Lärmprävention
«Laut ist out» – was es mit den neuen Plakaten an den Strassenrändern im Aargau auf sich hat

Immer wieder sind Leute ob der lauten Motorengeräusche von Autos oder Töffs genervt. Sensibilisiert werden sollen deren Fans nun dank Plakaten. Dabei übernimmt auch die Polizei eine wichtige Rolle.

Alessandro Crippa
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Auf den neuen Plakaten – hier eines in Würenlingen – des Cercle Bruit Schweiz steht die Message «Laut ist out».

Auf den neuen Plakaten – hier eines in Würenlingen – des Cercle Bruit Schweiz steht die Message «Laut ist out».

Bild: Fabian Hägler

Bahnhofplätze, Quartiere oder auch Passstrassen: Sie stehen immer wieder im Zentrum, wenn die Diskussionen um die sogenannten «Autoposer» entflammen. Sie verursachen Lärm, der in den Augen und Ohren vieler unnötig und vermeidbar ist.

Gabriela Suter: Lärm hat zugenommen

Ebenfalls im Fokus der Lärmbelästigungen stehen Töfffahrer, deren laute Gefährte Bewohner in der Nähe von Passstrassen besonders die Nerven oder auch den Schlaf rauben. Nicht zuletzt deshalb hat die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter im Sommer in einer parlamentarischen Initiative gefordert, dass ein Fahrverbot von Motorrädern mit einem Standpegel von über 95 Dezibel eingeführt werden soll. Sie ist der Ansicht, dass der Lärm in den vergangenen Jahren zugenommen hat.

Ende März wurde der inzwischen leicht veränderte Vorstoss im Nationalrat überwiesen. Konkret fordert die Motion Massnahmen, um die Verwendung von illegalen Bauteilen oder Veränderungen am Fahrzeug besser zu sanktionieren oder einzuschränken. Dabei geht es um höhere Bussen, Führerausweisentzug oder das Beschlagnahmen von Fahrzeugen. Auch einfachere Kontrollen sind ein Thema, zum Beispiel mit Lärmblitzern.

Nationalrat Walter Wobmann (SVP, SO) dagegen ist ein Töffliebhaber. Er ist Präsident der Föderation der Motorradfahrer der Schweiz und sagt: «Es gibt einen Test des TCS, der klar zeigt, dass Autos und Motorräder insgesamt leiser werden.»

Walter Wobmann und Gabriela Suter streiten sich über Töfflärm.

Walter Wobmann und Gabriela Suter streiten sich über Töfflärm.

Bildquellen: asp/key, Montage: sam

Video: «Echte Platzhirsche röhren nicht»

Für den nationalen Tag gegen den Lärm, der am 29. April stattfinden wird, hat die Vereinigung kantonaler Lärmschutzfachleute, Cercle Bruit Schweiz, unter anderem eine Plakatkampagne lanciert. Deshalb hängen nun an Strassenrändern Plakate mit der Aufschrift «Laut ist out». Sie weisen darauf hin, dass Lärm die Gesundheit nachhaltig schädigen kann und in vielen Bereichen einfach zu vermeiden wäre.

Das Motto ist – wie bereits in den vergangenen beiden Jahren – «Laut ist out». In diesem Jahr liegt der Fokus speziell auf dem Stören von Natur und Tieren sowie der Menschen in Erhohlungsgebieten durch überlaute Motorräder einerseits und der urbanen Siedlungsräume durch sogenannte «Autoposer» auf der anderen Seite. Diesen sei oft nicht bewusst, dass Lärm auch stören und krank machen könne, schreibt Cercle Bruit Schweiz auf seiner Homepage.

In Zusammenarbeit mit der Lärmliga wurde ein Video beim Escher-Wyss-Platz in Zürich produziert. In diesem hält ein Autofahrer an, weil eine Fussgängerin den Zebrastreifen überqueren möchte. Der Autofahrer, der einen Sportwagen fährt, lässt währenddessen mehrmals den Motor aufheulen. Und das finden zwei Männer, die mit dem Velo unterwegs sind nicht sehr cool, was sie dem Autofahrer zu verstehen geben. Aber sehen Sie selbst:

Youtube

Mitverantwortlich für die Plakate, die nun auch vermehrt im Kanton Aargau an den Strassenrändern zu sehen sind, sind auch die Regionalpolizeien. Sie haben unter anderem die Bekämpfung von lauten Motorfahrzeugen, die unnötigen Lärm verursachen, als Jahresschwerpunkt in ihrem Programm stehen.

Polizei kontrolliert Töffs und stellt am Osterwochenende acht Autos sicher

Auch die Kantonspolizei unterstützt dieses Vorhaben und arbeitet mit den Regionalpolizeien zusammen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass unter diesem Aspekt Spezialisten der Kapo auf dem Benkerjoch sowie auf der Staffelegg gezielt Motorräder überprüft haben. Dazu schreibt die Kapo in einer Medienmitteilung, dass eine von 70 kontrollierten Maschinen unerlaubte Manipulationen an der Auspuffanlage ausgewiesen habe.

Das heisse aber nicht, dass nicht auch andere Motorräder laut gewesen sein könnten. Dies kann auch mit dem Fahrverhalten zu tun haben. Corina Winkler, Mediensprecherin der Aargauer Kantonspolizei sagt aber auch, dass sich die allermeisten Motorradfahrer an die Regeln hielten und den Vorschriften entsprachen. Und, merkt sie an: «Laut heisst nicht immer illegal technisch verändert.» Wie laut Fahrzeuge bereits ab Werk sein dürfen, sei ein politisches Thema.

Auch am Osterwochenende hat die Polizei durchgegriffen und im Aargau gesamthaft acht Autos sichergestellt. Vier davon wurden an einem unerlaubten Autoposer-Treffen aus dem Verkehr gezogen. Vier weitere fielen bei Patrouillen auf, bei welchen sich herausstellte, dass es zu unerlaubten Abänderungen gekommen war.

TV-Hinweis

Am Dienstag, 13. April um 18.30 Uhr (stündlich wiederholt) diskutieren die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter und der Solothurner SVP-Nationalrat Walter Wobmann im «TalkTäglich» auf Tele M1 darüber, ob man laute Töffs in der Schweiz verbieten soll.