Krieg in der Ukraine
Benefizkonzert mit russischer Cellistin in Boswil: Fast 300 Besucher und mehr als 25'000 Franken für Hilfsprojekte

Nachdem die Kartause Ittingen die russische Cellistin Anastasia Kobekina ausgeladen hatte, ist sie am Samstag in der Alten Kirche Boswil aufgetreten – zusammen mit dem ukrainischen Geiger Andrej Bielow und dem Schweizer Pianisten Jean-Sélim Abdelmoula.

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Die russische Cellistin Anastasia Kobekina spielte am Samstagabend zusammen mit Jean-Sélim Abdelmoula und Andrej Bielow in der Alten Kirche Boswil.

Die russische Cellistin Anastasia Kobekina spielte am Samstagabend zusammen mit Jean-Sélim Abdelmoula und Andrej Bielow in der Alten Kirche Boswil.

Oren Kirschenbaum

Die Kartause Ittingen im Thurgau hat die Cellistin Anastasia Kobekina nicht auftreten lassen. Der Grund: die russische Staatsangehörigkeit der 27-jährigen Künstlerin. Die Absage hat Empörung ausgelöst. Umso mehr, weil sich Kobekina, die seit zehn Jahren in Deutschland lebt, schon zuvor vehement gegen den Krieg ausgesprochen hat.

Nach der Absage wollten gleich zwei Aargauer Konzertveranstalter – das Zofinger Hirzenberg Festival und das Künstlerhaus Boswil – der Cellistin Gastrecht bieten. Die beiden Veranstalter spannten zusammen und stellten spontan ein Benefizkonzert auf die Beine.

«Die Musik spricht für Menschlichkeit», sagt die russische Cellistin Anastasia Kobekina.

Tele M1

Hörerinnen und Hörer nahmen auf der Bühne Platz

Am Samstag spielten in der Alten Kirche Boswil nebst Anastasia Kobekina und ihrem Schweizer Pianisten Jean-Sélim Abdelmoula auch der ukrainische Geiger Andrej Bielow. Das Konzert war innert weniger Tage restlos ausverkauft. Knapp 300 Personen lauschten am Samstag ukrainischer, russischer und deutscher Musik. «Am Ende nahmen Hörerinnen und Hörer sogar auf der Bühne Platz», teilt das Künstlerhaus Boswil am Sonntag mit.

Standing Ovations für Anastasia Kobekina, Jean-Sélim Abdelmoula und Andrej Bielow.

Standing Ovations für Anastasia Kobekina, Jean-Sélim Abdelmoula und Andrej Bielow.

Oren Kirschenbaum

Claudio Rosetti, Geschäftsführer des Künstlerhauses, ist begeistert: «Das Treffen mit der russischen Cellistin, dem ukrainischen Geiger und dem Schweizer Pianisten war sehr bewegend.» Nach dem Konzert habe es einige «sehr emotionale Diskussionen über die dramatische Kriegssituation» gegeben.

Anastasia Kobekina spendet 2000 Franken

Den Eintrittspreis konnten die Besucherinnen und Besucher selbst bestimmen. Am Schluss seien mehr als 25'000 Franken zusammengekommen, schreibt das Künstlerhaus Boswil. Anastasia Kobekina habe 2000 Franken zusätzlich gespendet. Sämtliche Einnahmen kommen Hilfsprojekten zugute.

Mit einem Teil der Gelder will das Künstlerhaus Boswil zudem in Not geratene junge Musikerinnen und Musiker aus der Ukraine und Russland unterstützen – in Form von Stipendien für die verschiedenen Projekte des Künstlerhauses und von musikalischen Aufenthalten und Auftritten im Künstlerhaus. (nla)