Landwirtschaft
Mit geschlossenen Deckeln gegen Pestizide im Wasser – der Aargau lanciert die Aktion Schachtdeckel

Der Kanton Aargau will alle offenen Schachtdeckel auf landwirtschaftlichen Nutzflächen durch geschlossene ersetzen. Dadurch sollen keine Pflanzenschutzmittel und andere unerwünschte Stoffe mehr in Gewässer gelangen. Damit es möglichst bald keine offenen Deckel mehr gibt, unterstützt der Kanton die Gemeinden finanziell.

Noemi Lea Landolt
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Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth will in Zukunft keine Deckel mit Löchern mehr auf landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth will in Zukunft keine Deckel mit Löchern mehr auf landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Alex Spichale

Donnerstagvormittag auf dem Zelglihof in Mägenwil. Hier pflanzen Silvia und Daniel Habegger unter anderem Spinat, Erbsen, Zuckermais, Zuckerrüben, Weizen und Dinkel an. Zudem verkaufen sie Fleisch aus Mutterkuhhaltung. Journalistinnen und Fotografen stehen neben einem Feldweg auf einer Wiese; rund um einen Schacht mit Deckel. Genau um solche Schächte beziehungsweise ihre Deckel geht es bei der Aktion Schachtdeckel, die gestern in Mägenwil lanciert wurde.

«Es ist ganz einfach», sagte Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth. «Hat der Deckel Löcher, kann etwas hineinfliessen. Hat er keine Löcher, geht das nicht.» Der Kanton will in Zukunft keine Deckel mit Löchern mehr auf landwirtschaftlichen Nutzflächen im Aargau. So soll verhindert werden, dass Pflanzenschutzmittel und andere unerwünschte Stoffe in Gewässer gelangen. Matthias Müller, Abteilungsleiter Landwirtschaft beim Kanton, sagte:

«Schächte spielen eine entscheidende Rolle bei der Verschmutzung der Bäche.»

Zugleich ist es ein Problem, das sich leicht lösen lässt. Für die Schachtdeckel zuständig sind in der Regel die Gemeinden – manchmal auch Private. Einen offenen Schachtdeckel durch einen geschlossenen zu ersetzen, kostet laut Müller – inklusive Arbeit – mehr als 150 Franken.

Damit die offenen Deckel trotzdem möglichst rasch ersetzt werden, beteiligt sich der Kanton mit einem Pauschalbeitrag von 75 Franken pro ersetzten Schachtdeckel an den Kosten. Auch rückwirkend, sollte eine Gemeinde ihren problematischen Schächten schon letztes Jahr den richtigen Deckel aufgesetzt haben.

Ersetzt sind die Deckel übrigens schnell, wie Landwirt Daniel Habegger – zuerst alleine und dann noch einmal mit Hilfe von Regierungsrat Dieth – demonstrierte.

Markus Dieth (links) und Landwirt Daniel Habegger setzen dem Schacht auf dem Zeglihof den richtigen Deckel auf.

Markus Dieth (links) und Landwirt Daniel Habegger setzen dem Schacht auf dem Zeglihof den richtigen Deckel auf.

Alex Spichale

In Mägenwil gibt es derzeit insgesamt 29 problematische Deckel, die durch geschlossene ersetzt werden müssen. Bei 75 Franken pro Deckel vom Kanton entlaste das die Finanzen der Gemeinde um gut 2000 Franken, rechnete Marlène Fehlmann, Vizeammann von Mägenwil, vor.

Dieth weibelt für zweimal Nein am 13. Juni

Während Dieth betonte, dass der Kanton Aargau bei diesem Thema schweizweit eine Vorbildfunktion einnehme und mit der Aktion Schachtdeckel einen weiteren Schritt in Richtung einer nachhaltig produzierenden Landwirtschaft gehe, kam unweigerlich der Gedanke an die Trinkwasser- und Pestizidinitiative auf, über welche die Schweizer Stimmbevölkerung am 13. Juni abstimmt.

Der Aargauer Regierungsrat empfiehlt – wie Bundesrat und Parlament, beide Initiativen abzulehnen. Markus Dieth engagiert sich zudem im Nein-Komitee. Am Dienstag erschien in der AZ ein Inserat, auf dem der Landwirtschaftsdirektor mit einem Testimonial für zweimal Nein am 13. Juni wirbt.

Nur zwei Tage später steht er auf dem Feld in Mägenwil und erklärt medienwirksam, wie er mit geschlossenen Schachtdeckeln verhindern will, dass Pflanzenschutzmittel und andere Stoffe in Gewässer gelangen. Ein Zufall? Die Aktion Schachtdeckel sei unabhängig von den beiden Initiativen lanciert worden, sagte Dieth. «Wir hätten das sowieso gemacht.» Er rechnet damit, dass bald auch andere Kantone nachziehen werden.