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Der Wahlsieg des Republikaners löst bei der Aargauer Wirtschaft gemischte Gefühle aus. Klar ist: Der Präsident hat Einfluss auf die Buchungszahlen von USA-Reisen.
Urs W. Berner konnte die US-Wahlen mitverfolgen, ohne sich die Nacht um die Ohren schlagen zu müssen. Der CEO des Rupperswiler Präzisionswerkzeug-Herstellers Urma AG ist gerade auf Kundenbesuch in Shanghai.
Und als Europa mit der Nachricht von Donald Trumps überraschendem Wahl-Sieg in den Tag startete, ging dort die Sonne schon fast wieder unter. Untergangszenarien verbreitet Berner, dessen Unternehmen 20 Prozent des Umsatzes in den USA erwirtschaftet, trotzdem keine. Glücklich sei er über die Wahl zwar nicht, sagt er am Telefon. Aber: «Trump will nicht die USA zerstören. Er ist ein Pragmatiker und wird schnell lernen.»
Die meisten amerikanischen Unternehmer, die er kenne, seien Donald Trump gegenüber positiv eingestellt. Der Formel-1-Rennstallbesitzer Gene Haas, dessen Fräsmaschinen die Urma exlusiv in der Schweiz vertreibt und der kürzlich in Rupperswil zu Besuch war, sei gar «ein grosser Trump-Fan».
Kein Trump-Fan ist Dominik Berchtold. Aber auch der CEO des Heizköper-Produzenten Zehnder aus Gränichen spürte, als er vor zwei Wochen im Raum Boston amerikanische Unternehmer traf, «grosse Sympathien» für den Republikaner.
Nun mag das natürlich daran liegen, dass Trump die inländischen Produzenten mit höheren Markthürden schützen will. Berchtold beunruhigt ein solches Abschottungs-Szenario jedoch nicht allzu sehr. 2015 machte seine Gruppe rund sieben Prozent des Umsatzes in den USA.
«Wir sind dort in den letzten Jahren gewachsen und wir gehen von weiterem Wachstum aus», sagt er. Der Grund für die Zuversicht trotz möglicher Handelshemmnisse: Die Zehnder Gruppe beschäftigt in den USA aktuell rund 250 Mitarbeitende in zwei Fabriken und stellt die meisten Produkte, die auf dem US-Markt vertrieben werden, auch dort her.
Denn ganz neu ist die Trump-Rhetorik nicht. Schon in den letzten Jahren sei «der amerikanische Footprint und US-Made immer wichtiger geworden», so Berchtold. Einen Teil der Produktion hat die Zehnder Gruppe deshalb bereits in der Vergangenheit von China in die USA verlegt, wo ausserdem auch die Produktionskosten gesunken sind.
Ein paar dunkle Wolken sieht Berchtold trotzdem aufziehen. Einerseits will Trump die Ölindustrie stärker fördern, was den Anreiz, energieeffiziente Systeme wie jene der Zehnder Gruppe einzusetzen, verringern würde. Andererseits bedient die Gruppe aus den USA heraus auch den kanadischen Markt.
Eine Einschränkung des freien Handels würde sie deshalb ebenfalls zu spüren bekommen. Die wichtigste Frage sei aber jene nach den Auswirkungen von Trumps Wahl auf die Weltkonjunktur, so Berchtold. Er selber erwartet, dass diese langfristig «eher negativ» sein werden. Für Prognosen sei es aber noch zu früh.
Wenig Ungemach nach der Wahl von Trump befürchtet derweil Daniel Knecht, Präsident der Aargauischen Industrie- und Handelskammer. Für die Aargauer Wirtschaft – die im Jahr 2015 knapp acht Prozent ihrer Exporte in einem Wert von über 775 Millionen Franken in die USA verkaufte – stelle die Wahl Trumps keine Bedrohung dar, ist er überzeugt.
Sollte aufgrund der Wahl das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP scheitern, würden die Schweizer Unternehmen seiner Ansicht nach gar profitieren. Denn das stark umstrittene Abkommen zwischen den USA und der EU würde diese gegenüber EU-Unternehmen benachteiligen. «Und vielleicht», so Knecht, «steigen nach einem Scheitern die Chancen für die Schweiz, ein eigenes Freihandelsabkommen auszuhandeln.»
Vieles ist ein Tag nach Trumps Triumph noch Kaffesatzlesen. Klar ist hingegen: Der Ruf des Frischgewählten ist in der Schweiz nicht gerade gut. Für den Fernreisespezialisten Knecht Reisen wiederum ist dies eine schlechte Nachricht. Die USA seien im Fernreisemarkt von der Grösse her für Knechtreisen das wichtigste Land, sagt der CEO der Knecht Reisegruppe, Roger Geissberger. «Und der dortige Präsident hat auf die Umsatzzahlen Einfluss.»
So seien mit dem Amtsantritt von Georg W. Bush die Buchungen massiv zurückgegangen, um dann mit der Wahl von Barack Obama wieder anzusteigen. «Einige Kunden haben mir in letzter Zeit gesagt, sie würden vor der Buchung einer Reise die Wahlen abwarten», so Geissberger.
Gut möglich, dass sie sich nun für eine andere Destination entscheiden. Das Amerika-Budget korrigiert Knecht Reisen jedenfalls um rund zehn Prozent nach unten. Eine noch stärkere Abschottung des Reiselandes befürchtet Geissberger derweil nicht. Denn in die USA einzureisen, könne «eigentlich gar nicht mehr komplizierter werden.»