Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Dreier Transport sieht sich als Opfer einer Unia-«Schmutzkampagne». Die Gewerkschaft kontert und spricht von unbezahlten Überstunden, Nichteinhaltung von Ruheverordnung und ähnlichen Verstössen gegen das Arbeitsrecht.
Normalerweise gehen Gewerkschaften an die Öffentlichkeit, wenn sie in einer Firma eine Aktion starten. Diesmal ist es genau umgekehrt: Gestern hat der Schweizerische Nutzfahrzeugverband Astag in einer Mitteilung auf einen Arbeitskonflikt bei der Dreier Transport AG in Gränichen hingewiesen.
Mit einer veritablen «Schmutzkampagne» wollten Gewerkschaftsfunktionäre der Unia Firmenchef Hans-Peter Dreier in die Knie zwingen, schreibt der Astag. «Der Schlachtplan nach bekanntem Muster – wie in der Spar-Filiale Dättwil – sieht vor, dass betriebsintern schon zwei bis drei Angestellte angeheuert und aufgewiegelt worden sind.» Diese würden nun für die von der Unia geplanten Angriffe auf das Unternehmen instrumentalisiert, heisst es in der Mitteilung.
Hans-Peter Dreier, CEO der Dreier AG, erklärt auf Anfrage: «Offenbar haben sich ein paar deutsche Chauffeure mit Fragen bei der Unia gemeldet. Diese hat die Situation ausgenutzt und die Chance gewittert, die langjährige Sozialpartnerschaft unserer Branche mit der Gewerkschaft Routiers Suisse zu zerstören.»
Unia-Vertreter will Gespräche
Roland Schiesser, Branchenverantwortlicher Transportgewerbe bei der Unia, widerspricht: «Wir wurden von Chauffeuren kontaktiert, die von überlangen Schichtzeiten, unbezahlten Überstunden, Nichteinhaltung der Arbeits- und Ruhezeitverordnung und einem respektlosen Umgangston bei der Firma Dreier erzählten.»
Nach einer ersten Sitzung hätten ungefähr 30 Chauffeure entschieden, sich von der Unia vertreten zu lassen. «Jeder sucht sich seine Gewerkschaft selber aus, und es ist bekannt, dass die Routiers eher zahnlos sind», sagt er.
Mit einem Brief wandte sich die Gewerkschaft dann an die Firmenleitung. «Unia und Chauffeure suchen den Dialog mit der Dreier-Führung, diese verweigert aber bisher jedes Gespräch», bedauert Schiesser. Bei der letzten Sitzung mit den 40 bis 50 Chauffeuren, welche die Unia laut Roland Schiesser vertritt, kam es zum Eklat.
«Wir mussten vier Chauffeure, die Herr Dreier einschleusen wollte, aus dem Büro komplimentieren», sagt der Gewerkschafter. Dreier sagt, bei den Männern habe es sich um Vertreter von Routiers Suisse gehandelt. «Sie wurden regelrecht hinausgeworfen», sagt er.
Schiesser bestreitet indes, dass es zu Handgreiflichkeiten gekommen sei.
Dreier verlangt konkrete Fakten
Auf den Brief der Unia angesprochen, sagt Hans-Peter Dreier: «Bisher habe ich nur pauschale Vorwürfe gehört. So lange keine konkreten Fakten auf dem Tisch liegen, sehe ich keinen Gesprächsbedarf.»
Dreier betont, in seiner Firma würden alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten. Und er ergänzt, die Firmenleitung habe intern bereits das Gespräch mit den betroffenen Berufsfahrern gesucht, um allfällige Probleme in konstruktiver Weise angehen zu können.
Dreier ärgert sich ausserdem über Postkarten, die täglich bei ihm eingehen. «Irgendwelche Leute, die ich gar nicht kenne, unterschreiben einen Aufruf der Unia zum Gespräch.» Unia-Vertreter Schiesser entgegnet, die Absender der Postkarten seien keine beliebigen Leute, sondern Angehörige, Bekannte und Freunde der kritischen Dreier-Chauffeure.
Streik ist noch kein Thema
Die Astag geht derweil davon aus, das die Unia bereits Kampfmassnahmen plant. Die Unia erhoffe sich, «der Druck führe zur Entlassung der instrumentalisierten ‹Radelsführer›, womit man in der Öffentlichkeit ein plausibles Argument für Streikaktionen und illegale Blockaden hätte.»
Schiesser bezeichnet solche Vermutungen als absurd. «Wir erwarten bis Montag eine Antwort von Herrn Dreier auf unser Gesprächsangebot, danach werden wir das weitere Vorgehen mit den Chauffeuren besprechen.» Natürlich wende sich die Unia an die Öffentlichkeit, um den Druck zu erhöhen. «Ziel ist aber kein Streik, sondern ein Dialog», hält er fest.