat» anziehen und auf die Strasse demonstrieren gehen .
Weil ich lieber im Hintergrund arbeite und nach Lösungen suche. Verstehen Sie mich aber nicht falsch. Ich finde es richtig, dass die Frauen für ihre Rechte einstehen.
Ich habe die Symbolik nicht ganz verstanden und fand es kontraproduktiv. Dieses Foto impliziert doch ein völlig falsches Bild der Frau. Wir brauchen solche billige Propaganda gar nicht, um uns Gehör zu verschaffen.
Dieser Trend geht in die falsche Richtung. Die Frauen sollen sich ihre Karrieren selber erarbeiten. Wir brauchen keine Frauenquoten, damit die Männer ihren Platz für uns räumen. Anstatt solche Nebenschauplätze zu bespielen, sollten wir besser gegen die tatsächlichen Missstände und Ungerechtigkeiten ankämpfen.
In den KMU werden Frauen für die gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Das darf nicht sein! Auch beim Wiedereinstieg ins Berufsleben gibt es noch viel zu tun. Für eine Hausfrau – oder einen Hausmann – gestaltet sich die Rückkehr ins Erwerbsleben schwierig. Ihre Arbeit wird nicht angerechnet.
Man sollte für die Familien- und Hausarbeit eine Arbeitsbestätigung erhalten. Letztlich ist das ja wie ein Beruf, nur kann man nicht von heute auf morgen kündigen. Die Verantwortungen einer Hausfrau oder eines Hausmanns sind enorm: Sie sind für die Erziehung der Kinder, organisatorische Aufgaben, Handwerksarbeiten und vieles mehr verantwortlich.
Ich übernahm diese Aufgabe, weil mein Mann aus beruflichen Gründen für die damalige ABB viel im Ausland tätig war. Als meine Kinder älter wurden, habe ich mich im Dorf politisch engagiert. Da habe ich bemerkt, dass sich Frauen zu wenig für die Politik interessieren.
Nein. Frauen haben in der Politik dieselben Chancen wie die Männer. Leider interessieren sie sich nicht für politische Themen und stimmen seltener ab. Das ist schade, denn ihre Meinung ist wertvoll.
Ja, das stimmt. Ich wünschte mir, wir könnten die Frauen dazu motivieren, sich vermehrt am politischen Prozess zu beteiligen. Ansonsten wird in der Schweiz immer nur das umgesetzt, was die Männer wollen.
Ich kenne einige Frauen, die Militärdienst leisten, das ist eine wertvolle Berufserfahrung.
Ich bin aus familienpolitischen Überlegungen dagegen. Irgendwer muss sich ja auch noch um die Kinder kümmern, wenn beide Eltern im WK sind. Und überhaupt: Zuerst sollen die Frauen die gleichen Löhne erhalten, bevor man sie ins Militär schickt. Für mich als junge Frau wäre ein Dienst mit Waffen nicht infrage gekommen.
Trotzdem kommt diese Forderung zu früh. Wenn die Gleichberechtigung erreicht ist, kann man darüber reden. Vielleicht sind die Frauen dann von alleine damit einverstanden.
Warum meinen Sie?
Der AKF setzt sich für alle Frauen jeglicher Glaubensrichtung ein. Der spirituelle Teil unseres Verbandes liegt mir sehr am Herzen. «Katholisch» ist unsere Identität, ist die Basis für unsere Werte und soll auch für eine offene Kirche stehen. Leider gibt es immer noch Pfarrherren, die nicht gutheissen, dass eine Frau durch den Gottesdienst führt.
Wir unterstützen die Frauen in verschiedenen Projekten beim Kampf um die Gleichberechtigung in der Kirche. Wenn man in der Kirche die Gleichstellung erreicht, kann dies als Basis dienen und sich auch in der Gesellschaft durchsetzen.