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Peter Hofmann (48) ist Jurist, Lehrer und Geschäftsführer der Fachstelle Schulrecht. Diese unterstützt Bildungsinstitutionen bei rechtlichen Fragen. Bei Thema Kleidervorschriften hat er eine klar Haltung – nicht nur was Schüler betrifft.
Peter Hofmann: Die Schule ist auf dem richtigen Weg. Erwartungen zu formulieren, ist aus pädagogischer Sicht sinnvoll. Ich fände es zielführender, wenn Kleidervorschriften gemeinsam mit den Schülern erarbeitet würden und wenn erwähnt wird, dass diese Regeln auch für alle Mitarbeitenden gelten.
Sie können adäquate Kleidung im Turnunterricht verlangen und verbieten, dass Schüler Kleider tragen, die menschenverachtende, rassistische, nationalsozialistische oder sexistische Aussagen verbreiten. Solche Kleider stören den Schulfrieden.
Nicht alle Modetrends passen ins Klassenzimmer. Die Schule Merenschwand hat deshalb Regeln aufgestellt. Andere Schulen verzichten darauf, weil sich Vorschriften kaum durchsetzen lassen. Hier gehts zum Artikel.
Das halte ich für einen pädagogischen Tiefflug. Mit dieser Methode stellt man Schüler an den Pranger. Eine Schule muss definitiv andere Reaktionsmuster haben, um auf unangebrachte Kleidung zu reagieren.
Strafen sind nicht durchsetzbar. Lehrpersonen dürfen Schüler zum Beispiel nicht nach Hause schicken, um sich umzuziehen. Sinnvoll ist, das Gespräch zu suchen oder das Thema Kleidung mit Schülern zu bearbeiten.
Wenn es um die Berufswahl und Vorstellungsgespräche geht. Da kann im Unterricht darüber gesprochen werden, welche Wirkung Kleider haben. Aber auch die Frisur oder die Schminke können in diesem Rahmen thematisiert werden.
Dass früher alles besser war, stimmt sicher nicht. Die Regeln waren strenger, die Freiheit stärker eingeschränkt. Lehrerinnen mussten mit Rock und Schürze unterrichten. Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Dafür gab es später Diskussionen wegen tiefgeschnittener Jeans, die unterdessen schon wieder out sind. Kleider sind ein gesellschaftliches Thema, Trends ändern sich laufend.
Ich bin da sehr konsequent, trage immer ein Hemd und lange Hosen. Am schlimmsten finde ich, wenn 40-jährige Lehrpersonen sich gleich kleiden wie ihre Schülerinnen oder Schüler.
Ein Lehrer hat durch seine Tätigkeit Vorbildfunktion. Das sollten Lehrpersonen bei der Wahl der Kleidung beachten. Die Schulen hätten für Lehrpersonen sogar ein Weisungsrecht bezüglich Kleidung. Aber auch hier finde ich es sinnvoller, das Thema im Team zu behandeln.