Aarau
Kantonsspital schrammt bei Neubau nur knapp an Beschwerde vorbei – Kritik von Implenia

Das Bauunternehmen Implenia kritisiert das Ausschreibungsverfahren für den Neubau des Kantonsspitals Aarau.

Noemi Lea Landolt
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Läuft alles nach Plan, wird das Spital 2024 eröffnet: Blick auf den Haupteingang vom Parkhaus aus. (Visualisierung)

Läuft alles nach Plan, wird das Spital 2024 eröffnet: Blick auf den Haupteingang vom Parkhaus aus. (Visualisierung)

Wie das neue Kantonsspital Aarau (KSA) aussehen wird, ist seit Anfang April bekannt. Das Siegerprojekt hat die Architektengemeinschaft Burckhardt + Partner AG und Wörner Traxler Richter entworfen. Zwei weitere Bewerber gingen leer aus: Das Bauunternehmen Implenia wollte den Spitalneubau mit Schneider & Schneider realisieren. Allreal hat mit David Chipperfield Architects ein Projekt eingereicht. Wie es bei öffentlichen Ausschreibungen üblich ist, können sich unterlegene Bewerber gegen den Entscheid wehren. Allreal hat bis jetzt keine Beschwerde eingereicht und auch nicht vor, dies noch zu tun, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt.

Implenia: «Fehler im Verfahren»

Etwas anders klingt es bei Implenia. Das Verfahren, welches zur Auftragserteilung geführt hat, sei eingehend analysiert worden, teilt das Bauunternehmen auf Anfrage mit. «Das Ergebnis der durchgeführten Prüfung hat Implenia davon überzeugt, dass Fehler im Ausschreibungsverfahren gemacht worden sind und das Verwaltungsgericht eine Beschwerde hätte gutheissen müssen», sagt Mediensprecher Reto Aregger. Auf Nachfrage will er die gemachten Fehler nicht weiter konkretisieren. Implenia habe sich entschieden, keine weiteren Schritte einzuleiten.

Die Bilder des geplanten Neubaus:

So soll der Neubau des Kantonsspitals Aarau aussehen. Im Bild der Haupteingang.
12 Bilder
So könnte ein Zimmer für allgemeinversicherte Patientinnen und Patienten aussehen.
Innenansicht
Patientenzimmer
Grünfläche
Blick auf den Haupteingang von der Tellstrasse aus.
Blick auf Westfassade
Das Kantonsspital Aarau (im Bild das Hauptgebäude) heute. Der Neubau kostet 600 Millionen Franken.
Dank dem Neubau sollen Arbeitsabläufe verbessert und Kosten deutlich gesenkt werden können.
Das Kantonsspital Aarau soll dank des Neubaus auch wieder die vom Regierungsrat geforderte Gewinnmarge (Ebitda) von 10 Prozent erreichen können. Von 2015 bis 2019 lag sie zwischen 0,9 und 6,1 Prozent.
Die Grafik des Kantonsspitals Aarau zeigt die anstehenden Projekte. Der Neubau soll im Bereich der Ziffer 4 entstehen.
Das KSA von oben. Vor Gebäude 1 (grosses rotes Gebäude) werden mehrere bestehende Gebäude dem geplanten Neubau weichen.

So soll der Neubau des Kantonsspitals Aarau aussehen. Im Bild der Haupteingang.

Zur Verfügung gestellt

Der Entscheid erstaunt. Immerhin geht es um einen 600-Millionen-Franken-Auftrag – und das grösste Bauprojekt, das der Kanton Aargau je gestemmt hat. «Natürlich hätten wir uns über den Auftrag für den KSA-Neubau sehr gefreut», sagt der Implenia-Sprecher. Eine Beschwerde hätte unweigerlich zu einer Verzögerung des Projekts geführt. «Diese wäre aber vor allem ein Nachteil für die Patientinnen und Patienten», sagt Reto Aregger. Den KSA-Verantwortlichen habe Implenia den Entscheid und die Erwägungen kommuniziert.

KSA: «Keine fundierte Kritik»

Die Post ist bei den Verantwortlichen des Kantonsspitals Aarau angekommen. Sie beurteilen das eigene Ausschreibungsverfahren erwartungsgemäss anders: «Der Beschwerdeentwurf der drittplatzierten Anbieterin, Implenia Schweiz AG, enthält nach unserer Beurteilung keine fundierte Kritik, die zu einer Gutheissung einer allfälligen Beschwerde geführt hätte», sagt KSA-Sprecher Ralph Schröder.

Die Kantonsspital Aarau AG habe einen Gesamtleistungswettbewerb ausgeschrieben und sich dabei durch erfahrene Spezialisten begleiten lassen. Wie bei Architekturwettbewerben üblich, sei ein Preisgericht eingesetzt worden. Dieses sei zudem durch weitere Fachexperten ohne Stimmrecht beraten worden. «Diese Organisation bot Gewähr für einen fachlich breit abgestützten Entscheid», sagt Ralph Schröder. «Es gibt keinen Grund, dieses Vorgehen anzuzweifeln.»

Nach vier Kriterien beurteilt

Die drei Projekte seien nach den in der Ausschreibung vorgegebenen vier Kriterien bewertet worden, erklärt der KSA-Sprecher. Der Preis und die Qualität der Lösung wurden mit je 45 Prozent gewichtet; das Realisierungskonzept sowie die "Projektorganisation und das Qualitätsmanagement" mit je fünf Prozent. Der Entscheid des Preisgerichts, den der KSA-Verwaltungsrat stützte, sei unter den vergaberechtlichen Vorgaben zustande gekommen. «Er zeigt auf, welches das wirtschaftlich günstigste Angebot für den Neubau des Zentrumsspitals ist», sagt Ralph Schröder. Das KSA habe jenes Projekt ausgewählt, «welches nach den Vergabekriterien das beste war».

Die Verantwortlichen werten es «als gutes Zeichen für den durchgeführten Prozess und das Resultat, dass die unterlegenen Anbieter keine Submissionsbeschwerde eingereicht haben». Für alle drei Teams sei es um «sehr viel» gegangen, so Ralph Schröder. «Nicht nur bezüglich Auftragsvolumen, sondern auch bezüglich Prestige.»