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Im Aargau kam es in letzter Zeit zu mehreren Angriffen von Mäusebussarden auf Jogger. Und es hört nicht auf: Erneut meldet sich ein betroffener Hobby-Läufer. Müssen sich Jogger Sorgen machen?
Das Szenario ist fast immer das Gleiche: Ein lautloser Angriff von hinten, ein seltsamer Schlag auf den Kopf und dann der Schock. In den letzten Monaten kam es im Aargau zu mehreren Mäusebussard-Attacken auf Jogger. Und sie scheinen kein vereinzeltes Phänomen zu sein.
Diese Woche meldete sich erneut ein Läufer bei der AZ und erzählte, er sei in einem Waldstück nordöstlich des Aabachs angegriffen worden. Hinterlassen hätte der Raubvogel eine kleine, leicht blutende Wunde sowie eine Beule am Kopf.
Ähnlich war es auch vor kurzem einem Hobbyläufer aus Villnachern ergangen. Dieser war gerade im Umiker Schachen unterwegs, als der Mäusebussard ihn von hinten attackierte. Auch er wurde durch durch die Krallen des Vogels verletzt. Die AZ weiss zudem von einem Angriff eines Mäusebussards auf eine Joggerin in Leuggern, der schon letztes Jahr passiert ist.
Besonders schockierend war die Leidensgeschichte einer Lehrerin aus Bremgarten im März 2017, die sechs Tage nach einer Mäusebussard-Attacke auf dem Heitersberg mit hohem Fieber, starken Gliederschmerzen und mit einem Schmerz links am Hals im Bereich der Lymphknoten zu kämpfen hatte. Erst rund einen Monat nach dem Angriff stellte sich heraus, dass der Greifvogel sie mit der Krankheit Hasenpest infiziert hatte. Dann erhielt sie ein Antibiotikum. Dem Fallbericht des Schweizer Archiv für Tierheilkunde zufolge, waren in den Tagen nach dem Vorfall zudem weitere Angriffe gemeldet worden.
Doch wie oft greifen Vögel Menschen in der Schweiz tatsächlich an? «Das kommt immer wieder mal vor», sagte Livio Rey, Biologe von der Vogelwarte Sempach in einem Interview mit der AZ im April.
Lesen Sie auf der Grundlage des Interviews hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:
Die Angriffe erfolgen fast immer zwischen Mai und Juli, wenn die Vögel Nachwuchs bekommen und die Kleinen ihre ersten Flugversuche starten. Die Tiere sind aber nicht per se aggressiv, sie wollen ihre Jungen schützen, so Rey.
Pro Jahr werden rund ein Dutzend Fälle schweizweit bekannt. Angesichts der 20'000 bis 25'000 Brutpaare in der Schweiz und den zahlreichen Joggern ist die Chance, angegriffen zu werden, verschwindend klein, findet Rey. Zudem handle es sich in den meisten Fällen nur um Scheinangriffe.
Nein. Es sind zwar fast immer Mäusebussarde, ausnahmsweise können es auch Milane sein.
Jogger wirken wegen ihrer schnellen Bewegungen auf die Tiere bedrohlich. Spaziergänger und Velofahrer sind im Gegensatz zu den Joggern kaum von den Attacken betroffen.
Läufer sollten Reviere von Mäusebussarden in Brutzeit meiden oder nur langsam durchqueren. Ein weiterer Tipp: «Helfen kann eine Mütze mit aufgemalten Augen auf dem Hinterkopf. Die Vögel fühlen sich dadurch beobachtet und greifen nicht an.»
Man sollte sich auch bei kleinen Verletzungen unbedingt beim Hausarzt melden und gegen Tetanus impfen lassen.
(cki/pz)