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Happy End für Christina Koenig. In Umiken wurde die Pfarrerin vor zwei Jahren abgewählt. In Rothrist hat ihr die Kirchgemeindeversammlung jetzt das Vertrauen ausgesprochen. Nach der geglückten Wahl kritisierten einige Miglieder die Gegner der neuen Pfarrerin auf Schärfste.
«Ich freue mich, dass ich das Alte hinter mir lassen und in Rothrist neu starten kann», sagte die sichtlich erleichterte Christina Koenig gestern Morgen nach ihrer Wahl zur Pfarrerin in Rothrist. An der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung wählten die 83 Stimmberechtigten die von der Kirchenpflege vorgeschlagene Kandidatin mit 70 Ja zu 10 Nein-Stimmen, bei 3 Enthaltungen.
Ein Resultat, das nach den Geschehnissen in den letzten Tagen mit viel Spannung erwartet wurde. Ein anonymes Komitee hatte die Reformierte Kirchenpflege im Vorfeld dazu aufgefordert, von Christina Koenig abzusehen oder die Wahl zu verschieben. Der Pfarrerin wurden in verschiedenen Mails Vorwürfe gemacht, unter anderem weil sie vor zwei Jahren von der Kirchgemeinde Umiken als Pfarrerin abgewählt wurde.
Einige Mitglieder zeigten sich an der Versammlung empört über das Verhalten dieses anonymen Komitees: «Ich finde ein solches Vorgehen hinterhältig und böse. Solche Menschen disqualifizieren sich selber», sagte etwa ein Stimmberechtigter. Eine andere Person betitelte dieses Vorgehen als feige und meinte: «Wir haben alle eine Vergangenheit. Wer keine Schuld hat, soll jetzt aufstehen und einen Stein hervorwerfen». Dafür erntete die Frau von den anwesenden Mitgliedern grossen Applaus. Es sei an jedem einzelnen Mitglied, abzuschätzen, ob Christina Koenig in das bestehende Team passe, betonte ein anderes Mitglied. Kritische Stimmen gab es keine.
Ein eigenes Bild von Christina Koenig konnten sich die Mitglieder der Reformierten Kirchgemeinde und einige Gäste gestern gleich selber machen. Die Pfarrerin, die eine ihrer beiden Töchter mitgebracht hatte, führte am Morgen vor der Wahl selber durch den Gottesdienst mit Taufe. Sie verglich das Leben mit einer endlosen Zugfahrt, wo es auf und ab geht und man von Freunden, Familie aber auch von Gott stets begleitet werde. «Für unser Taufkind beginnt diese Zugfahrt jetzt.» Die Predigt drehte sich schliesslich rund um das Thema Segen. Nach knapp einer Stunde beendete die Pfarrerin den Gottesdienst. Angesagt war jetzt die Versammlung.
«Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden, draufstehen, Balance halten, Aussicht geniessen, lächeln und weitergehen.» Mit diesen Worten begrüsste Kirchenpflegepräsident Roland Woodtli die Anwesenden. Er sei enttäuscht, aber nicht überrascht, was man mit Mails alles auslösen könne. Er habe diese anonyme Person mehrmals erfolglos zu einem Gespräch aufgefordert. Am Wahlvorschlag halte man klar fest. Bevor Christina Koenig in den Ausstand trat, stellte sie sich nochmals vor.
Nach und nach legten die Mitglieder der Reformierten Kirchgemeinde nun die Stimmzettel in die Urne. Kurz vor halb zwölf konnte die Pfarrerin schliesslich aufatmen, als Roland Woodtli das Resultat bekannt gab. Christina Koenig dazu: «Für mich ist es eine grosse Erleichterung. Ich habe mit einer solchen Gegenkampagne im Vorfeld schlichtweg nicht gerechnet». Klar seien die 10 Nein-Stimmen ein Wermutstropfen, aber das sei Demokratie. Auf die Frage, ob sie die Wahl annehme, antwortete sie: «Ja, sicher».
Der Kirchenpflegepräsident zeigte sich erfreut über das Ergebnis. «Ich bin froh, dass es so gekommen ist.» Der Pfarrerin übergab er ein Marienkäfer-Windrad für den Garten – mit der Hoffnung, dass nun Ruhe einkehrt.
Ab November wird Christina Koenig das Pfarrehepaar Cornelia und Tobias Fluri mit einem 90-Prozent-Pensum unterstützen. Dazu wird sie von Basel ins Pfarrhaus in Rothrist umziehen. «Ich freue mich auf die Zeit hier – es ist genau das Richtige für mich.»