Aargauer Wirtschaft
Knecht Reisen passt Budget wegen Donald Trump nach unten an

Der Wahlsieg des Republikaners löst bei der Aargauer Wirtschaft gemischte Gefühle aus. Klar ist: Der Präsident hat Einfluss auf die Buchungszahlen von USA-Reisen.

Peter Brühwiler
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Wohl eher kein Hoch auf Donald Trump: Knechtreisen - das Bild stammt aus dem Katalog für begleitete Motorrad-Touren - rechnet nach der Wahl von Donald Trump mit einem Umsatzrückgang im US-Geschäft.

Wohl eher kein Hoch auf Donald Trump: Knechtreisen - das Bild stammt aus dem Katalog für begleitete Motorrad-Touren - rechnet nach der Wahl von Donald Trump mit einem Umsatzrückgang im US-Geschäft.

Zur Verfügung gestellt

Urs W. Berner konnte die US-Wahlen mitverfolgen, ohne sich die Nacht um die Ohren schlagen zu müssen. Der CEO des Rupperswiler Präzisionswerkzeug-Herstellers Urma AG ist gerade auf Kundenbesuch in Shanghai.

Und als Europa mit der Nachricht von Donald Trumps überraschendem Wahl-Sieg in den Tag startete, ging dort die Sonne schon fast wieder unter. Untergangszenarien verbreitet Berner, dessen Unternehmen 20 Prozent des Umsatzes in den USA erwirtschaftet, trotzdem keine. Glücklich sei er über die Wahl zwar nicht, sagt er am Telefon. Aber: «Trump will nicht die USA zerstören. Er ist ein Pragmatiker und wird schnell lernen.»

Die meisten amerikanischen Unternehmer, die er kenne, seien Donald Trump gegenüber positiv eingestellt. Der Formel-1-Rennstallbesitzer Gene Haas, dessen Fräsmaschinen die Urma exlusiv in der Schweiz vertreibt und der kürzlich in Rupperswil zu Besuch war, sei gar «ein grosser Trump-Fan».

Kein Trump-Fan ist Dominik Berchtold. Aber auch der CEO des Heizköper-Produzenten Zehnder aus Gränichen spürte, als er vor zwei Wochen im Raum Boston amerikanische Unternehmer traf, «grosse Sympathien» für den Republikaner.

Nun mag das natürlich daran liegen, dass Trump die inländischen Produzenten mit höheren Markthürden schützen will. Berchtold beunruhigt ein solches Abschottungs-Szenario jedoch nicht allzu sehr. 2015 machte seine Gruppe rund sieben Prozent des Umsatzes in den USA.

«Wir sind dort in den letzten Jahren gewachsen und wir gehen von weiterem Wachstum aus», sagt er. Der Grund für die Zuversicht trotz möglicher Handelshemmnisse: Die Zehnder Gruppe beschäftigt in den USA aktuell rund 250 Mitarbeitende in zwei Fabriken und stellt die meisten Produkte, die auf dem US-Markt vertrieben werden, auch dort her.

Zehnder produziert in den USA

Denn ganz neu ist die Trump-Rhetorik nicht. Schon in den letzten Jahren sei «der amerikanische Footprint und US-Made immer wichtiger geworden», so Berchtold. Einen Teil der Produktion hat die Zehnder Gruppe deshalb bereits in der Vergangenheit von China in die USA verlegt, wo ausserdem auch die Produktionskosten gesunken sind.

Ein paar dunkle Wolken sieht Berchtold trotzdem aufziehen. Einerseits will Trump die Ölindustrie stärker fördern, was den Anreiz, energieeffiziente Systeme wie jene der Zehnder Gruppe einzusetzen, verringern würde. Andererseits bedient die Gruppe aus den USA heraus auch den kanadischen Markt.

Eine Einschränkung des freien Handels würde sie deshalb ebenfalls zu spüren bekommen. Die wichtigste Frage sei aber jene nach den Auswirkungen von Trumps Wahl auf die Weltkonjunktur, so Berchtold. Er selber erwartet, dass diese langfristig «eher negativ» sein werden. Für Prognosen sei es aber noch zu früh.

Anti-Trump-Proteste auch an Tag 4 nach der Wahl von Donald Trump - hier Washington.
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Anti-Trump-Proteste auch an Tag 4 nach der Wahl von Donald Trump - hier in Salt Lake City (Utah).
Trumps Wahl führt in den USA nach wie vor zu Protesten - wie hier vor seinem Wohn- und Geschäftshaus in New York.
Für Hillary Clinton waren die Tage nach der Wahl hart, wie sie am Samstag sagt.
Bei einer Demonstration gegen Trump in Portland sind Schüsse abgegeben worden.
Proteste auch in Atlanta.
Einige Proteste wie hier in New York haben Verkehrsbehinderungen zur Folge.
Der Ku Klux Klan feiert den Sieg von Donald Trump. Die Unterorganisation des Klans im Bundesstaat North Carolina kündigte einen Marsch für den 3. Dezember an. (Archivbild eines Fackelmarsches vom April im US-Bundesstaat Georgia).
Die USA wählen ihren nächsten Präsidenten
Ivanka Trump, die Tochter von Donald Trump, wird in seinem Übergangsteam tätig sein.
Demonstranten blockieren den Verkehr in Oakland, Kalifornien. Hunderte gingen hier in der zweiten Nacht nach Trumps Sieg auf die Strasse.
Wütende Trump-Fans setzen ihre Turnschuhe vom Hersteller New Balance in Brand.
Hillary Clinton beim Spazieren
Tausende gegen in Madison (Wisconsin) und in anderen US-Städten auf die Strasse.
"Make America safe again": Anspielung auf Trumps Wahlkampfslogan "Make America great again".
Donald Trump mit einer Maske von seinem Gesicht.
Das Treffen zwischen Präsident Barack Obama und Donald Trump
Warten auf die Ankunft von Donald Trump vor dem Westflügel des Weissen Hauses.
Auch auf den Stufen des Eisenhower Executive Office Building, welches neben dem Weissen Hause steht, warten Personen auf die Ankunft Trumps.
Also doch. Russland räumt ein, Kontakte zum Wahlkampfteam von Donald Trump gehabt zu haben. Wie weit diese Kontakte gingen, sagte er nicht. Der Einfluss von Russland auf den Wahlkampf war viel diskutiert und kritisiert.
Melania und Donald Trump schauen zwei Tage nach dem Wahlsieg im Weissen Haus bei Michelle und Barack Obama vorbei.
Demonstranten in San Diego machen ihrem Unmut Luft: Sie fordern die Absetzung von Trump.
Anti-Trump-Protest in San Diego (Kalifornien).
Junge Frauen und Männer machen in San Diego lautstark klar, was sie von einem Präsidenten Trump halten.
Protest gegen den neu gewählten Präsidenten Donald Trump in New York: Aus mehreren grossen Städten, die in der Regel Hochburgen der Demokraten sind, gab es Berichte über Kundgebungen gegen den Republikaner, der die Wahl am Dienstag gewann.
Sie blockieren Strassen und setzen US-Flaggen in Brand.
Auch auf dem Campus der Universität Conneticut wird protestiert.
Auch auf dem Campus der Universität Conneticut wird protestiert.
Clinton spricht zu ihren Anhängern, am Tag nach ihrer Niederlage.
Clinton spricht zu ihren Anhängern, ein Tag nach ihrer Niederlage.
Barack Obama rief die Amerikaner dazu auf, nun alle an einem gemeinsamen Strang zu ziehen.
Trump spricht zu seinen Anhängern und zum amerikanischen Volk.
Trump tritt nach seinem Wahlsieg vor seine Anhänger.
Mike Pence und Donald Trump, der neue Vizepräsident und der neue Präsident, nachdem ihr Wahlsieg feststeht.
Hillary Clinton muss ihre Niederlage eingestehen
Trump gewinnt in Ohio - seine Anhänger in New York jubeln.
Sie ahnen die Niederlage: Anhänger der Demokraten haben sich an einer Wahlveranstaltung in Dallas auf den Boden gesetzt und starren gebannt auf ihre Smartphones.
Sie jubeln über Trumps Sieg in Florida, einem der entscheidenden Swing States. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass Trump die Wahl gewinnt.
Clinton und Trump am Dienstag.
Die Freiwillige Mary Lou Flayhan hilft in Biloxi, Mississippi.
Cait Hodge hat ihren Hund Tippy in Raleigh, North Caroline dabei. Sein Anblick soll den Wählern einen stressfreien Moment bescheren.
Wahltag in Amerika.
Die Ägypter verfolgen das Geschehen in den USA.
Wahltag in Amerika.
Donald Trump und seine Frau Melania geben ihre Stimme ab
Eric Trump und sein Wahlzettel: Weil er ein Foto von diesem auf Twitter postete (was illegal ist), ist dieser ungültig.
Donald Trump hat gemäss eigener Aussage über 100 Millionen Dollar in seine Kampagne investiert.
Der Tweet von Eric Trump macht seine Stimme ungültig
Hillary Clinton begleitet von ihrem Mann und Ex-Präsident Bill grüsst Fans nachdem sie in Chappaqua NY gewählt hat
Vor vielen Wahllokalen stehen die Wähler Schlange.
Vor vielen Wahllokalen stehen die Wähler Schlange.
Häufig dienen Feuerwehr-Magazine als Wahllokal, so wie hier in Indiana.
Ein Selfie von der Wahl.
Tim Kaine, Clintons Vizepräsident-Kandidat, nach der Stimmabgabe.
Schlange Stehen für die Wahl in New Jersey

Anti-Trump-Proteste auch an Tag 4 nach der Wahl von Donald Trump - hier Washington.

AP

Wenig Ungemach nach der Wahl von Trump befürchtet derweil Daniel Knecht, Präsident der Aargauischen Industrie- und Handelskammer. Für die Aargauer Wirtschaft – die im Jahr 2015 knapp acht Prozent ihrer Exporte in einem Wert von über 775 Millionen Franken in die USA verkaufte – stelle die Wahl Trumps keine Bedrohung dar, ist er überzeugt.

Sollte aufgrund der Wahl das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP scheitern, würden die Schweizer Unternehmen seiner Ansicht nach gar profitieren. Denn das stark umstrittene Abkommen zwischen den USA und der EU würde diese gegenüber EU-Unternehmen benachteiligen. «Und vielleicht», so Knecht, «steigen nach einem Scheitern die Chancen für die Schweiz, ein eigenes Freihandelsabkommen auszuhandeln.»

Wer will ins Trump-Land reisen?

Vieles ist ein Tag nach Trumps Triumph noch Kaffesatzlesen. Klar ist hingegen: Der Ruf des Frischgewählten ist in der Schweiz nicht gerade gut. Für den Fernreisespezialisten Knecht Reisen wiederum ist dies eine schlechte Nachricht. Die USA seien im Fernreisemarkt von der Grösse her für Knechtreisen das wichtigste Land, sagt der CEO der Knecht Reisegruppe, Roger Geissberger. «Und der dortige Präsident hat auf die Umsatzzahlen Einfluss.»

So seien mit dem Amtsantritt von Georg W. Bush die Buchungen massiv zurückgegangen, um dann mit der Wahl von Barack Obama wieder anzusteigen. «Einige Kunden haben mir in letzter Zeit gesagt, sie würden vor der Buchung einer Reise die Wahlen abwarten», so Geissberger.

Gut möglich, dass sie sich nun für eine andere Destination entscheiden. Das Amerika-Budget korrigiert Knecht Reisen jedenfalls um rund zehn Prozent nach unten. Eine noch stärkere Abschottung des Reiselandes befürchtet Geissberger derweil nicht. Denn in die USA einzureisen, könne «eigentlich gar nicht mehr komplizierter werden.»