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Kassensturz 2018: So viel Gewinn oder Verlust machten die Aargauer Gemeinden

Wie der Kantonskasse erging es auch den Gemeinden letztes Jahr deutlich besser als erwartet. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg hatte vielerorts ein Sondereffekt: die erstmalige Neubewertung von Liegenschaften im Finanzvermögen.

Mathias Küng
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Rechnungsabschlüsse 2018 im Aargau: Neun von zehn Gemeinden schreiben schwarze Zahlen

Rechnungsabschlüsse 2018 im Aargau: Neun von zehn Gemeinden schreiben schwarze Zahlen

Keystone, Montage: mwa

Sowohl der Kanton als auch die Gemeinden verzeichneten 2018 ein über Erwarten gutes Jahr. Jetzt liegen auch konkrete Zahlen zum Überschuss der Gemeinden vor. Gemäss einer Auswertung der kantonalen Gemeindeabteilung haben insgesamt 185 Gemeinden schwarze Zahlen geschrieben. Das bestätigt den positiven Trend, über den die AZ schon im März berichtete. Der Ertragsüberschuss dieser Gemeinden (ohne Spezialfinanzierungen wie Ergebnisse der Ver- und Entsorgungsbetriebe) beläuft sich auf stolze 287 Millionen Franken.

Damit schliessen neun von zehn Gemeinden mit schwarzen, nur eine von zehn mit roten Zahlen ab. Konkret weisen 25 (im Vorjahr 42) Gemeinden Defizite von insgesamt 8,2 Millionen Franken aus. Zwei Gemeinden hatten ein ausgeglichenes Ergebnis. Es bleibt somit unter dem Strich ein Ertragsüberschuss von 279 (Vorjahr 144) Millionen Franken. Das ist gegenüber 2017 praktisch eine Verdoppelung und fast so viel wie beim Kanton.

Nicht genug der Superlative: Laut Marc Olivier Schmellentin, Leiter Finanzaufsicht Gemeinden beim Kanton, liegt der Fiskalertrag mit fast 1,9 (Vorjahr 1,86) Milliarden Franken erfreulicherweise wiederum über dem Vorjahr. Schmellentin: «Die Abweichung gegenüber den Budgetwerten ist mit rund sechs Prozent so hoch wie noch nie in jüngerer Vergangenheit.» Unter dem Strich habe dank der merklich verbesserten Ertragslage die Aufwandssteigerung «mehr als kompensiert werden können».

Erneut deutlich zugenommen haben die Abschreibungen aufgrund der hohen Investitionsvolumina der vergangenen Jahre. Die Gemeinden haben letztes Jahr mit 400 Millionen Franken etwas weniger investiert als 2017.

Neubewertungen schenken ein

Nach der Publikation erster Gemeinderechnungen hat sich im Frühling rasch gezeigt, dass die erstmalige Neubewertung der Liegenschaften im Finanzvermögen der Gemeinden sehr unterschiedlich zu Buche schlugen. In einigen ging es um hohe Millionenbeträge, in anderen brachten sie nur sehr wenig. Insgesamt erhöhten sie das Finanzvermögen der Gemeinden aber netto um rund 80 Millionen Franken, so Schmellentin.

Die Steuereinnahmen der natürlichen Personen entwickeln sich seit Jahren recht stabil. Diese machten letztes Jahr 1,66 der 1,9 Milliarden Franken Steuereinnahmen aus. Im Vorjahr lag das Verhältnis bei 1,63 der 1,86 Milliarden Franken. Von den Firmen kamen 171 (Vorjahr 158) Millionen Franken Steuern herein. Dazu kamen 26 (Vorjahr 25) Millionen Franken Erträge aus Regalien und Konzessionen, beispielsweise für die Inanspruchnahme von öffentlichem Boden, Leitungsnetzen oder auch Taxibetrieben.

Auffallend ist bei den Firmensteuern, dass diese in Gemeinden mit grossen Firmen je nach deren Ausrichtung stark differieren. Firmen im Lifescience-Sektor (etwa Pharma, Chemie) rentieren gut, die Gewinne in der traditionellen Industrie (Maschinen, Metall) sind tendenziell geringer. Und wie geht es dieses Jahr weiter? Marc Olivier Schmellentin sieht derzeit keine Trendumkehr: «Wir dürften dieses Jahr auf dem 2018 erreichten Einnahmenniveau bleiben», sagt er.

Kanton: Grosser Rat entscheidet

Zum Vergleich: Die Kantonskasse weist 2018 einen Überschuss von 327 Millionen Franken aus. Dieses erfreuliche Resultat kam laut Finanzdepartement dank der nach wie vor hohen Ausgaben- und Budgetdisziplin der Kantonsverwaltung, günstiger Konjunkturbedingungen, der doppelten Ausschüttung der Nationalbank sowie weiteren Sondereffekten zustande. Heute Dienstag entscheidet der Grosse Rat übrigens, was er mit dem Überschuss machen will.